Africa-Cantat-Festival 2023: Singen im Herzen von Afrika
Henrike Schauerte, Managerin des Africa-Cantat-Festival 2020 und Mitglied des internationalen Africa-Cantat-Komitees
Vom 1. bis zum 6. August 2023 kamen mehr als 500 Einzelsänger, Chorleiter, Gäste und Chöre aus mehr als 15 Ländern in Yaoundé, Kamerun, zusammen, um die Vielfalt der afrikanischen Chormusik zu feiern. Diese zweite Ausgabe des Festivals war zugleich das erste Africa-Cantat-Festival, bei dem die Sänger die Gelegenheit hatten, in persona zusammen zu kommen, sich auszutauschen, zu lernen und gemeinsam zu singen.
Fünf Workshops, jeweils geleitet von Sabelo Mthembu aus Süd-Afrika, von Jean Benoit Bakhoum aus dem Senegal, Jean Alexis Bakond aus Kamerun, Jean-Marie Puissant aus Frankreich und Jan Schumacher aus Deutschland, ein Juniorenbereich, ein Studienausflug, tägliches offenes Singen sowie tägliche Nachmittags- und Abendkonzerte eröffneten die Gelegenheit, Lieder aus ganz Afrika und der Welt zu entdecken. In diesem Artikel führen wir die Perspektiven von vier Personen zusammen, um das Africa-Cantat-Festival und seine Vision für die Zukunft vorzustellen: Yveline Damas, Präsidentin des Afrikanischen Verbandes für Chormusik und Mitglied des Vorstandes der IFCM, Ann-Valérie Foning, Mitglied des nationalen Gastgeberkomitees, Henri Mandeng, leitender Organisator des Festivals und Repräsentant der gastgebenden Assoziation Les Amis du Choeur Madrigal du Cameroun, und Lucien Mendy, Generalsekretär der Afrikanischen Konföderation für Chormusik.
Yveline Damas, das Africa-Cantat-Festival 2023 in Yaoundé wurde das erste Mal als Präsenzveranstaltung durchgeführt. Welche Bedeutung hat diese Veranstaltung für die Afrikanische Federation für Chormusik?
„Diese erste Präsenzveranstaltung des Africa-Cantat-Festivals ist das Vorzeigeprojekt der Afrikanischen Federation für Chormusik. Mit der Unterstützung der IFCM, von A Coeur Joie International und der European Choral Associationübernahm die Vereinigung Les Amis du Choeur Madrigal du Cameroun die Aufgabe des Gastgebers und Organisators des Festivals. Das Africa-Cantat-Festival hat eine besondere Bedeutung für die Afrikanische Föderation für Chormusik, weil es für unser Bestreben steht, die Entwicklung des Chorsingens in Afrika durch die Förderung des Austausches und der Teilhabe von Chorsängern und Chordirigenten aus Afrika und anderen Kontinenten voranzutreiben. Die Veranstaltung 2023 bot die Gelegenheit zum gemeinsamen Musikerleben, zum Austausch, zur Wertschätzung der Gastfreundschaft und der afrikanischen Lebensfreude für alle Beteiligten, und im Besonderen für die Kameruner. Am Anfang stand eine Herausforderung. Alle Hindernisse galt es zu überwinden und einen Partner zu finden, der in der Lage war, ein Festival solch einer Größenordnung zu organisieren. Nach diesem Festival in Yaoundé nehmen wir erfreut zur Kenntnis, dass wir, allen Herausforderungen zum Trotz, in der Lage sind, das Africa-Cantat-Festival zu einem großen Erfolg zu machen. Mehr denn je sind wir entschlossen, dieses wunderbare Festival dauerhaft zu etablieren, und wir konzentrieren uns nun auf die Organisation der nächsten Ausgabe.
Ann-Valérie Foning, das Africa-Cantat-Festival war die erste internationale Veranstaltung, die von Les Amis du Choeur Madrigal du Cameroun durchgeführt wurde. Was haben Sie, als Hauptverantwortliche des Festivalbüros, für Erfahrungen während des Festivals gesammelt?
Das Africa-Cantat-Festival war eine neue Erfahrung für das lokale Team, angefangen bei unserem nationalen Komitee bis zu den Freiwilligen, die das Festival unterstützt haben. Daher war es für uns eine großartige Gelegenheit, dass wir bei der Organisation vom internationalen Komitee unterstützt wurden. Wir erhielten großes Lob von Teilnehmern des Festivals, die die besuchten Workshops sehr inspirierend fanden und uns so ihre Wertschätzung zeigten. All die Ereignisse des Festivals hätten nicht ohne die Unterstützung des örtlichen Komitees und der Freiwilligen stattfinden können. Einige der Freiwilligen waren Universitätsstudenten, und die neuen Fähigkeiten, die sie sich angeeignet haben, werden sehr nützlich sein für ihre zukünftige Laufbahn. Während des gesamten Festivals konnten sie Erfahrungen einer internationalen Arbeitsumgebung sammeln. Wir konnten auch das Interesse von anderen Studenten wecken, die fasziniert waren von dem innovativen Charakter des Festivals und seiner Offenheit gegenüber Menschen mit Behinderung. Die Konzerte mit ihrer Bandbreite unterschiedlicher Stile zeigten, dass Chorsingen nicht ausschließlich eine religiöse Aktivität ist (ein weit verbreiteter Glaube in Kamerun). Kurz gesagt, das Festival kam nicht nur jenen zugute, die unmittelbar involviert waren, sondern auch jenen Menschen, die wir bei dem offenen Singen und den Konzerten durch die Choraufführungen erreichten.
