Der 27. Internationale Takarazuka Kammerchor Wettbewerb - TICC -
Durchgeführt nach dem großen Erdbeben in Japan
Von Mizukazu Suwaki, TICC-Vizepräsident, früheres IFCM Board-Mitglied
Der 27. Internationale Takarazuka Kammerchor Wettbewerb fand vom 23.-24.07.2011 in der Vega Halle in Takarazuka, Japan statt – einer Trabantenstadt zwischen Osaka und Kobe mit 220.000 Einwohnern. Aufgrund des schweren Erdbebens, das am 11. März 2011 viele Menschenleben forderte, war man gezwungen, einige Chorevents und Musikfestivals in Japan abzusagen. Daher wurde auch darüber nachgedacht, ob das TICC so kurz danach durchführbar sei. Jedoch dank der deutlichen Ermutigungen, die wir vom In- und Ausland erhielten, waren wir glücklich, in der Lage zu sein, es stattfinden zu lassen. Ganz besonders freuen wir uns, dass auch Teilnehmer aus den betroffenen Regionen Miyagi und Fukushima dabei sein konnten. Diese Sänger erzählten uns, sie wären glücklich, am Wettbewerb teilzunehmen, obwohl sie ihre Übungsräume im Tsunami verloren hatten und nicht in der Lage waren, sich richtig vorzubereiten. Rückblickend wird uns klar, dass der Erfolg des Wettbewerbs, der vor 16 Jahren nach dem Grossen Hanshin Erdbeben durchgeführt wurde, obwohl Teile von Takarazuka City und eine Orgel der Vega Halle schwer beschädigt waren, ebenfalls der großen Unterstützung unserer Chorfreunde zu verdanken ist.
Insgesamt nahmen in diesem Jahr 22 Gruppen am TICC teil, darunter auch ausländische Chöre aus Litauen und Korea, die sich in vier Kategorien maßen: “Renaissance/Barock“, “Theaterstücke“, “Zeitgenössische Musik“ und “Folklore“. Der Aichi High School Choir wurde Gesamtsieger mit einer großartigen Aufführung eines Liedes von Jozef Karai. Die Wakayama Children’s Choral Group belegte den zweiten Platz mit der Kategorie “Theaterstücke“. Der dritte Platz ging an den Asaka Chorverein aus der vom Erdbeben betroffenen Region Tohoku.
Zum ersten Mal führten wir zusätzlich zum Konzert einen zweitägigen Workshop durch, der von Theodora Pavlovitch geleitet wurde, die auch zum Kreis der ausländischen TICC Juroren gehörte. Sie dirigierte ein bulgarisches Volkslied und ein eigenes Arrangement von George Gershwins “I Got Rhythm“ und leitete einen Chor, bestehend aus 30 Frauen von verschiedenen Chören Takarazukas. Dank ihrer kraftvollen Führung und ihrem Sinn für Humor brachte sie beim Preisträgerkonzert, das am letzten Tag stattfand, die Stimmen der Frauen wunderschön zur Geltung, und so endete das TICC mit einem Riesenapplaus.
Wir sind stolz darauf, dass hervorragende Chorleiter und Berufschöre aus dem Ausland an unserem diesjährigen Wettbewerb teilnahmen, der nunmehr im 27. Jahr durchgeführt wurde. Sie haben nicht nur großartige Gesangsvorstellungen in der Vega Halle gegeben, sie haben auch die Akustik sehr gelobt. Für japanische Chöre bieten Wettbewerbe mit ausländischen Chören wie Schola Cantorum Gudanensis (Polen), Pro Musica Chamber Choir (Schweden), Jauna Muzika (Litauen), Estonia Philharmonic Chamber Choir (Estland) und Vancouver Chamber Choir (Kanada) die beste Möglichkeit, Chormusik zu studieren. Auf diese Weise konnten sich herausragende Gruppen wie der Kyoto Academy Choir, der Mulberry Chamber Choir, das Vocal Ensemble <EST> und Choeur Chêne, die alle Japan repräsentieren, entwickeln und jetzt international auftreten.
Ich möchte noch die neue Kategorie “Theaterstücke“ erwähnen, die es erst seit 2007 gibt. Was ist ein “Theaterstück“? Der Begriff ist definiert als ein Aufführungsstil, bei dem die Sänger das gesamte Auditorium auf unterschiedlichste Weise nutzen und sich auf der Bühne zu herum bewegen dürfen. Oder man nutzt die Zuschauersitze, Gänge, den Raum hinter der Bühne oder die Balkone als Klangquelle. In diesem Fall sind Singen und Agieren oft improvisiert, d.h. die Sänger bewegen sich jenseits von Anweisungen des Dirigenten. Der japanische Komponist Minao Shibata (1916 – 1996) war ein Pionier dieses Genres. “Oiwake bushikou“ (1973) war das erste von ihm als “Theaterstück“ geschaffene Werk. Die Wakayama Children’s Choral Group, die diesjährige Gewinnerin dieser Kategorie, führte “The Blue Eye of God“ von Nancy Telfer und das “Agnus Dei“ von Hideki Chihara auf und erschuf damit einen Klangraum, der den Saal mit großen Chorstimmen füllte. Wir hoffen, dass es bei diesen Konzerten nicht nur um den Wettstreit um die besten Fähigkeiten geht, sondern dass sie den Chören auch neue Möglichkeiten eröffnen, ihre eigene Chormusik zu erschaffen.
Zuletzt möchte ich noch meiner tiefen Dankbarkeit für die enthusiastische Unterstützung und die großzügigen Zuwendungen unserer ausländischen Chorfreunde für die Erdbebenopfer Ausdruck verleihen. Wir haben auch große Unterstützung durch das Singen erhalten, wie beispielsweise die “Sing It For Japan“ – Bewegung. Der TICC wird nicht ruhen, unsere Stimmen den Projekten zu leihen, die helfen, die betroffenen Regionen wieder aufzubauen.
Wir sehen Sie beim 28. TICC, der vom 21.-22. Juli 2012 stattfindet.
Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Uhlig, Deutschland
Edited by Anita Shaperd, USA