Chicago: Nationale Konferenz 2011 der American Choral Directors Association
Von Dr. Tim Sharp, Exekutivdirektor, ACDA
Auf der zweijährlichen nationalen Konferenz der American Choral Directors Association (Amerikanischen Chorleitervereinigung) – ACDA – die diesmal vom 9.-12. März 2011 in Chicago, Illinois (USA) stattfand, fand einer der strategischen Imperative unserer Vereinigung in der aktiven Zusammenarbeit seine deutliche Bestätigung. Die überwältigenden Anstöße zu einem neuen Aufbruch, die diese Veranstaltung unserer Chorleitervereingung gab, waren großenteils der guten Arbeit zu verdanken, die wir hinsichtlich kreativer Zusammenarbeit mit anderen Chorkunstorganisationen und Chorkünstlern geleistet haben. Die wundervollen Aufführungen von Mendelssohns Elias, Op 70 durch den mit dem Grammy ausgezeichneten Chicago Symphony Chor und Orchester, waren das Ergebnis von 2 Jahren der kreativen Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Chicago Symphonie-Orchesters, nicht zuletzt auch der künstlerischen Zusammenarbeit und der verwaltungstechnischen Verhandlungen mit der Chicagoer Symphonie-Organisation und dem Orchestersaal von Chicago. Helmuth Rilling hatte wohl gerade die Nachricht erhalten, dass er den diesjährigen Herbert von Karajan Musikpreis gewonnen hatte, als er die Aufführung dirigierte. Solisten waren Alexandra Coku, Sopran, Birgit Remmert, Mezzosopran, James Taylor, Tenor, Markus Eiche, Bariton und Kenny Lumb, Knabensopran. Die von der ACDA geförderten Aufführungen fanden für Konferenzteilnehmer am 10. und 12. März und für die allgemeine Öffentlichkeit am 11. März statt.
Dass verschiedene internationale Chöre gehört werden konnten, war der Erfahrung zu verdanken, die wir im Rahmen des internationalen Chorsymposiums und durch unsere Vernetzung in der Internationalen Föderation für Chormusik (IFCM) gesammelt haben. Zu unseren ganz besonderen internationalen Chorgästen gehörten Kamer (Lettland), musica intima (Canada), Taipei Philharmonic Chamber Choir (Taiwan), Cantus (Norwegen) und der Hua Zhong Normal University CCNU Tian Kong Choir (China).
Aus den Vereinigten Staaten waren die folgenden Chöre und Ensembles eingeladen, während der diesjährigen nationalen Konferenz der ACDA aufzutreten: Chanticleer (Kalifornien), der Grand Rapids Symphony Junior Youth Chorus (Michigan), der Highland Park United Methodist Church Chancel Choir (Texas), der Chor “Penn State University Essence of Joy” (Pennsylvania), Sursum Corda (Alabama), Centenary College Chorale (Louisiana), A Slice of Jazz (Iowa), American River College Vocal Jazz Ensemble (California), Central Washington University “Vocal Jazz I” (Washington), Eleventh Hour (Ohio), Pacific Standard Time (Kalifornien), Gold Company (Michigan), Anima (Illinois), Luther College Norsemen (Iowa), Montgomery HS Chorale Women (Texas), Millikin University Choir (Illinois), Bella Voce Young Women’s Choir (Minnesota), Murrieta Valley HS Chamber Singers (Kalifornien), University of St. Thomas Chamber Singers (Minnesota), Concordia Singers (Pennsylvania), North Central HS “The Counterpoints” (Indiana), Vox Musica (Kalifornien), The Esoterics (Washington), Bak MS Girls Chorus (Florida), Rex Putnam HS A Cappella Choir (Oregon), Riverside City College Chamber Singers (Kalifornien), Emory University Concert Choir (Georgia), Brethren (Virginia), Fountain Valley HS “Troubadours” (Kalifornien), Calvin College Alumni Choir (Michigan), Minnesota Choral Artists “The Singers” (Minnesota), Schofield MS Madrigal Singers (Nevada), Douglas Anderson School of the Arts Chorale Women (Florida), Kantorei (Colorado), Young People’s Chorus of NYC (New York), University of Kentucky Men’s Chorus (Kentucky), Young New Yorkers’ Chorus (New York), Lawrence University Women’s Choir (Wisconsin) und der Chor der Brigham Young University Singers (Utah). Die ACDA fördert ferner die nationalen “Ehrenchöre” (Honor Choirs), denen ausgewählte Sänger aus dem ganzen Land angehören. In diesem Jahr waren das der Children’s National Honor Choir – Leiter: Henry Leck; Middle School National Honor Choir – Leiter: Rollo Dillworth; Women’s National Honor Choir – Leiterin: Lynne Gackle; und ein Men’s National Honor Choir – Leiter: Peter Bagley.
