XVIII Europa Cantat Festival, Turin (Italien) 2012

Giorgio Morandi, Journalist, Sänger und Mitglied der IFCM

 

Vom 27. Juli bis 5. August fand, nach drei Jahren harter Arbeit eines großen Teams bei FENIARCO/ECA (des Italienischen Nationalverbands Regionaler Chorverbände und die Europäische Chorföderation) das herausragende Chorfestival ‘Europa Cantat’ in der prächtigen Stadt Turin in Italien statt. Es nahmen Gruppen und Solo-Künstler aus 42 Ländern auf vier Kontinenten teil. Die abschließenden Pressemitteilung der European Choral Association-Europa Cantat enthält Zahlen, die eine Vorstellung von der Größe dieses Festivals vermitteln.

‘Wenn der Vorhang des Festivals fällt, erscheinen einige aufsehenerregende Zahlen. In den 10 Tagen des Festivals haben Turin und das Piemont über 4000 Teilnehmer (Sänger, Chorleiter und Komponisten) willkommen geheißen. Und wir müssen die beeindruckende Zahl von 871 Gastkünstlern hinzufügen, Vokalgruppen, Instrumentalisten und Tänzer. Wir müssen auch  an die 131 Workshop-Leiter und die 322 Ehrenamtlichen (eine unglaubliche wertvolle Ressource), 150 Mitglieder des internationalen Organisationsteams, 25 junge aufstrebende Eventmanager und dreizehn professionelle Tontechniker denken. Die 111 geplanten Konzerte wurden mit großer Begeisterung angenommen, wie den online-Buchungsportalen und den Schlangen an den Abendkassen anzusehen war. Jeden Abend waren die Plätze in den zahlreichen Konzerten ausverkauft. Allabendlich waren allein auf der Piazza San Carlo zwischen 2500 und 3000 Zuhörer versammelt. Die Zahl der Teilnehmer bei den verschiedenen Musikworkshop-Angeboten war ebenso beeindruckend: 41 Workshops unterschiedlicher Länge und 47 “Schnupper-Workshops” von ein oder zwei Tagen hatten begeisterte Teilnehmer. Das Music Expo Projekt für Musikverleger präsentierte 25 nationale und internationale Herausgeber. Über 50 offiziell akkreditierte Journalisten aus aller Welt besuchten das Festival. Neben all dem bisher Genannten waren noch viele andere auf verschiedenen Ebenen in das Festival involviert, das 125 Chöre, 25 Gastkünstlergruppen, zehn nationale bzw. regionale Jugendchöre und eine große Zahl Einzelteilnehmer, Amateure und Zuhörer aller Altersgruppen und Nationen umfasste‘.

 

During a concert in Torino
During a concert in Torino

 

Man muss sagen, dass das Event ein großer Erfolg war – noch größer, als die Organisatoren sich das hatten vorstellen können. Und, unglaublich aber wahr – die Regengötter trugen stark zum Erfolg bei! Nur um dabei zu sein, warteten sie bis zum letzten Tag (welch ein Timing, und was für ein Sturm!) und erschienen dann zwei Stunden vor Beginn der Schlusszeremonie.

Glücklicherweise halfen die vielen Arkaden dieser herrlichen Stadt, dass der Regen weder die Turinreise so vieler ruinierte, noch die große Aufgabe gefährdete, die von Organisatoren und Helfern so erfolgreich vorbereitet wurde. Dieses triennale europäische Chorevent hat bereits achtzehn Mal stattgefunden, doch nun zum ersten Mal in Italien. Die Veranstaltung ist – und wird es lange bleiben – ein Indikator für die internationale Vitalität der Chormusik und für die enormen Entwicklungen der Italienischen Chormusik und der Chorverbände in Italien während der letzten 15 Jahre.

Diese wurden nicht nur durch die organisatorischen Fähigkeiten der Italiener, sondern vor allem durch die große Zahl italienischer Chöre und Sänger (etwa 30% der Teilnehmer) und die hohe Qualität ihrer Aufführungen bewiesen. Ebenso darf man feststellen, dass die Mehrzahl der Teilnehmer des Europa Cantat Festivals junge Leute waren, was erklärt, warum das Event beim Jugendprojekt Torino Città Giovane der Stadt Turin gelistet war. Dieses wurde mit dem Ziel organisiert, eine Reihe von Veranstaltungen zu schaffen, die das städtische Engagement für die Jugend über die letzten Jahre sichtbar macht. Die Atmosphäre, sicherlich musikalischer als bei jedem anderen größeren Event, für das die Menschen in Turin in den letzten drei Jahren Gastgeber waren, war nicht die einzige außergewöhnliche Sache. Selbst die Farbe der Stadt wechselte: Magenta, die offizielle Farbe des Festivals, war die dominante Farbe für zehn Tage, überall sichtbar auf Tausenden von Plakaten, Flyern, Roll-Ups und Bannern und auf den T-Shirts der ehrenamtlichen Helfer.

 

Choral Festival 'Cantare è giovane!'
Choral Festival ‘Cantare è giovane!’

 

Vieles verdankte das Festival der immensen, unermüdlichen Arbeit der Mitarbeiter und Ehrenamtlichen, die von Sante Fornasier, Präsident von Feniarco und der European Choral Association – Europa Cantat, verständig geschult, unterstützt und geleitet wurden. Nach dem Festival schrieb ein Chorleiter:

“… Ich durfte die Study Tour für Chorleiter und die Abschlusspräsentation des Workshops zu Monteverdis Chormusik besuchen, sowie Workshops und Konzerte, die in der ganzen Stadt gesungen wurden… das ist eine erfreuliche und wichtige Erfahrung für Chorleiter und Sänger, die es wert ist, im Gedächtnis zu bleiben, auch wenn sie im Ausland stattfindet.”

 

Guest Reception
Guest Reception

 

Dieses Zwischenstatement führt zu einer Vorstellung – aus Platzmangel natürlich kurz gehalten – einiger Hauptveranstaltungen und der wichtigsten Aspekte des Turin-Festivals.

Kann man hunderte Kulturen in einem einzigen Chor vereinen? Sicher, und dies wurde durch eine der beliebtesten täglichen Aktivitäten des Festivals bewiesen. In den Herzen der Teilnehmer, aber auch der Bevölkerung Turins wird das Offene Singen als Event im Event sicher als magischer Moment geschätzt und erinnert werden. Jeden Abend trafen sich auf der Piazza San Carlo Tausende Menschen unter der präzisen und freundlichen Leitung von Michael Gohl, mit Unterstützung des  Accademia Feniarco Chores und berühmter Gastdirigenten. In dieser zauberhaften Umgebung sangen Tausende Menschen Hunderte von Liedern aus einem Repertoire von Klassik über Tradition bis zur Moderne, das aus verschiedenen Ländern zusammengestellt war. Um die Wichtigkeit des Ereignisses zu unterstreichen, bekam jeder Teilnehmer das nützliche und attraktive Songbook, das sowohl als Führer durch die gesungene Musik als auch als Erinnerung an das Festival geschätzt wird.  

