Über das 13. International Chorus Festival in China und den Bildungskongress der IFCM
Über 11.000 Chorenthusiasten aus aller Welt kommen in Peking zusammen.
Von Emily Kuo, Musikerin und Vizepräsidentin der IFCM
Das China International Chorus Festival (CICF) ist seit seiner Gründung im Jahr 1992 nach wie vor das einzige internationale Chorfestival in ganz China. Bisher fanden insgesamt 12 solcher Festivals statt, die alle zwei Jahre abgehalten werden und Freundschaften und Chorentwicklung durch die Teilnahme lokaler wie internationaler Gruppen und Einzelpersonen fördern. Diese Veranstaltung wuchs über die Jahre zu einem wichtigen Kulturkanal für Chorleiter heran. In gleicher Weise ist das Festival allerdings auch essentiell für die universelle Chorbildung, denn es vermittelt, wie wichtig die Stärkung der ästhetischen Arbeit ist und ermöglicht einen Zugang zu chinesischer Chorkultur und chinesischer Kultur im Allgemeinen.
2014 lud das CICF in Zusammenarbeit mit der Internationalen Föderation für Chormusik (IFCM) und dem Organisationskomitee des 12. International Chorus Festival über 188 Chöre aus ganz China, den Vereinigten Staaten, Mexiko, den Philippinen, Litauen, Ägypten, Rumänien, Portugal, Ungarn, der Ukraine, Südafrika, Slowenien und vielen weiteren Ländern ein, in Peking die Kunst der Chormusik gemeinsam zu feiern.
Das 13. International Chorus Festival und der Bildungskongress der IFCM wurden am 26. Juli 2016 in der Großen Halle des Volkes in Peking eingeläutet. Am 1. August 2016 wurde das Festival im Tianqiao Art Center in Peking wieder erfolgreich beendet.
Anlässlich dieses 13. Festivals kamen über 11.000 Chorenthusiasten aus aller Welt in Peking zusammen. Insgesamt halfen 25 einheimische und internationale Chorexperten dabei, die Chöre anzuleiten, sie persönlich zu coachen und ihnen Feedback zu geben. Dieser neue Trend des persönlichen Coachings löst dabei den traditionellen Wettbewerb und Konkurrenzkampf ab. Der Schall einzelner Chöre erfüllte jede Ecke Pekings mit Musik und Klang, ob nun in Form von geplanten Konzerten oder improvisierten Darbietungen. Gleichzeitig trug auch die Kooperation mit Shanghai Früchte; so fanden Sommercamps für Chöre statt, bei denen nicht nur erfolgreich Konzerte veranstaltet wurden, die Chöre haben sogar am chinesischen Nordmeer, auf der Chinesischen Mauer und an anderen berühmten Wahrzeichen sogenannte „Flash-Performances“ aufgeführt, die in höchsten Tönen gelobt wurden. „Lausche in Peking der Chormusik aus aller Welt“ lautet das Motto für das Organisationskomitee des CICF.
Am 27. Juli schlugen mehrere Sachkundige aus der internationalen Chorgemeinschaft vor, China solle den Fokus des 13. International Chorus Festival und des Bildungskongresses der IFCM für Chormusik auf ästhetische Bildung legen. Experten glauben, dass die Kunst der Chormusik in der gemeinsamen Harmonie liegt und dass diese Art der Musik Sängern Werte vermittelt, die in traditionelleren Umfeldern nicht so leicht erlernt würden. Angeführt werden solle diese Bewegung von der Jugend; sie solle ihr Wissen über die Chormusik stärken und lernen, jegliche künstlerische Errungenschaften zu honorieren. Denn die Erweiterung des universellen Wissens über Chormusik führt schließlich nicht nur zu höheren Standards in der Chormusik, sondern wirkt sich positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit sowie soziale Normen unter jungen Erwachsenen aus.
Ein wichtiges Event beim 13. CICF war der Bildungskongress für Chormusik, der zum ersten Mal abgehalten und von Chorleitern und Mitgliedern des Bildungsministeriums gleichermaßen besucht wurde. Diese Konferenz vereinte Bildungsabteilungen aus mehr als 20 Provinzen, und alle von ihnen haben gemeinsam über die Bedeutung und Zukunft der Chorbildung diskutiert.