Für die amerikanische Chorleitervereinigung war es eine Ehre, Gastgeber des Exekutivausschusses der Internationalen Föderation für Chormusik sein zu dürfen, der hier seine Sitzung zur Vorbereitung des internationalen Chorsymposiums in Argentinien im kommenden Sommer abhielt. Die ACDA freute sich ferner über die Teilnahme von Chordirigenten und anderen Vertretern aus über 20 Ländern an unserer nationalen Konferenz. Die Gelegenheit zur weltweiten Vernetzung und zum Gedankenaustausch konnte durch diese starke internationale Präsenz nur gewinnen, und sicherlich sind sich alle einig, dass die Anwesenheit dieser Gäste in Chicago für uns alle bereichernd war.
Die anregenden pädagogischen Seminare – so genannte “Interest Sessions” – und andere Veranstaltungen erreichten ein hohes Niveau dank der Zusammenarbeit der ACDA mit dem Spertus Institute of Jewish Studies in Chicago, Chicagos Center for Black Music Research, der National Association of Teachers of Singing (NATS), der Margaret Hillis Collection im Rosenthal-Archiv des Chicago Symphony Orchestra, der Anshe Emet Synagoge, der Rockefeller Memorial Chapel an der University of Chicago, der VanderCook University, der DePaul University, der Roosevelt University sowie der First United Methodist Church. Chicago wurde dadurch weit mehr als lediglich ein Rahmen für die Abwicklung unserer Geschäfte und unserer Veranstaltungen; der künstlerische Reichtum von Chicago erweiterte auch unser Wissen und unser künstlerisches Verständnis, indem wir gemeinsam in Kunst und Bildung investierten. Jeder verließ Chicago mit der erneuten Einsicht, dass diese Stadt ein überreiches und anregendes künstlerisches Umfeld darstellt. Und – zusätzliches Glück – zufällig fand unsere Konferenz auch noch in der Woche statt, in der die alljährliche St. Patrick’s Day Parade abgehalten und der Fluss zur Feier des Tages traditionell grün eingefärbt wird.
Im Rahmen der Untersuchungen der ACDA über pädagogische Techniken wurden den folgenden Themen besondere Sitzungen gewidmet: It’s a Good Thing! Embracing Technology in the Choral Classroom (Moderation: Marie Palmer); Implementing a SMART Choral Rehearsal: Enhancing Instruction Using SMART Technology (Moderation: Ryan Fisher); The ACDA International Archives for Choral Music: A Dynamic Choral Research Resource (Moderation: Marvin Latimer and Christina Prucha); und Hear Ye: Announcing a National Symposium on American Choral Music Washington, D.C., 2012 (Moderation: John Silantien). Zu der Frage des pädagogischen Ansatzes im Unterricht und bei Chorproben wurden die folgenden “Interest Sessions” abgehalten: Jazz Styles and Improvisation for Choirs! (Moderation: Russell Robinson); Breaking the Code: Small Ensemble Rehearsal Techniques for Choirs of All Sizes (Moderation: Simon Carrington); Transforming Conducting: Conducting for Transformation (Moderation: Weston Noble and Geoffrey Boers,); Beyond Singing: Blueprint for the Exceptional Choral Program (Moderation: Stan McGill); Boys’ Changing Voice: Tips and Techniques (Moderation: Dan Davison); Teaching Through Repertoire: A Choral Conductor’s Guide (Moderation: Heather J. Buchanan and Matthew W. Mehaffey); Conducting Technique, Breath and Center as Rehearsal Technique (Moderation: James Jordan); Nutrition for the Voice and Soul (Moderation: Timothy Seelig); Revitalizing Middle School Choral Programs (Moderation: Judy Bowers); Reconsidering Too Old To Sing: Can Singing Skills Be Revived? (Moderation: Michael Kemp); Singing with Intention: Bringing Vitality and Beauty to Choral Tone (Moderation: Sandra Snow); Comprehensive Choral Musicianship (Moderation: David Conte); und schließlich, initiiert von der National Association of Teachers of Singing, das Thema Choral Directors are from Mars and Voice Teachers are from Venus: Sing from the Diaphragm and other Vocal Misstructions (Moderation: Allen Henderson, Sharon Hansen, Brenda Smith, Donald Simonson und Scott McCoy). Von einer ausgewählten Gruppe dieser “Interest Sessions” sollen in nächster Zeit Auszüge und Videofilme in voller Länge über die Website der ACDA, www.acda.org, und über verschiedene Mitglieder des ChoralNet der ACDA, www.choralnet.org, bereitgestellt werden.
Im Rahmen der wachsenden Kenntnis von multiplen Kulturen sowie der internationalen Chorliteratur wurden während der ACDA-Konferenz die folgenden Themensitzungen abgehalten: Explore the Chinese Cultural Treasures Through Choral Music: Chinese Choral Repertoire and Interpretation (Moderation: Karl Chang and Jenny Chiang); Expanding the Repertoire: Uncovering a Neglected American Music – Genre Black Composers Writing for Women’s Voices (Moderation: Mary Hopper); The Interpretation of Latin American Music (Moderation: Oscar Escalada); und Resources for Choral Directors at the Center for Black Music Research (Moderation: Sharon Gratto and Suzanne Flandreau).