 

Open air concert
Open air concert

 

Es gab derart viele Workshops, dass es unmöglich ist, alle hier aufzuzählen. Aber einer muss unbedingt Erwähnung finden: Der Titel „Chor – Liebe auf den ersten Blick“ hat wirklich ein packendes Programm angeregt. Das Wort „Liebe“ im Titel ist äußerst bedeutsam: es spielt auf die Liebe zur Musik an, aber diese ist eng an unsere Zuneigung zu unserer Familie und unsere Geliebten geknüpft. Auffallend war, dass dieser Workshop besonders beliebt war bei Ehefrauen, Ehegatten und Verwandten von Chorsängern, die bereits Mitglieder eines Chores sind. Alle diese Menschen wollten den Grund ihrer Angehörigen für deren Liebe zur Chormusik herausfinden. Der Workshop gab ihnen die Genugtuung, einmal ihren eigenen Stimmen zuzuhören und sich daran zu erfreuen. Er stellte heraus, wie der Körper, beginnend mit der richtigen Atmung und Haltung, eine wichtige Rolle beim Singen spielt. Rhythmus, Intonation und Grundlagen des Notenlesens waren andere Aspekte, die von den Teilnehmern mit großem Enthusiasmus und Freude aufgenommen wurden. Der Erfolg dieses Workshops ist durch Rilke, einen Teilnehmer und meinem Übersetzerkollegen im Redaktionsteam des täglichen Magazins ReadyTONews belegt.

Dieses Blatt hat ebenfalls Erwähnung verdient, aber ich belasse es dabei zu sagen, dass es die beste Tageszeitung eines Chorevents war, die Sie je gesehen haben (nehmen sie ein interessiertes und unparteiisches Redaktionsmitglied beim Wort).

Das Turin Festival, wie auch bereits die vorherigen, zeigte, dass in der Chorwelt Monteverdi, Vivaldi, Bach und Händel Stars sind, die niemals aus der Mode kommen. Obwohl es anders scheint, zieht klassische Musik nach wie vor die meisten Zuhörer an. Das bewies die große Zahl derjenigen, die trotz ausverkaufter Konzerte an der Tür der San Filippo Kirche standen, um wenigstens stehend ein tolles Konzert mitzuerleben. 

 

Choral Festival 'Cantare è giovane!'
Choral Festival ‘Cantare è giovane!’

 

Trotzdem soll dieses Interesse an klassischer Musik nichts an dem für jene Musik wegnehmen, die für das Volk (populäre oder Popmusik) geschrieben wurde, oder aus dem Volk kommt (Folk music). Diese Genres waren in ihrer ganzen Breite ebenso auf dem Festival präsent in all ihrer Unterschiedlichkeit: von den Vereinigten Staaten bis zum Baltikum, von Spanien bis Finnland und nicht zu vergessen die Hybridformen der afrikanischen Rhythmen in lateinamerikanischer Musik. Die Volksmusik des Mittelmeeres war besonders gut repräsentiert, ein reichhaltiges musikalisches Patchwork aus Okzitanien, Mallorca, Dalmatien, Süditalien, Tunesien und Nordafrika. Man kann sicher sagen, dass das Europa Cantat Festival in Turin eine Weltreise  war (wie unbestreitbar im Workshop für Frauenstimmen mit dem Titel “Let’s Travel” unter der Leitung von Basilio Astulez bewiesen wurde). Nichts fehlte auf diesem Festival, noch nicht mal Experimentelle Musik, wie z.B. die Fusion von Chorgesang mit elektronischer Musik. Professor Stefano Bassanese von der Universität Turin erklärte den Gedanken dahinter in einem Interview in ReadyTOnews:

“Wir mögen es nicht wahrnehmen, aber Elektronik steht an der Wurzel vieler unserer alltäglichen Interaktionen mit Musik: nicht nur, wenn wir eine CD, eine MP3 oder eine LP anhören oder ein digitales Keyboard benutzen, sondern auch in diversen anderen Situationen, zum Beispiel, wenn open-air Verstärkung benutzt wird … sie erlaubt uns, den Klang der Stimme in Echtzeit zu modifizieren …”

Da gibt es keinen Zweifel: Elektronik und Elektroakustik haben sich verändert und werden weiter die Art verändern, wie wir über Musik denken, wie wir sie hören, sie spielen und komponieren. Die Chorwelt kann und darf diesen Fakt nicht ignorieren.

Um unseren kurzen und unvollständigen Bericht des Festivals zu beschließen, möchten wir all diejenigen erwähnen, die mit ECA-Europa Cantat und FENIARCO zusammengearbeitet haben, um dieses achtzehnte Europa Cantat Festival in Turin möglich zu machen: die ACP (Verband Piemonteser Chöre), die Piemonteser Regionalverwaltung, die Provinz und die Stadt Turin, die Zusammenarbeit mit der Compagnia di San Paolo Stiftung und der Handelskammer.

 

ECA-EC General Assembly

ECA-EC General Assembly

ECA-EC General Assembly

 

 

 

 

 

 

ECA-EC General Assembly (three pictures)

 

Das Schlusswort dieses Berichtes muss den beiden führenden Männern des Festivals gehören: Der erste ist Carlo Pavese, der Künstlerische Leiter des Turin Festivals, und er ist sehr froh über das Ergebnis:

“Europa Cantat ist ein einzigartiges Festival, das der Stadt Turin 5000 Stimmen gebracht hat, die mit Passion und großem musikalischen Wert gemeinsam gesungen und der Stadt eine unvergessliche Erinnerung beschert haben. Ich bin überzeugt, dass die Stadt ein spezielles und dauerhaftes Willkommen für dieses Event ausgesprochen hat. Die Orte, Gebäude und darüber hinaus die Einwohner Turins waren Teil dieses großen Chores, der jeden Abend die Piazza San Carlo in ein Symbol der Harmonie und Schönheit verwandelte.“

Bei der Abschlusszeremonie des Festivals hielt Sante Fornasier, Präsident der European Choral Association-Europa Cantat und von FENIARCO folgende Rede, bevor er den Stab an die Verantwortlichen aus Pécs (Ungarn), den Gastgeber des 19. Festivals 2015 übergab:

“Wir sind am Ende dieser außergewöhnlichen zehntägigen Reise angekommen. Gemeinsam waren wir alle freudige und aktive Protagonisten in dieser wunderschönen Stadt, die uns großzügig willkommen geheißen und uns ihre künstlerischen Schönheiten und die vielen schönen Aufführungsorte beschert hat, in denen wir Lieder hören und unsere Musik selbst singen konnten … Wir wurden ebenso von der ganzen Piemonteser Region empfangen, in der 25 Konzerte in allen Provinzen stattfanden. Wir haben dieses Festival gefeiert, indem wir unsere Seelen genährt haben. Wir werden die Schwingungen des Festivals in unsere eigenen Länder heimnehmen und werden sie lange in unseren Herzen bewahren, um unsere noble, echte und sehr spezielle Passion zu nähren.“

 

Two young choristers
Two young choristers

 

Übersetzt ins Deutsche von Brigitte Riskowski, Deutschland

Edited by Gillian Forlivesi Heywood, Italy




Die Geburt der Aphrodite - Der Weltjugendchor 2012

Paul Bester (T1, Südafrika, neuer Teilnehmer) und K

atie Rohwer (A1, USA, mehrfache Teilnehmerin)

 

Paul: Das Treffen des Weltjugendchores auf Zypern wurde durch eine Reihe organisatorischer E-Mails in Schwung gebracht. Eine freundliche, aber entschiedene Person schickte uns ins Detail gehende E-Mails, unterschrieben mit den reizenden Worten “Wärmste Grüße, Vladimir“. Vor meinem inneren Auge entstand das Bild eines Cheforganisators: sicher in seiner Arbeit, hoch motiviert im Kontakt zu den Mitgliedern. Meine Erwartungen an das Projekt steigerten sich ganz vorsichtig. Nach vielen langen und kurzen Reisen gelangten wir alle zum Flughafen von Larnaca auf Zypern – dem Höhepunkt unserer Reise. Wir Südafrikaner gehörten zu den ersten, die an jenem Tag auf dem Flughafen ankamen. Voller Aufregung und Vorfreude warteten wir auf alle Teilnehmer, die aus ihren jeweiligen Heimatländern anreisten. Jedes neue Gesicht bot die Möglichkeit, entweder einen alten Freund wiederzusehen oder einen neuen Freund fürs Leben zu finden. Im Rückblick wird mir klar, wie richtungsweisend diese ersten Begegnungen für uns waren.