Am Morgen des 31. Juli fand die Siegerehrung des Festivals im Kongresszentrum Hot Spring Leisure City Convention Centre statt, der mehr als 200 einheimische und internationale Chöre beiwohnten. So wurden die Ergebnisse des Chorfestivals verkündet. Im Gegensatz zu vorherigen Methoden der Siegerermittlung stammten die Ranglisten diesmal von den 25 internationalen Experten; sie basierten auf der allgemeinen Performance eines bestimmten Chors im Vergleich zu anderen Teilnehmern. Die Chöre wurden bei der Siegerehrung in vier Gruppen eingeteilt (A, B, C und D), damit alle Chöre die Möglichkeiten hatten, persönlich mit den Experten über ihre Leistungen zu sprechen und Verbesserungsvorschläge zu hören. Dank dieses neuen Bewertungssystems können sich Chöre leichter verbessern und so die landesweiten Chorstandards anheben.
Das 13. International Chorus Festival hätte ohne externe Unterstützung nicht stattfinden, über 238 Chöre aus 44 Ländern hätten nicht singen, 20 Konzerte und über 204 hervorragende Impro-Darbietungen in sieben Tagen hätten nicht organisiert werden können. Unser Dank gilt dem Kulturministerium der Volksrepublik China, dem Pekinger Kommunalausschuss für Bildung, der Stadtverwaltung des Pekinger Stadtbezirks Xicheng, der Internationalen Föderation für Chormusik, der China Arts and Entertainment Group, der chinesischen Chorvereinigung, Piao Wu Tong, der Veranstaltungsleitung von Meet in Beijing, dem Guangzhou Opernhaus und dem Banlam Grand Theatre.
Großveranstaltungen wie das 13. CICF wären ohne die unglaubliche Unterstützung von den zahlreichen Freiwilligen nicht möglich, die so unermüdlich an der Koordinierung und Einteilung arbeiteten, bei der Ankunft und Abfahrt halfen, sich um Unterkünfte, Seminare, Workshops, Ausstellungen und Essensmöglichkeiten kümmerten und an alles noch so Wichtige und leicht Übersehbare gedacht haben. Von Herzen ein großes DANKESCHÖN an all diese unbekannten Helden, die ihre Zeit und Energie in den reibungslosen Ablauf gesteckt haben und keine Mühen scheuten.
Bei solchen Veranstaltungen wird einem wieder bewusst, dass Chorfestivals eine großartige Gelegenheit sind, Menschen aus allen Erdteilen friedvoll zu vereinen. Die besondere Verbindung zwischen Sängern und Teilnehmern überwindet Sprachbarrieren und politische und kulturelle Unterschiede; sie bringt unsere Herzen zum Singen und vereint unsere Seelen.
Emily Kuo hat sich einen guten Ruf als versierte Musikerin und erfolgreiche Unternehmerin geschaffen. 2007 gelang es Emily, die Chinese American Intercultural Exchange Foundation (CAIEF) zu gründen, deren zentrales Anliegen es ist, den kulturellen Austausch zwischen den Ländern zu fördern. Im darauffolgenden Jahr (2008) war sie wesentlich an der Produktion einer originellen Opernkomposition zum chinesischen Film „Lebewohl, meine Konkubine“ in der Staatsoper China beteiligt und half, diese in sechs größere Städte Amerikas zu bringen. Diese Oper erhielt während und nach der Tour durch Amerika sensationelle Kritiken und großen Applaus. Gleichzeitig wurde die Oper als kennzeichnendes Programm für die Olympischen Spiele in Peking 2008 ausgewählt und mit dem „Wenhua Award“ des chinesischen Kulturministeriums ausgezeichnet. Noch im gleichen Jahr unterstützte Emily den World Youth Choir auf Tour und bei Auftritten in Macau. Seit der Gründung des Asien-Pazifik Jugendchors (Asia Pacific Youth Choir, APYC) im Jahr 2011 fungiert Emily als Schutzherrin und hat den Chor auf mehreren internationalen Touren begleitet. Im Laufe seines fünfjährigen Bestehens hat das Projekt APYC zahlreiche talentierte junge Chorleiter sowie professionelle Musiker aus der Region Asien-Pazifik hervorgebracht und gefördert. 2012 wurde Emily zum Vorstandsmitglied bei der Internationalen Föderation für Chormusik (IFCM) gewählt und seit 2014 bekleidet sie sogar das Amt der Vizepräsidentin dieser angesehenen Föderation. Es ist Emily ein Herzensanliegen, die Chormusik zu fördern und weiterzuentwickeln, globale Chorgemeinschaften zur Höchstform zu motivieren und schließlich die Idee des Weltfriedens durch gemeinsames Singen – unabhängig der Ethnie, des Wohlstands oder der politischen Gesinnung – zu verwirklichen. Emily Kuo hält aktuell das Amt der Vizepräsidentin der IFCM, der Gründerin und des Vorstands der Chinese American Intercultural Exchange Foundation, der Präsidentin der Four Seasons Culture Development Group sowie der Präsidentin der Four Seasons Investment Group inne. Ihre E-Mail-Adresse lautet emily.kuo.lm@gmail.com.