Henri Mandeng, welche Beobachtungen haben Sie als leitender Organisator des Festivals und Repräsentant von Les Amis du Choeur Madrigal du Cameroun in Bezug auf die Musik bei dem Festival gemacht?
Das Festival war in Bezug auf die Musik ein großer Erfolg. Wir konnten Chöre von exzellenter Qualität und mit unterschiedlichem Repertoire zusammenbringen: das Ensemble Ephémère aus Lyon in Frankreich, Le Chant sur la Lowé aus Gabun, Ban’Afrika, Bel Canto und Luc Gillon aus der DRC (Demokratische Republik Kongo), um nur einige zu erwähnen. Chöre aus Kamerun wurden repräsentiert durch den Mboa Youth Choir und Makuli Ma Nlima. Zusätzlich hat das internationale Komitee den Afrikanischen Jugendchor als Gastchor eingeladen, dessen Mitgliedern somit das erste Mal seit der Pandemie ermöglicht wurde, zusammenzukommen und unter der Leitung von Ken Wakia zu singen. Das Publikum hat vor allem über die Originalität der künstlerischen Beiträge gestaunt: Gleichzeitige Konzerte an vier Aufführungsorten der Stadt und als Höhepunkt jedes Festivaltages die Open-Air-Konzerte am Abend bei der Katholischen Universität von Zentralafrika. Mit dem Africa-Cantat-Festival konnten das Publikum, aber auch die Festivalteilnehmer die Vielfalt chorischen Singens kennenlernen, was uns mit großer Zufriedenheit und Stolz erfüllt. Die dargebotene Musik trug wirklich dazu bei, die Herzen in einem Streben nach Zusammenhalt zu vereinen und Freude, Freundschaft und Beisammensein zu teilen. Und das Publikum hat schließlich verstanden, dass der Chorgesang ein wunderbares Werkzeug für den sozialen Zusammenhalt und die interkulturelle Integration und Verständigung ist.
Lucien Mendy, welche Vision hat die Afrikanische Föderation für Chormusik für die Zukunft des Africa-Cantat-Festivals?
Das Festival hat zu einer Festigung des Africa-Cantat-Netzwerkes geführt. Dank der Partnerschaften mit anderen Organisationen des Kontinents bietet es vielversprechende Perspektiven innerhalb des afrikanischen Kontinentes für die weiteren Ausgaben. Die Verbindung zwischen den afrikanischen und europäischen Festivalteilnehmern und Organisatoren wird Synergieeffekte erzeugen und für dauerhafte Kooperation auf dem Feld des Chorsingens sorgen und auch die Tradition des Africa-Cantat-Festivals begründen, das alle drei Jahre in einem anderen afrikanischen Land veranstaltet wird. Das Africa-Cantat-Festival in Yaoundé war eine exzellente Plattform, um unveräußerliches kulturelles Erbe zu verbreiten und zu erhalten, Raum für Begegnungen zu schaffen und interkulturelles Verständnis zu fördern. Es diente den professionellen Chormusikern in Afrika als Katalysator für die Aneignung spezieller Fähigkeiten und als Trainingsplattform für Chorsänger, Chorleiter, Chöre sowie Festivalmanager, um die künstlerischen und organisatorischen Standards in Kamerun zu verbessern. Zu erwarten ist dabei noch ein Multiplikatoreffekt in den Heimatländern der Teilnehmer. Erwähnenswert ist auch der große Fortschritt im Hinblick auf das Networking der teilnehmenden Chororganisationen, Chöre, Chorleiter und Manager innerhalb Afrikas und zwischen afrikanischen Ländern und anderen Kontinenten. Nicht zuletzt erweisen sich die Mobilität der Chöre und das Fundraising als Herausforderung, um die Akteure in die Lage zu versetzten, das Africa-Cantat-Festival als nachhaltiges und wiederkehrendes Festival zu etablieren.
Die Stellungnahmen wurden von Henrike Schauerte zusammengestellt, Managerin des Africa-Cantat-Festivals 2020 und Mitglied des internationalen Africa-Cantat-Komitees. Ein besonderer Dank geht an die Mitlieder der internationalen Komitees: Yveline Damas, Ken Wakia und Lucien Mendy (Afrikanische Föderation für Chormusik), Iva Radulovic (IFCM), Sonja Greiner (European Choral Association), Thierry Thiébaut (A Coeur Joie International), Henri Madeng (Amis du Coeur Madrigal du Camerun) und alle, die das Africa-Cantat-Festival beflügelten. Die Veranstaltung war Teil des Projektes „Creating in Central Africa“, gemeinsam finanziert von den AKP-Staaten und der EU.
https://www.facebook.com/africacantatfestival — info@africacantat.org
Photos und video © Africa Cantat
Übersetzt aus dem Englischen von Manuela Meyer, Deutschland