Wir sammelten und tauschten Namen und Herkunftsländer. Einige Leute umarmten sich, andere weinten, aber alle strahlten. Wir begrüßten das heiße Klima von Zypern, als wir aus dem gekühlten Flughafen traten, um unsere erste gemeinsame Reise als Weltjugendchor  anzutreten.

Der Bus folgte den gewundenen Straßen durch die Tiefebene der zypriotischen Landschaft und den steilen Bergwegen zu unserem Ziel, Pedoulas. Zum ersten Mal konnten wir anfangen, einander kennen zu lernen und hofften durch unsere Fragen Gemeinsamkeiten in dem Wirrwarr der Kulturen zu entdecken.

Ich hatte nicht erwartet, dass die älteren Teilnehmer uns so einladend in ihrer Mitte aufnehmen würden. Ich denke, dass dieser Empfang im besonderen Maße die Gruppendynamik förderte, so dass jeder einbezogen war und seinen ganz eigenen Platz im Chor finden konnte.

 

Katie: Während der Busfahrt zu den Höhen der zypriotischen Berge  war ich überrascht, nur eine Handvoll vertrauter Gesichter in meiner  Nähe zu sehen. Viele liebe Freunde von früheren Treffen hatten schon die Altersgrenze erreicht, und mir wurde klar, dass wir in diesem Sommer nicht wieder zusammenkommen würden. Mein letztes Treffen hatte begonnen. Die Energie im Bus war spürbar, und ich begann schnell, mit einem neuen Teilnehmer aus Bulgarien zu plaudern. Mit innerem Schmunzeln stellte ich, fast ungläubig, fest: Nach sechs Jahren Projekt-Erfahrung spüre ich immer noch die Neugier, Nervosität, Aufregung und reine Freude an der ersten Beziehung zu einem Mitsänger vom anderen Ende der Welt. Meine Erinnerung raste zum ersten Treffen zurück, als ich als 24-Jährige nur meine Landsleute kannte. Ich dachte darüber nach, wie sich mein Leben, meine Weltsicht und mein musikalisches Können durch die Teilnahme am Weltjugendchor geändert hatten.

Als wir um die letzte Straßenecke bogen, lag vor uns bis zum Berghang das Dorf Pedoulas. Ganz durchdrungen von dem Gefühl, den Gipfel meiner vergangenen Erfahrung erreicht zu haben, stieg ich aus dem Bus und schloss mich den Vorstellungsgesprächen und Umarmungen all derer an, die wieder einmal vereint waren.

Jedes Jahr findet im Dorf Pedoulas die Sommer-Musikakademie für das Jugendsinfonieorchester Zypern unter der Leitung von Ayis Ioannides statt. Seine Vision hat uns dorthin gebracht. Das zypriotische Verwaltungsteam: Nora, Ayis, Maria, Iro, Yiorgos und Tefkros empfingen uns mit der übersprudelnden zypriotischen Gastfreundschaft, die wir im Verlauf des Monats immer wieder aufs Neue genießen sollten. Diesem Team schulden wir grenzenlose Dankbarkeit für ihren Enthusiasmus und bemerkenswerten Arbeitseinsatz vor und während des Treffens.

Die ersten zwei Wochen des Treffens waren einem a cappella –Programm gewidmet, das Cecilia Rydinger Alin aus Schweden leitete. Im zweiten Teil des Treffens unter dem Taktstock des Maestro Ayis wurde zusammen mit dem Orchester für die Aufführung von Pendereckis Lacrimosa und  Beethovens 9. Symphonie geprobt. Diese beiden Werke waren Teil des offiziellen Programms im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich von Zyperns Übernahme der Präsidentschaft des Europarates.

Sehr schnell wurde offensichtlich, dass dies eine Gruppe ganz besonderer Sänger war. wir schließlich am folgenden Tag zur Probe zusammenkamen, verwandelte sich der Funke, der vorher schon übergesprungen war, in eine Flamme. Alte und neue Teilnehmer schienen mit einem gemeinsamen Ziel die Sporthalle zu betreten: auf höchstem Niveau zu musizieren und mit aufgeschlossenen Kollegen aus allen Winkeln der Erde musikalische und  zwischenmenschliche Beziehungen zu entwickeln. Ein Chorklang erfüllte den Raum mit einer Strahlkraft und Klarheit, die mir den Atem verschlugen. Ich stellte mir vor, wie dieser Klang, diese Darstellung einer vollkommen verbundenen Menschheit, mutig, ja dreist verkündete, wie unsere Welt werden könnte; ich folgte dem Klang durch das geöffnete Fenster der Hallendecke, hinauf zu den Pinienwäldern der Berge, hin zum Dorf, wo er die bescheidenen Zyprioten  überraschte und sich in ihren Ohren und Seelen einnistete.

Unser erster Durchgang von Poulencs Exultate Deo bestätigte uns, dass dies Treffen 2012  eine der engsten, künstlerischsten, engagiertesten und begeisterndsten Sommerakademien werden würde.

Die künstlerische und menschliche Fülle, die wir in a cappella-Proben und Konzerten erlebten, verdanken wir allein unserer Dirigentin. Cecilia und ihre Auswahl des Repertoires brachten die Inbrunst und die Botschaft des Chores wunderbar zum Ausdruck. Wir fühlten die Schönheit Zyperns, der „großen, kleinen Insel“ durch die reichen Harmonien von Ildebrando Pizettis 2 Composizioni Corali. Das ‘Kyrie’ und ‘Sanctus’ aus Frank Martins Messe forderte den Chor und erhöhte unser gesamtes Lebensgefühl. Benjamin Brittens Hymn to St. Cecilia rundete die erste Hälfte des Programms ab – wir zitierten den Text dieses Stückes häufig während der Session zu Ehren unserer Leiterin:“ Selige Cecilia/ Erscheine als Vision allen Musikern/ Erscheine und begeistere sie“.  Frau Rydinger Alin führte uns meisterhaft durch Jan Sandströms Biegga Luothe, Rautavaaras Suite de Lorca und Whitacres Lux Aurumque. Wir hatten die wunderbare Gelegenheit, ein zypriotisches Stück, In Memoriam, von unserem eigenen Ayis Ioannides aufführen zu dürfen. Cecilia brachte auch einige ihrer Lieblingsarrangements schwedischer Volkslieder mit, darunter Alfvens Och jungfrun, Gardemars Slängpolska efter Byss-Kalle und Rehnquists I Himmelen. In Proben und Vorträgen brachte sie uns nicht nur die schwedische Chortradition und ihre Erfahrungen mit Eric Ericson näher, sondern sie lehrte uns auch, wie man ein gutes Musiker-Ensemble und  ein besserer Mensch wird.

 

Paul:. Jedes Mal wenn ich von meinen Pizetti – Noten zu Cecilia aufsehe, ist es mir, als wenn sich unsere Augen träfen. Ich hatte nichts erwartet, das dem Ehrfurcht gebietenden Chorklang, der aus den Körpern der mich umgebenden Sänger hervorbrach, gleich kam. Unsere Stimmen verschmolzen zu einem klingenden Strom, der durch Cecilias rhythmische Präsenz zum Leben  gebracht wird. Jede sanfte Geste und nuancierte Bewegung ihrer Hände wurde gekonnt von den Stimmen der Welt ausgeführt. Während der Pause gruppierten wir uns gewöhnlich nach unseren Herkunftsländern und bereiteten uns auf die zweite Hälfte vor.

Wir betraten die Bühne, wenn Vladimir, unser Chormanager, unser Land aufrief; wir verbeugten uns und nahmen mit unseren Kollegen unseren Platz auf der Bühne ein. Land für Land füllte sich die Bühne und bildete den Weltjugendchor.