Übersetzt aus dem Englischen von Magdalena Lohmeier, England
Inessa Bodyako (Reportage vom 13. Internationalen Chormusik-Festival 2016 in Peking)
Von unserer Berichterstatterin Inessa Bodyako …
Das 13. Internationale Chorfestival in Peking 2016 war sehr vielgestaltig in seinen Inhalten und mit Augenblicken gefüllt, an die man sich gern erinnern wird. Sehr erstaunlich in der Größe und ihrer Organisation waren die Eröffnungs- und Abschlusszeremonien. Fast eine ganze Woche mit Aufführungen in der Pekinger Konzerthalle, mit perfekter Akustik, sehr interessante Konzertprogramme, Meisterklassen von hochkarätigen Musikern über alle Schattierungen der Chorkunst und, nicht zu vergessen, die IFCM-Konferenz über Chor-Erziehung.
Hier meine Eindrücke vom Wettbewerb:
Chöre aus aller Welt maßen sich in zwölf Kategorien – Kinderchor, gemischter Chor, Männer- und Frauenchor, Ensemble, Jazz, Pop usw.
Die einzige Beschränkung für alle 238 teilnehmenden Chöre waren die 15 Minuten für ihren Auftritt. Der Chorleiter/die Chorleiterin konnten also ein Programm ihrer eigenen Wahl anbieten.
Die Wettbewerbs-Jury setzte sich aus Chorkunst-Experten und hochkarätigen MusikerInnen aus aller Welt zusammen: Südafrika, Amerika, Finnland, Dänemark, Großbritannien, Serbien, Norwegen, Venezuela, Ukraine, Weißrussland, Estland.
Das Organisationskomitee teilte die Jury in fünf Gruppen, von denen jede chinesische Musiker mit Fachleuten aus dem Ausland kombinierte. Für die Bewertung der Aufführung musste jeder Juror bis zu 30 Punkte geben, die sich aus Basiswissen, vokalen und künstlerischen Techniken ergaben. Die Bewertung musste sofort nach der Leistung abgegeben werden, was für einen Chorwettbewerb absolut ungewöhnlich ist.
Jeder Chor bekam dann je nach seiner Leistung ein Zeugnis der Übereinstimmung, von Stufe A (ständig hohes Niveau – Goldenes Diplom) bis hinunter zu Stufe D.
Jede aus fünf Experten bestehende Jurygruppe wählte aus allen examinierten Chören zwei ihrer Wahl zur Teilnahme am Abschlusskonzert, das am Morgen des 1. August im Tiangiao Veranstaltungszentrum für Darstellende Künste stattfand.
Alle 25 Juroren wählten danach die besten der besten Chöre mit der höchsten Punktzahl.
Die ersten drei Gewinne fielen an die Sheng Kung Hui Nam Woo Memorial Secondary School (Hongkong), den Peiyan-Chor (China) und den Vox Disposa-Chor des DRC (Kongo).
Das Wachsen von ‚Qualität und Quantität’ chinesischer Chorkultur in den letzten zehn Jahren ist absolut erstaunlich. In den Worten des Präsidenten der Chinesischen Chorvereinigung CCA, Lee Peige (Li Peizzhi): „Gegründet vor dreißig Jahren, 1986, damals mit hundert Teilnehmern, sind die Zahlen jetzt auf mehr als 60.000 persönliche und korporative Mitglieder gestiegen (die chinesische Website lautet: http://www.cca135.com/ ). Unsere Aufgabe ist, Chormusik zu unterstützen und zu entwickeln.“
Der Grundgedanke bei der Gründung des Internationalen Festivals ist es gewesen, den besten Ausdruck von Chormusik durch Wettbewerb und durch die Förderung von Austausch zwischen den Kulturen und Chorarten aus fünf Kontinenten verfügbar zu machen.
„Kommt, hört die Stimmen der Welt in Peking“ – 12.000 Teilnehmer im 13. CICF (Chinese International Chorus Festival) haben das Motto des Festivals absolut wahrwerden lassen.
Inessa Bodyako (minskinessa@gmail.com)
Übersetzt aus dem Englischen von Klaus L Neumann, Deutschland