35. Annual Chorus America Conference

Ein Nachhaltiger Erfolg

 

Jeanne Kelly, Gründerin und geschäftsführende Direktorin von Encore Creativity for Older Adults

 

Ich habe gehört, dass, wenn man eine neue und großartige Erfahrung macht, die Teilnahme an einer Veranstaltung schon lohnenswert und erfolgreich war. Das vorausgesetzt, war die 35. Annual Chorus America Conference in Minneapolis, Minnesota, ein nachhaltiger Erfolg. Minnesota ist bekannt als das Land der tausend Seen. Es scheint auch das Land der tausend Chöre und hunderter von Komponisten, alle von ausgezeichneter Qualität, zu sein.

Als Gründerin und geschäftsführende Direktorin von Encore Creativity for Older Adults war ich eingeladen, gemeinsam mit Jeanie Brindley-Barnett und Paul Babcock, dem Präsidenten des MacPhail Center for Music, das Thema “Senioren und Singen – Zwei Initiativen, die anders sind“ zu präsentieren. Brindley-Barnett koordiniert das MacPhail Programm “Music for Life“ und sprach über ihr lebenslanges Lernen in acht Seniorenresidenzen in den Twin Cities, bei dem die Chorkomponente besonders beliebt ist. Ich sprach über unser “Encore Chorale“ Programm, das landesweit das größte Chorprojekt für ältere Erwachsene ist. Mein Vortrag sollte zeigen, dass ältere Erwachsene eine Menge zu bieten haben, auch wenn sie das Probesingen für den Chor, in dem sie viele Jahre gesungen hatten, nicht mehr bestehen. Singen ist ein Lebensstil. Ich hatte ganz sicher das richtige Forum, um diese Botschaft zu übermitteln.

Chorus America und der Gastgeber aus Minnesota, Philip Brunelle mit seiner Organisation Vocal Essence, leisteten hervorragende Arbeit. Sie versammelten die besten Chorleiter, Sänger, Komponisten und Moderatoren, um den Teilnehmern vier aktionsreiche, anregende und mehr als erfüllte Tage zu bieten, in denen sie lernten, herrliche Chormusik hörten, neue Musik entdeckten, netzwerkten und reine Freude erlebten. Im Vorlauf der Konferenz wurden vertiefende Seminare angeboten zu den Themen effektive, zufriedenstellende und nachhaltige Führung; sich auf die Zukunft von Chören einlassen; und sich vorstellen, was möglich ist: wirtschaftliche Unterstützung beschaffen, Werkzeuge und Strategien. Ich entschied mich, die Meisterklasse für Dirigenten zu besuchen, in der vier Chorleiter Sänger von Vocal Essence dirigierten und von Kathy Saltzman Romey, künstlerischer Leiterin von Minnesota Chorale und Leiterin der Choraktivitäten der University of Minnesota, und Anton Armstrong, dem Leiter des St. Olaf Choir, gecoacht wurden. Es war interessant zu sehen, wie die kleinsten von Romey und Armstrong initiierten Änderungen beim Dirigieren, wie eine weiter ausladende horizontale Armbewegung eine unglaubliche Veränderung in der Reaktion des Chors bewirkte.

 

 Members of Minnesota Chorale perform choreography for "Sagitta" by Mary Ellen Childs -  © Anthony Kwan
Members of Minnesota Chorale perform choreography for “Sagitta” by Mary Ellen Childs – © Anthony Kwan

 

Die Eröffnungsveranstaltung wurde von dem in Minnesota und international bekannten Garrison Keillor geleitet, der uns alle in seinem Bann hielt, als wir geliebte amerikanische Melodien sangen. Ich habe ihn unzählige Male in seiner landesweit ausgestrahlten Radiosendung Prairie Home Companion Show gehört. Seine Fähigkeit, mit seinen Zuhörern in Kontakt zu bleiben, ist wirklich Ehrfurcht gebietend.

Minnesota wird die Chorhauptstadt der Vereinigten Staaten genannt. Philip Brunelle plante ein unglaubliches Eröffnungs-Galakonzert in der Orchestra Hall, indem er neun Chöre versammelte, darunter 250 Kinder des Minnesota Youth Choir Consortium. Ihre elektrisierende Vorstellung war voller Leben, großartigem Klang und reiner Freude. Das Lächeln in ihren Gesichtern zu sehen, als sie den Saal verließen, machte uns klar, dass die Chortradition immer weiterleben wird. Sie setzten den Standard für einen Abend mit außergewöhnlichem Chorgesang mit allen Komponisten aus Minnesota. Fürwahr ein Meisterstück! Der Abend fand seinen Höhepunkt in einem Massenchor, der, von Sigrid Johanson dirigiert, die Weltpremiere des Werks von Stephen Paulus “When Music Sounds“ aufführte. Der Text von Walter de la Mare “Music“ beginnt mit When music sounds, gone is the earth I know, And all her lovely things even lovelier grow [Wenn Musik erklingt, ist die Erde, die ich kenne, verschwunden, und alle ihre wunderschönen Dinge wachsen noch schöner.]. Dieser Text passte perfekt zu der Konferenz und die Schönheit von Klang und Poesie durchdrang unseren Geist und unsere Seelen.