Die  Stimmung eines jeden Konzerts wurde durch die Umgebung wunderbar gesteigert. Zypern bietet Atem beraubende Aufführungsorte, und wir hatten die Ehre, sie mit unseren Stimmen zu füllen. Unsere a cappella-Aufführungen fanden an verschiedenen Orten der Insel statt. Die erste war im Pedoulas Gymnasium: Wir sangen für die Bewohner von Pedoulas  aus Dankbarkeit  für ihre grenzenlose Gastfreundschaft. Es war ein bewegendes Ereignis, denn sie hatten ihr Dorf für die Welt geöffnet; ganz erstaunliche Freundschaften bildeten sich.

 

WYC group having fun at Paphos - ( Richard Dayany Martinez, Venezuela © FWYC)
WYC group having fun at Paphos – ( Richard Dayany Martinez, Venezuela ©FWYC)

 

Die zweite Aufführung fand unter freiem Himmel in dem alten Theater von  Paphos Odeon statt, nicht weit vom legendären Geburtsort der Aphrodite. Ich dachte, das Fehlen eines akustischen Raumes würde die Fülle unseres Chorklangs irgendwie beeinflussen, aber sogar der Sternenhimmel schien in jener Nacht näher zu sein. Die Erde schien uns zu umarmen; eine uralte Energie umgab uns, hervorgebracht von den Hügeln und Mauern, die im 2.Jahrhundert nach Christi Geburt errichtet wurden.

 

WYC concert at the ancient Odeon, Paphos -  Richard Dayany Martinez, Venezuela © FWYC
WYC concert at the ancient Odeon, Paphos –
(Richard Dayany Martinez, Venezuela © FWYC)

 

Die dritte und letzte Aufführung mit Cecilia fand im Ayia Napa Meeresmuseum statt.

 

WYC concert at Museum of the Sea, Ayia Napa -  Richard Dayany Martinez, Venezuela © FWYC
WYC concert at Museum of the Sea, Ayia Napa – (Richard Dayany Martinez, Venezuela © FWYC)

 

Auf einer Glasplatte über einer Ausstellung alter Schiffe war der Chor aufgestellt. Es war sehr eigenartig: Jedes Mal wenn man auf den Boden sah, dachte man für den Bruchteil einer Sekunde, man würde einen halben Meter über dem Boden schweben. Vor uns stand in Originalgröße eine detailgetreue Nachbildung eines dieser alten Schiffe. Wenn sich dieser Anblick mit der stimmungsvollen Musik verband, stellte ich mir manchmal vor, wir würden tatsächlich über dem Untergrund schweben. Diese Stimmung erreichte ihren gefühlsgeladenen Höhepunkt, als Cecilia ihre Abschiedsworte als unsere Chorleiterin vortrug und sie ihrem persönlichen Helden, Maestro Eric Ericson, dem ersten Leiter des Weltjugendchores, widmete. Dieser Augenblick wird für den Rest meines Lebens in meinem Gedächtnis haften bleiben.

 

Cecilia Rydinger Alin, Sweden      ► at the Museum of the Sea, Ayia Napa - Richard Dayany Martinez, Venezuela © FWYC
Cecilia Rydinger Alin, Sweden at the Museum of the Sea, Ayia Napa – (Richard Dayany Martinez, Venezuela © FWYC)

 

Katie: Nach dem Abschied von Cecilia traten wir den zweiten Abschnitt unserer musikalischen Reise an: Penderecki und Beethoven mit dem Jugendsinfonieorchester Zypern. Wir probten mit unseren Stimmgruppenleitern und mit dem gesamten Chor unter dem Leiter der Bass-Gruppe, Inaki Encina. An den Abenden probte der Chor mit dem Orchester zusammen unter der Leitung von Ayis. Während der Woche probten wir weiter und genossen den zypriotischen Sommer: Wir aßen Pommes Frites und Bohnen, wanderten in den Bergen, gingen zum Strand und besichtigten in Pedoulas die Byzantinische Kirche aus dem 15. Jahrhundert, die Weltkulturerbe ist. Viele Sänger bildeten kleine Ensembles und gaben Mittagskonzerte, welche das Team der Sommer-Musikakademie organisierte. Nur in diesem Chor kann man erleben, wie ein kroatischer Sopran mit einem Kontratenor aus Venezuela übt, oder wie kanadische , guatemaltekische, amerikanische, ungarische und finnische Sänger ein Quintett eines bulgarisch-niederländischen Teilnehmers einstudieren, oder wie 60 Leute von sechs Kontinenten gemeinsam lachen, tanzen, sich entspannen als wären sie schon langjährige Freunde mit keinerlei kulturellen Barrieren. Chorsänger mischten sich unter die Orchestermusiker, wodurch sich Freundschaften entwickelten. Es war anregend, an einer Akademie teilzunehmen, deren Ziel es war, künstlerische Exzellenz und interkulturelles Verständnis unter jungen Musikern zu fördern

Die Zusammenarbeit verband ähnliche Aufgaben; beide Organisationen widmen sich der Umgestaltung der kulturellen Landschaft und der Unterstützung einer gemeinsamen kulturellen Entwicklung. Wir veranstalteten drei wunderbare Konzerte: eines im alten Freilicht-Theater von Kourion am Strand und zwei in Nikosia im Rahmen der europäischen Festivitäten.

Dank der Vorstellungskraft und Führung durch Aysis und des ermutigenden Textes der 9.    Sinfonie, wuchs bei Chor und Orchester das Verständnis für die Botschaft „Alle Menschen werden Brüder..“.

Im Flugzeug von den USA nach Zypern überlegte ich, wie sich dieses Treffen gestalten würde im Vergleich zu meinen früheren Erfahrungen. Auf dem Rückflug dachte ich über die Kraft dieses Treffens und die Kunst des Chorsingens nach. Vielleicht weil es mein letztes Treffen war – aber nie zuvor fühlte ich mich so zufrieden. Nie zuvor hatte ich in einer so begabten und doch so bescheidenen Gruppe gesungen. Niemals hatte ich mir das intensive Gefühl der Verbundenheit, der Zugehörigkeit zu einer globalen Familie vorstellen können.

Chormusik vereint uns, und wenn wir dies Erlebnis auf der Insel Zypern, dem Geburtsort der Göttin der Schönheit und der Liebe teilen, verwandelt es unser Mensch-Sein.

 

Katie and Paul: Und so kehren wir mit dem Herz voller Schönheit und Liebe in unsere verschiedenen Winkel der Erde zurück und zehren vom gemeinsamen Wunder des Weltjugendchores, bis wir wieder zusammenkommen.

 

 

 

Übersetzt von Christa Sondermann, Deutschland

Edited by Hayley Smith, UK




IFCM….in Kürze

Der Komponist Matt van Brink, der absolute Gewinner des Ersten IFCM Wettbewerbs für Chorkomposition 2012, ist immer noch begeistert von der Zusammenarbeit mit Grete Pedersen und dem Weltjugendchor in Oslo aus Anlass der Verleihung der Nobelpreise im Dezember 2011. Er ist zur Zeit für den Herbst 2012 Kunststipendiat der Wurlitzer Stiftung von New Mexico, wo er für das Olson-De Cari Duo einen Liederzyklus auf Texte zeitgenössischer Wissenschaftler komponiert. Matt arbeitete während der Saison 2011/2012 als Komponist-nicht-in-Residence für die San Francisco Artists und schrieb für sie mehrere neue Werke. Als Komponist-in-Residence für das Concordia Konservatorium in New York komponiert er nach wie vor ehrgeizige neue Werke für Kammermusik und Musiktheater für junge Darsteller, und er freut sich darüber, die „Klassiker gemordet zu haben“ in Arrangements für ein neues Album, das im vergangenen Winter von dem unnachahmlichen Polkastra veröffentlicht wurde. Unmittelbar nach dem Gewinn des Wettbewerbs wurde er von dem deutschen Verlag Hayo Music unter Vertrag genommen, der mehrere neue Werke für Chor und zwei Bände mit neuem Repertoire für junge Violinisten, „Strings Attached“ veröffentlichte. Alles in Allem scheint der Preis der Karriere des Komponisten ein wenig Schub gegeben zu haben. Wie werden das weiter beobachten.