Unsere Partner in der Chormusikindustrie haben uns auf beispiellose Weise unterstützt, indem sie uns durch ihre Fachkenntnisse, ihre großzügigen Angebote und ihr Engagement für unsere gemeinsame Aufgabe bei Chormusiklesungen sowie mit ihren Ressourcen, technologischen Neuerungen und weiteren Chorveranstaltungen zur Seite standen. Teilnehmer, die rechtzeitig angekommen waren, kamen in den Genuss einer Aufführung der Choroper Paradise Lost: Shadows and Wings von Eric Whitacre, eine Aufführung, die mit der Unterstützung der Fachindustrie im Rahmen eines Vorprogramms zur Konferenz ermöglicht wurde und an einem unserer Hauptveranstaltungsorte, dem Auditorium Theater, stattfand. Durch unsere Zusammenarbeit mit den Verlagen kamen nicht nur die von der ACDA veranstalteten Chormusiklesungen, sondern erstmals auch von den Verlagen selbst angebotene Musiklesungen zustande.
Die ACDA ist ständig um Neuerungen im Bereich der Technik und mit papierlosen “grünen” Veranstaltungen bemüht, und so war es den vereinten Kräften vom Repertoire-und Normenausschuss des ACDA und dem Fachindustriepartner J.W.Pepper zu verdanken, dass alle Musiklesungen erstmals Online verfügbar waren. Die Leser dieses Artikels haben nunmehr die Möglichkeit, Einblick in das Notenmaterial zu nehmen, und zwar unter http://acda.jwpepper.com/Security/Login.aspx
Sie müssen zwar eine Benutzerrechnung eröffnen, um Zugriff auf das Material zu bekommen, doch die Anmeldung ist kostenlos.
Dank der Zusammenarbeit der ACDA mit der Organisation Americans for the Arts konnten wir das Konzert am ersten Abend mit einem bewegenden Vortrag von Robert Lynch beginnen, der an die in den USA lebenden Teilnehmer appellierte, in ihrem Einsatz für die Förderung der Künste nicht nachzulassen. Lynch ermutigte die ACDA, diese Partnerschaft durch den Arts Action Fund und andere Initiativen von Americans for the Arts fortzusetzen. Die ACDA ist einer der nationalen Sponsoren des Arts Advocacy Day, der von Americans for the Arts in Washington, DC veranstaltet wird. Mehr über Americans for the Arts und die Veranstaltungen am Arts Advocacy Day finden Sie unter http://www.artsusa.org/
Die fortschreitende Internationalisierung des Programmangebots der ACDA wird durch die Zusammenarbeit mit unseren Reise- und Festivalmitgliedern befördert. Die ACDA hat nach 52jährigem Bestehen nunmehr einen National Youth Honor Choir gegründet, ausgehend von den Honor Choirs, die bisher bei den nationalen und regionalen Konferenzen aufgetreten sind. Die jungen Sänger/innen erhalten dadurch die Gelegenheit, jenseits ihres Einsatzes anlässlich einer Konferenz im kommenden Jahr, 2012, an der ersten Konzertreise des ACDA National Youth Choir nach London teilzunehmen. Ferner ist es der kreativen Zusammenarbeit der ACDA mit Cincinnati, Ohio, und ihrer Partnerschaft mit INTERKULTUR zu verdanken, dass die Weltchorspiele zum ersten Mal in einer Stadt der USA stattfinden werden. Es ist ein Freude zu sehen, welche Energien die Entwicklung solcher Programme, die uns immer mehr über unsere nationalen Grenzen hinausführen, bei unseren jungen Chorsängern freisetzen.
Zusammenarbeit ist es, die Beziehungen zu anderen allmählich zur Verwirklichung eines gemeinsamen Zukunftsbildes führt. Motivation ist der Antrieb für all unser Tun, und damit eine Vision verwirklicht werden kann, müssen sich diese Motivationskräfte überschneiden. Geschäftstätigkeit ist durch Gewinn motiviert; Bildungseinrichtungen sind, im Grunde genommen, durch die Suche nach Wahrheit motiviert; Glaubensgemeinschaften haben einen Grundglauben, der sie zusammenhält; im Sport werden Mannschaften durch die Anzeigetafel motiviert. Fachvereinigungen wie die ACDA sind von einem Auftrag motiviert, und dieser Auftrag ist für die ACDA die Pflege und Förderung immer bessere Aufführungen von immer besserer Qualität von Chormusik. Auf unserer nationalen ACDA-Konferenz in Chicago ist dieser Auftrag zur vollen Entfaltung gekommen, und wir freuen uns bereits auf unsere nächste nationale Konferenz vom 13. bis 16. März 2013 in Dallas, Texas. 2012 will die ACDA sieben regionale Konferenzen in den Vereinigten Staaten veranstalten, zu denen Besucher aus aller Welt eingeladen sind:
Madison, Wisconsin 8.-11. Februar 2012
Providence, Rhode Island 15.-18. Februar 2012
Winston-Salem, North Carolina 29. Februar-3. März 2012
Dallas, Texas 29. Februar-3. März 2012
Reno, Nevada 29. Februar-3. März 2012
Ft. Wayne, Indiana 7.-10. März 2012
Seattle, Washington 15.-18. März 2012
Übersetzt von Hannelore Knapp, Belgien