Marilyn Carlson Nelson, Vorsitzende von Carlson und Liebhaberin und Förderin von Chormusik, sprach über die Tatsache, dass es im Hinblick auf die trostlose wirtschaftliche Lage bei den Künsten immer wichtiger wird, wie wir führen und unsere Stimmen erheben. Sie zitierte Baba Dioum “ Am Ende werden wir nur bewahren, was wir lieben, werden wir nur lieben, was wir verstehen, und wir werden nur verstehen, was uns gelehrt wurde.“ Das war so treffend, dass wir alle danach streben, unsere Choraufführungen zu vernetzen und sie bekannt zu machen, um uns eine große wohl gesonnene Zuhörerschaft zu sichern.

Die einzelnen Sitzungen der Konferenz umfassten jeden Aspekt eines erfolgreichen und nachhaltigen Chorprogramms. Tim Brunelle sprach über die Notwendigkeit für Chororganisationen, bei ihrer Werbung genauso schlau wie Großunternehmen zu sein. Gute Werbung ist die Basis für alles, von der Sängerauswahl über den Kartenverkauf bis zur Bildung einer treuen Zuhörerschaft.

“Cantare – Verbesserung der Aufmerksamkeit durch Chormusik“ berichtete über das kommunenübergreifende Programm Cantare! das mexikanische Komponisten als Komponisten-in-Residence in die Klassenzimmer von Minnesota bringt. Diese Idee wurde 2008 bei Vocal Essence geboren und hat seitdem über 5000 Kinder erreicht. Eine Veranstaltung war der Gesunderhaltung des Stimmapparates und des Körpers des Dirigenten gewidmet. “Strategie und Planung um das Gedeihen ihres Chores zu sichern“ zielte auf drei Punkte ab: bleib realistisch, finde einen Sinn und improvisiere. Es gab Seminare zur Stärkung von Vorständen; Konfrontation durch Musik bei Mobbing; verborgene Schätze der Chormusik und noch vieles mehr. Man konnte so viele großartige Informationen erhalten, und es war schwierig, sich zu entscheiden. Sie alle betrafen die Welt des Chors.

Es gab auf der Konferenz auch sogenannte Dine Arounds, die den Teilnehmern das Netzwerken anboten, ein Dirigent-Komponist-Speed-Dating, das innovative Ideen zusammenbrachte, und Buttonhole Consultations, die Teilnehmern eine zwanzigminütige Einzelberatung durch erfahrene Chorleiter anbot.

Ich besuchte das Dinner und den Dialog mit Libby Larsen, der ein Teil der “American Composers Forum Choral Connections Conference“ war. Sie gehört zu den Gründern des American Composer Forum und berichtete, dass es mit der Suche nach Texten, dem Lesen, dem vielen Reisen und Besuchen von Konzerten und Vorsingen und der Forschung zu den riesigen technischen Veränderungen faszinierend sei, dass Komponisten noch Zeit zum Komponieren fänden. Redegewandt konstatierte sie: Musik ist die Art und Weise, wie ich am besten vermitteln kann, was es bedeutet zu leben.

Das Konzert am Donnerstagabend von “The World Beloved“: eine Bluegrass Messe von Carol Barnett, bescherte uns einen Abend, der vielen von uns lange im Gedächtnis bleiben wird. Philip Brunelle und seine Vocal Essence Ensemble Singers und Monroe Crossing sangen wunderbar in der großartigen Atmosphäre der Central Lutheran Church. Vor der Messe hörten wir Dominick Argentos unvergesslich schönes “Walden Pond“ mit Argento selbst im Auditorium. Der Klang von Vocal Essence ist rein und auf Schönheit und Klangharmonie konzentriert. Und es ist ein ziemlich einzigartiges Erlebnis, eine so hochmusikalische Brassband zu hören. Die Zusammenarbeit hätte nicht besser sein können. Alle Konferenzteilnehmer erhielten eine CD der Messe und ich glaube, ich werde sie hören, bis sie ihren Geist aufgibt.

Chorus America, Philip Brunelle und Vocal Essence bescherten uns eine Konferenz, die kaum zu überbieten sein wird. Wir alle sind mit einem riesigen Schatz an Ideen heimgefahren, die die Chortradition am Leben und gesund erhalten werden.

Danke Chorus America und Vocal Essence für vier überragende Tage!

 

 

Jeanne KellyJeanne Kelly ist zur Zeit Gründerin und geschäftsführende Direktorin der gemeinnützigen Gesellschaft Encore Creativity for Older Adults, deren Zweck es ist, älteren Erwachsenen ab 55, die Kunstunterricht oder Kreativgruppen auf jedem Niveau und unter fachkundiger Anleitung suchen, eine gute erreichbare und nachhaltige Plattform zu bieten. Encore bietet landesweit das größte Chorprogramm für ältere Erwachsene. Bevor sie Encore gründete, erlebte sie eine mehr als 35-jährige Karriere als Sängerin, Lehrerin, Dirigentin und Kunstmanagerin. Als Sängerin spielte sie Hauptrollen bei großen Opernkompanien, unter anderem bei Baltimore Opera und National Opera. Sie war die erste Direktorin der Levine School of Music, Virginia. Frau Kelly arbeitete als Musikdirektorin des United States Naval Academy Glee Club und des Georgetown University Concert Choir. www.encorecreativity.org

 

 

Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Uhlig, Deutschland