 

Aus dem Englischen übersetzt von Lore Auerbach, Deutschland




Den Sängern in die Gurgel Schreiben

Hinter den sieben Bergen: Besuch beim Komponisten Wolfram Buchenberg im bayerischen Allgäu

 

Das Gespräch führte Arne Reul.

 

Die Musik von Wolfram Buchenberg etabliert sich immer stärker im Repertoire zahlreicher Chöre. Demnächst erscheint beim Chorlabel Spektral die erste ausschließlich ihm gewidmete CD mit Chormusik a cappella, die von Cantabile Regensburg unter Matthias Beckert eingesungen wurde. Ensembles, die auf der Suche nach anspruchsvoller zeitgenössischer Literatur sind, werden bei Buchenberg fündig, denn seine Stücke wie „Ich bin das Brot des Lebens“, „Von 55 Engeln behütet“, „Veni dilecte mi“ oder „Vidi calumnias et lacrymas“ finden ein begeistertes Publikum. Manche der reizvollen Volksliedbearbeitungen Buchenbergs wiederum, etwa „Kein schöner Land“, werden sogar von Chören in Amerika und Asien gesungen.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass der im Allgäu geborene Komponist die Chormusik gerade in Bezug auf den Klang so stark bereichert; lässt sich doch die Schönheit eines Bergpanoramas in gewisser Weise auch auf die vertikale Ebene der Musik übertragen – dorthin also, wo die Überlagerung von Stimmen Buchenberg zu raffinierten und reizvollen Chorklängen inspiriert. Die NEUE CHORZEIT traf den Komponisten in Marktoberdorf, wo er viele Wochen im Jahr verbringt, um sich konzentriert seiner kompositorischen Arbeit zu widmen.

 

Wolfram Buchenberg

 

Herr Buchenberg, viele Ihrer Werke sind Auftragskompositionen für Chöre. Wie fing das an?

Der erste Chor, für den ich geschrieben habe, war der Madrigalchor der Hochschule für Musik und Theater in München, in dem ich selbst zwölf Jahre lang mitgesungen habe. Ich wusste genau, was dieser Chor musikalisch bewältigen konnte, und das habe ich entsprechend ausgenützt. In diesem Schwierigkeitsgrad bin ich auch ungefähr geblieben, also für ambitionierte oder semiprofessionelle Chöre.

 

Die direkte Zusammenarbeit mit den Chören kann neue Impulse in das Chorleben hineinbringen. Kommen die Chöre oder Chorleiter auf Sie zu? Wie funktioniert das?

In der Regel meldet sich ein Chorleiter bei mir und bittet um ein Stück für seinen Chor – häufig in Verbindung mit einem Konzert. Wenn ich Zeit habe und interessiert bin, will ich zunächst wissen, was das für ein Chor ist und was ich dem abverlangen kann. Ich möchte einen Chor kennen lernen, denn ich muss ihm ja auch was komponieren, was er singen kann. Ich muss es schaffen, den Sängern so in die Gurgel zu schreiben, dass sie weder übernoch unterfordert, sondern herausgefordert sind. Im Normalfall gehe ich an die obere Kante dessen, was ein Chor leisten kann. Wenn ich einen Chor wirklich stark fordere, dann muss er sich auch anstrengen, er lernt dabei und ist hinterher auch ein bisschen stolz.

 

Sind Sie bei den Proben auch anwesend?

Wenn sich das anbietet, fahre ich gerne mal zu den Proben, weil ich dann Rückmeldung bekomme. Dann kann ich auch in das Stück so ein bisschen hineinsehen und erfahre, wo es eventuell klemmt und wo sich Leute schwer tun. Auch für spätere Stücke ist es für mich interessant, ein Feedback zu haben.

 

Viele Ihrer Stücke sind für die Chöre unglaublich dankbare Literatur. Es gibt in Ihrer Musik zum einen dieses Gesangliche, wo sich die Sänger richtig hineinlegen können in das Melos…

Ich denke, es gibt in meiner Musik immer Anknüpfungspunkte zur älteren Chorliteratur. Ich will eine Musik schreiben, die immer sanglich und sangbar ist, ich verlange nichts, was unangenehm oder gar stimmschädigend wäre. Wenn ich komponiere, probiere ich alles selber aus. Was ich mir selber beim Singen nicht zumuten würde, das mute ich auch keinem Chor zu. Dann gibt es aber auch Techniken, die man in traditioneller Chormusik nicht so findet. Allein von den Klängen her, die anders sind, als vor 100 Jahren. Aber auch Stimmführungen mit auseinanderdriftenden Klängen, wo jeder Chorsänger individuell und unabhängig vom Nachbarn singt.

 

Dann wieder finden sich rhythmisch ausgesprochen anspruchsvolle Passagen.

Was die Komplexität anlangt, versuche ich einen Ausgleich zu schaffen. Wenn die Harmonik schwierig ist, dann versuche ich innerhalb dieser Harmonik die Stimmführung einfacher zu halten, um trotzdem die Sache auch für Nichtprofis machbar zu halten. Denn wenn ich mich gleichzeitig auf jeder Ebene – rhythmisch, harmonisch, melodisch – extrem komplex verhalte, dann brauche ich wirklich Profichöre, die nichts anderes tun, als solche Musik zu singen. Mein Anliegen ist gewissermaßen ein gutes Verhältnis zwischen der Schwierigkeit der Musik und ihrer Wirkung. Eine Musik darf schon schwierig sein, dann muss sie aber auch einen entsprechenden Effekt haben. Eine Musik die nur schwierig ist, aber nicht gut klingt – was soll das?

 

Sie komponieren auch für Kinderchöre. Da gibt es tolle Stücke, etwa die „7 Zaubersprüche für Mädchenchor“, „Silere et audire“ oder das lauttextliche „Gulla, mille gullala bena“.

Ich schreibe nicht so gerne für Kinderchöre, muss ich zugeben, denn das ist wirklich schwierig. Am Leichtesten ist es, für Profichöre zu schreiben, denen kann man im Prinzip alles zumuten. Da kann ich, salopp gesagt, drauflos schreiben, wie es gerade kommt. Aber je weniger versiert die Chöre sind, desto schwieriger wird es. Übrigens auch, mir selbst noch treu zu bleiben, denn mir schwebt ja doch eine bestimmte Klangsprache vor. Für Kinderchöre Musik zu schreiben, die spannend, aber noch machbar ist, ist wirklich die Quadratur des Kreises.

 

Auffallend ist, dass Sie häufig Bewegungselemente für den Kinderchor mit einbauen – gleichzeitig gibt es Stücke, die rhythmisch sehr vertrackt sind.

Ich denke, dass Kinder häufig zu viel rumhocken und dass man sie deswegen auch körperlich beschäftigen sollte. Kinder müssen ihren Bewegungsdrang ausleben und ihnen dazu Gelegenheit zu geben, finde ich wichtig. Manche Kinder schaffen es kaum, auf einem Bein zu stehen, anderen fällt es zunehmend schwer, ihre Körperbewegungen überhaupt zu koordinieren! Trotzdem denke ich, dass man Kinder nicht unterschätzen sollte. „Silere et audire“ hat einen lateinischen Text, der von Anselm von Canterbury stammt. Wenn man Kindern dazu einen Zugang vermittelt, kann man ihnen auch schwierigere Texte zumuten. Zumindest können sie atmosphärisch etwas mitkriegen. Ich glaube, solche meditative Phasen sind für Kinder genauso wichtig wie die Möglichkeit, sich rhythmisch ausleben zu können, etwa bei dem sehr sprachrhythmischen Stück „Gulla, mille gullala bena“.

 

Stichwort Anselm von Canterbury: Etwa die Hälfte Ihrer Chormusik ist geistliche Musik. Welchen Zugang haben Sie hier?

Es gibt gute geistliche Texte, die mir etwas sagen, da finde ich es dann ganz natürlich, die auch zu vertonen. Viele der Texte, die ich schätze, sind kaum bekannt, etwa von Meister Eckhart oder eben Anselm von Canterbury. Sie bekommen durch meine Musik auch einen größeren Zuhörerkreis. So etwas finde ich meist interessanter als noch einmal ein Magnificat zu vertonen.

 

Sie bearbeiten auch Volkslieder für Chor. Wie würden Sie das in Ihrem Schaffen einordnen?

Da hängt für mich jetzt nicht so viel Herzblut dran. Ich mache es einerseits gern, weil ich Folklore und Volkslieder mag, aber letztlich ist es doch eine eher handwerkliche Aufgabe, die unter erheblich weniger Zweifeln vonstatten geht als das eigentliche Komponieren. Manche dieser Bearbeitungen sind auch für die Schul- oder Jugendchorpraxis entstanden, das ist sozusagen mein praktischer Dienst an der Menschheit. (lacht) Aber ich freue mich schon, dass „Kein schöner Land“ so viel gesungen wird. Vielleicht gibt es ja Leute, die mich nur von diesem Stück her kennen. Manchmal denke ich, wie musste sich Carl Orff gefühlt haben, da die Leute eigentlich nur seine „Carmina Burana“ kennen. Das ist schrecklich! Wenn du ein ganzes Lebenswerk hinterlässt und dann wird eigentlich nur ein Werk zur Kenntnis genommen. Ich hoffe, dass mir das mit „Kein schöner Land“ nicht passiert … Aber egal, ob dies nun ein japanischer, englischer oder koreanischer Chor singt, wichtig ist für mich eigentlich nur, dass die das gut machen. Auch wenn man natürlich bei der Sprache ein paar Abstriche machen muss.

 

Im Grunde bieten Volksliedbearbeitungen den Chören auch Gelegenheit, sich über ein vertrautes Stück indirekt der neuen Chormusik zu nähern.

Da man die Melodie zumindest schon kennt, fällt die Schwellenangst so ein bisschen weg. Aber auf der anderen Seite: Man sagt immer, die Leute haben Angst vor zeitgenössischer Musik. Ich erfahre das genaue Gegenteil! Schauen Sie sich doch mal in den Programmen des Marktoberdorfer Kammerchorwettbewerbs um – viele erwarten, dass man zeitgenössische Chormusik singt und wenn die nicht kommt, sind die Leute enttäuscht. Wenn die Musik gut aufgeführt wird, kann man mit zeitgenössischer Musik einen viel besseren Eindruck machen, als mit altbekannten Stücken. Ich bin mir ganz sicher, dass sich die Qualität eines Chores verbessert, wenn er sich mit zeitgenössischer Musik auseinandersetzt.

 

Ihr jüngstes Chorstück „Tombeau de Josquin Desprez“ ist für 16-stimmigen Chor.

Das ist ein Stück, das ich zunächst aus eigenem Antrieb begonnen habe. Ich bin über den Text gestolpert und da wollte ich ein 16-stimmiges Stück draus machen. Aber wenn man keinen Auffüh rungstermin hat, dann bleibt so ein Stück zehn Jahre liegen… Als dann von Martin Steidler vom Heinrich-Schütz- Ensemble Vornbach die Anfrage für ein Werk kam, habe ich gesagt, ich mache das, wenn es dieses 16-stimmige Chorstück sein darf, das ich endlich fertig schreiben möchte. Dass nun das Stück gemeinsam mit dem Via-Nova-Chor München uraufgeführt wurde, war ein ideales Zusammenspiel.

 

Was bedeutet es für den Umgang mit Klang, für 16 Stimmen zu komponieren?

Wenn man für 16-stimmigen Chor komponiert, muss man zunächst sehr viel mehr Pausen schreiben! (lacht) Man kann ja nicht durchgängig 16-stimmig schreiben. Ich nutze lieber an bestimmten Stellen bewusst die Gelegenheit, alle Leute singen zu lassen, als Steigerungsmittel. Man hat außerdem die Chance, den musikalischen Ablauf stärker auf mehrere Stimmen zu verteilen. So kann ein Stück für einen Chor durch Vielstimmigkeit sogar leichter werden, denn eine Stimme braucht z.B. keinen schwierigen Sprung zu bewältigen. Den kriegt dann die nächste Stimme.

 

Dieses Stück hat faszinierende Klangflächen, es ist gleichzeitig eine sehr ergreifende Musik.

Das will ich doch hoffen! (lacht) Die 100 Sängerinnen und Sänger dieser beiden Chöre waren schon sehr beeindruckend. Wenn dann so ein Klangkörper bei einer bestimmten Stelle, wo es wirklich 16-stimmig wird, gleichzeitig singt und wenn sich Klänge andersherum wieder aufdröseln, hat das schon eine unglaubliche klangliche Wucht. Wenn das jetzt ein deutlich kleinerer Chor singen würde, müsste der schon sehr gut sein, um diese Klangfülle noch hinzubekommen.

 

Liegt für Sie hier auch die Faszination, für Stimmen zu schreiben?

Die Stimme an sich ist es! Nichts kann andere Menschen so ansprechen wie die Stimme mit ihren Ausdrucksmöglichkeiten. Allein die Tatsache, dass gesungen wird, richtet sich unmittelbar an ein Gegenüber. Das hat die Stimme einem Instrument voraus. Wir sprechen jetzt miteinander – das geht über die Stimme. Dabei teilt sich auch ganz viel unbewusst mit, zum Beispiel Spannungszustände. Wie ich spreche und in welcher Tonlage ich spreche, mache ich mir ja häufig gar nicht bewusst, aber ständig beeinflusse ich damit andere oder ich werde beeinflusst. Ich glaube sogar, dass die Stimme eine heilende Wirkung haben kann, allein durch Zuhören. Wenn man manchen Leuten zuhört, geht es einem gut, egal was die sagen – nur in der Art wie sie sprechen. Das hat ein bisschen therapeutische Qualität.

 

Erstmals im Mai 2012 in NEUE CHORZEIT veröffentlicht

 

Wolfram Buchenberg

Wolfram Buchenberg, 1962 im Oberallgäu geboren, gehört zu den profiliertesten Komponisten für Chormusik in Deutschland. Gut die Hälfte seines Œuvres nimmt dabei die Vokalmusik ein. Buchenberg sammelte seine ersten wichtigen musikalischen Erfahrungen in den Chor- und Instrumentalensembles des Gymnasiums Marktoberdorf. Danach studierte er Schulmusik und Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München, wo er mittlerweile auch selbst Ensembleleitung und schulpraktisches Klavierspiel unterrichtet. Mit dem renommierten Madrigalchor der Hochschule, dem er auch viele Jahre als Sänger angehörte, feierte Buchenberg seinen ersten wichtigen Kompositionserfolg: 1993 gewann dieser Chor mit den eigens für ihn konzipierten Stücken „Beschwörung“ und „Störung“ beim internationalen Chorwettbewerb „Let the peoples sing“ der BBC in London den ersten Preis in der Kategorie Zeitgenössische Chormusik. Seitdem interessieren sich viele Chöre für den Komponisten und geben bei ihm Stücke in Auftrag. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Ensembles gelingen dem Künstler ausdrucksstarke Stücke, die sich in der Musikpraxis ambitionierter Laienchöre vorzüglich bewähren. Buchenberg schreibt eine moderne und anspruchsvolle Musik, die nie ins Theoretische abdriftet und oft ein starkes emotionales und körperliches Erleben freisetzt. Email: wolfram.buchenberg@gmx.de

 

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Veni dilecte Gesamtpartitur
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Edited by Graham Lack




IFCM Board News – Neues vom Präsidium der IFCM

Die IFCM Kommission trat im Juni 2012 in Legnano, Italien, zusammen.

IFCM Pressemitteilung

 

Das gesamte Präsidium der IFCM traf sich zu seiner ersten Versammlung im Jahr 2012 als Gast von Francesco und Carlo Leonardi und dem 21. Internationalen Chorfestival „La Fabbrica Del Canto“  in Legnano, Italien. Umrahmt von dieser hochkarätigen internationalen Veranstaltung war das Präsidium mit fruchtbaren und produktiven Besprechungen beschäftigt und bekam Kostproben von den Aufführungen der zum Festival eingeladenen Chöre aus aller Welt. Die Treffen waren überaus konstruktiv und behandelten viele Themen und Projekte, die die IFCM weiter in eine kreative und aufregende Zukunft tragen werden.

Mit großer Freude wurde Frau Emily Kuo (China/Macau/USA) in das Präsidium aufgenommen. Emily wird ein großartiger Gewinn für die IFCM sein im Hinblick auf die Entwicklung tragfähiger Verbindungen zu Asien. Ihre Erfahrung als kluge Geschäftsfrau  bringt eine zusätzliche Kraft in das IFCM-Team. Herzlich willkommen Emily!

An drei vollen Tagen kreisten die Besprechungen um Aktionen, die die IFCM in eine strahlende Zukunft führen werden, und um die Projekte und Veranstaltungen, die diesen Prozess unterstützen. Eine komplette Neuauflage der IFCM und der neue Aufbau und das neue Design der IFCM-Website im kommenden Jahr sollen das Bild der Chorwelt auffrischen. Die Arbeit daran beginnt jetzt!

Die Vorbereitungen für den World Choral Summit wurden abgeschlossen und weitere Vorbereitungen für die IFCM Generalversammlung in Texas im März 2013 getroffen. Präsentationen unserer Kollegen, die sich um das Weltchorsymposium 2014 in Südkorea kümmern, machten deutlich, dass alle Planungen und Vorbereitungen für dieses wichtige internationale Ereignis auf dem Weg sind. Andere Projekte, die näher betrachtet und diskutiert wurden, waren der Weltjugendchor, Conductors without Borders, VOICES Conference und der Weltchortag, zu dem die Kommission ein Werbevideo aufnahm, um für das Ereignis zu werben.

Viele andere neue und aufregende internationale Chorinitiativen kamen zur Sprache und wurden diskutiert. Es war sehr ermutigend zu sehen, dass die IFCM weiterhin ihre Rolle als die einzige internationale nichtkommerzielle Dachorganisation für Chöre sehr ernst nimmt und auch weiterhin ihre Verantwortung aktiv wahrnimmt, indem sie ihre große Verantwortung für die Chormusik durch innovative und kreative Maßnahmen wahrnimmt.

 

Übersetzt aus dem Englischen von Andrea Uhlig, Deutschland




Berichte und Überlegungen zum 11. China International Chorus Festival und dem Chorweltgipfel der IFCM

Beijing, Juli 2012

 

Der Chorweltgipfel der IFCM fand am 16. und 17. Juli 2012 in Beijing statt. Zahlreiche Chorexperten aus 24 Ländern und Regionen versammelten sich in China, um miteinander zu sprechen, darunter der Präsident und der Vizepräsident, Berater und der Exekutivausschuss der IFCM. Dazu kamen eine Reihe von Chorleitern aus der Europäischen Union und der Region Asia Pazifik. Sie sprachen über die derzeitige Lage der Chormusik, das Verhältnis zwischen Chormusikentwicklung und Regierung sowie über die gesellschaftlichen Funktionen der Chormusik. Sie diskutierten auch über positive und negative Erfahrungen bei der Gründung von Chören und die Probleme, die sich bei der Ausübung der Chormusik ergeben.

            Die anwesenden Freunde und Experten kannten bereits die jetzige Lage der Chormusik in China und sprachen über die Situation in anderen Ländern der Welt. Der Chorweltgipfel war ein großer Erfolg und wird sicher einen bleibenden Einfluss auf dem Gebiet der Chormusik haben.

            Es war das erste Mal, dass die China Chorus Association und die IFCM zusammen gearbeitet haben, um diesen Gipfel zu organisieren. Wir waren uns bewusst, dass die Internationale Föderation für Chormusikeine wichtige Rolle bei der Förderung der Chormusik in der Welt spielt, und wir haben auf diesem Gipfel sehr viel gelernt. Wir sind uns bewusst, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, um unser Land zu einem bedeutenden Land für die Chormusik zu machen. Die Entwicklung der Chormusik in China braucht die Unterstützung der Welt, und vor allem die Zusammenarbeit mit der IFCM. Der Chorweltgipfel bildet einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der chinesischen Chormusik.

            Wir glauben, dass wir gute Partner in Sachen Chormusik sind und sein werden, und wir werden daran arbeiten, die Verbindung zwischen der China Chorus Association und der IFCM zu verstärken. Wir hoffen, dass die IFCM und ihre Mitglieder ihr Augenmerk auf China richten und uns häufig besuchen werden.

Willkommen in China!

China Chorus Association

Tian Yubin, Vorsitzender 

 

The opening ceremony
The opening ceremony

 

Eingeschüchtert von der Bedeutung des Ereignisses, dem Gewicht unserer Verantwortung, den gesamten Kontinent Afrika zu vertreten, dem Ausmaß und dem Neuen dieser ganzen Erfahrung, und dann natürlich der Ehre, von der IFCM eingeladen zu sein, an einem derartigen Weltklasseevent teilzunehmen, kam der Nelson Mandela Metropolitan University Choir aus Port Elizabeth in Südafrika ehrfürchtig und beklommen in dem eindrucksvollen Flughafen von Beijing an. Aber unsere freundlichen Gastgeber und Betreuer Alex und Chen haben all unsere Ängste schnell ausgeräumt.

Von Anfang an war es klar, dass alle in Feststimmung waren – und erwarteten, unterhalten, besungen und überrascht zu werden. Und unser Chor hat wirklich alle Register gezogen! Aber wie „überrascht“ unsere Leute auch von der „Normalität“ der Chinesen waren („Die sind ja Menschen, genauso wie wir…“) und doch gleichzeitig den hohen Entwicklungsstand und die schiere Größe ihrer Städte bewunderten, so waren die chinesischen Konzertbesucher ebenso erstaunt über den Reichtum des „Regenbogenzaubers“ der Musik unseres Chors – angefangen von den westlich choreografierten Volksmusikstücken bis zu unseren schwingenden traditionellen Liedern, unserm Trommeln, Tanzen und „Ululating“ [wörtlich „Heulen, Anm.d.Übers.] Manchmal waren sie auch verwirrt durch unsere „Konzertetikette“ (in Schanghai klatschten einige Zuhörer bei unseren traditionellen Liedern und machten beim „Ululating“ mit). Doch im großen Ganzen ließen sich die Zuhörer mitreißen von unserer jugendlichen Ausgelassenheit und unserem ehrlichen Wunsch, die Herzen der Zuhörer zu berühren. Zu unserer großen Freude reagierten die zumeist eher reservierten asiatischen Zuhörer mit Aufspringen, Klatschen und Bravorufen, als ob sich die Schleusen in ihrem Inneren geöffnet hätten.

Die Eröffnungsfeier war spektakulär und unser Konzert in Beijing sehr zufriedenstellend, aber es waren die Chorateliers in der Universität Beijing, die uns die Macht der Musik und des Chorgesangs in aller Bescheidenheit erleben ließen. Wir gaben (mit Hilfe unserer sympathischen Dolmetscherin Céline) einige technische Feinheiten weiter, sprachen über Multikulturismus und traditionelle Musik und erklärten ihnen den Hintergrund von Auftragswerken wie Horizons und Chariots – und konzentrierten uns vor allem auf die Rolle der Emotionen bei Komposition und Chorleitung. Wir waren angetan von der Anzahl der Teilnehmer, die hinterher zu uns kamen und uns (mit Gesten und in gebrochenem Englisch) erzählten, sie hätten bei unseren Aufführungen geweint. Wer braucht eine formelle Sprache, um zu entdecken, dass wir alle gleich sind, dass die Anderen „Menschen wie wir“ sind, einfach „Stimmen in Harmonie“.  

Nelson Mandela Metropolitan University Choir

Junita Lamprecht-van Dijk (Chorleiterin)

Péter Louis van Dijk (Komponist)  

 

 

Von der Internationalen Föderation für Chormusik als einer von sechs Chören eingeladen zu werden, von denen jeder seinen Kontinent beim Chorweltgipfel der IFCM in Beijing vertrat, war in der Tat eine einmalige Ehre für mich und alle 43 Mitglieder des Young People’s Chorus (YPC) aus New York City.

 

The Youth People Chorus from New York City
The Youth People Chorus from New York City

 

Wir waren begeistert von der Gelegenheit dort aufzutreten, so viele ausgezeichnete Chöre zu hören und die Ehrfurcht erregenden historischen Sehenswürdigkeiten Chinas mit eigenen Augen sehen zu dürfen. Nach unserer Ankunft waren wir überrascht zu erfahren, dass mehr als 10.000 Personen bei diesem Partnerschaftsprogramm des (alljährlich stattfindenden) 11. Internationalen Chorfestivals Chinas beteiligt waren, und dass die IFCM zum ersten Mal in China aktiv war. Die Chorbewegung in China wächst, und die Erziehungs- und Kulturminister verstehen die Bedeutung der Chormusik im Leben von Jung und Alt. Die Ateliers des IFCM-Chorgipfels boten uns die Gelegenheit, mehr über das Chorleben in der Welt zu erfahren. Hierbei Zeuge zu sein, zu lernen und sich von so hervorragenden Ensembles aus der ganzen Welt inspirieren zu lassen, die alle ihre Energie und Liebe für den Chorgesang teilen, verstärkt unseren Glauben, dass die Chormusik wahrscheinlich die Kunst ist, die mehr Gemeinschaften vereint und mehr Menschen Freude bringt als jede andere Form der Kunst.

Zu unserer besten Erfahrungen gehörten die Reaktionen auf unsere Konzerte in Guangzhou und Beijing. In Guanghzou gaben wir zwei Konzerte: das erste im wunderschönen Opernhaus mit seinen 2500 Sitzen im Zentrum der Stad,t zusammen mit den hervorragenden Gondwana Voices aus Australien, und das zweite am nächsten Abend, als wir ein praktisch ausverkauftes, zweistündiges Konzert für das allgemeine Publikum gaben. Sobald wir am Tag darauf in Beijing gelandet waren, fuhren wir zum MasterCard Center (der die Größe eines Olympiastadiums hat) zur Ansingeprobe für die Eröffnungsfeier zum Chorweltgipfel und dem 11. Chorfestival. Es war aufregend zu wissen, dass mehr als 10.000 Sänger und Sängerinnen anwesend sein und die gesamte Feier im chinesischen Fernsehen direkt übertragen würde. Zwei Tage später sang unser Chor ein 90-minütiges, voll ausverkauftes Programm in der chinesischen Hochschule für Musik, wo, wie mir gesagt wurde, die Menschen um einen Block Schlange standen, um hineinzugelangen. Die Reaktion auf dieses Konzert war überwältigend. Nach unserer zweiten Zugabe wurden wir von einer Unmenge von Menschen begrüßt, die mit uns Hände schütteln, Fotos und Autogramme wollten und uns sagten, wie sehr ihnen unser Konzert gefallen hat. 

Als Teil unseres Programmes konnten wir auch Sehenswürdigkeiten besichtigen. Wir sahen die Verbotene Stadt und besuchten mit großem Interesse den chinesischen Kaiserpalast. Mit großem Vergnügen handelten wir auf dem Seidenmarkt, und unseren Ausflug zur Großen Chinesischen Mauer, einem der sieben Weltwunder, werden wir nie vergessen. Wir sind sehr verwöhnt worden.

Wir sind der Internationalen Föderation für Chormusik ungeheuer dankbar für die Einladung zum ersten Chorweltgipfel, und zwar nicht nur dafür, dass die Chorwelt mit dem YPC bekannt gemacht wurde, einem ganz besonderen amerikanischen Chor, der die große Vielfalt der amerikanischen Gesellschaft darstellt, sondern auch  dafür, dass wir die Gelegenheit hatten, eine wunderbare Verbundenheit mit unseren neuen chinesischen Freunden und den anderen hervorragenden Chören aus aller Welt zu entwickeln.

Young People’s Chorus of New York City

Francisco J. Núñez, Künstlerischer Leiter und Gründer

 

 IFCM President Micheal Anderson and CAEG President Yu congratulating winners
IFCM President Micheal Anderson and CAEG President Yu congratulating winners

 

Mit den Gondwana Voices nach Übersee zu reisen, ist ein seltenes und sehr geschätztes Vergnügen. So eine Reise und die Aufführungen mit jungen Sängerinnen und Sängern ist ein großartiges Erlebnis. Auf einer internationalen Tournee kann man ihren Eifer, neue Orte in der Welt, neue Gerichte, neue Kulturen und vor allem neue Freunde kennen zu lernen, voll genießen. Es passiert nicht oft, dass die Gondwana Voices die Gelegenheit haben, auf der Weltbühne aufzutreten. Das ist so, weil einerseits Australien so weit weg ist und andererseits, weil wir vor vielen Jahren beschlossen haben, dass wir lieber zur unserer eigenen Freude als für Wettbewerbe singen wollten.

Es war in der Tat eine große Ehre, ausgewählt zu werden, um auf dem von der IFCM organisierten Chorweltgipfel in Beijing im Juli aufzutreten.

Wir reisten mit 37 Sängerinnen und Sängern im Alter von 12 – 16 Jahren, einem zweiten Dirigenten, Mark O’Leary, und einem Helferteam. Für diese Tournee war unser gesamtes Programm entweder a cappella, oder wir benutzten Instrumente, die von den Sängern selber gespielt wurden. Die Tournee war kurz, aber intensiv, und begann in dem feuchtheißen Guanghzou. Als erstes gaben wir ein Konzert zusammen mit dem Young People’s Choir aus New York im dem grandiosen Opernhaus von Guangzhou. Wir waren dann sehr neidisch, als man uns die fantastischen Einrichtungen des Children’s Palace zeigte. Weiterhin hatten wir einen Empfang beim Australischen Konsulat. Dann eilten wir nach Beijing und kamen gerade rechtzeitig an, um bei einem offiziellen Essen aufzutreten, wo 40 Jahre Handel zwischen China und Australien gefeiert wurden. Am nächsten Tag erklommen wir die Große Mauer, und dann begannen die Aktivitäten des Chorgipfels.

Die Aufführung bei der Eröffnungsfeier war für unsere Sänger und Sängerinnen sehr aufregend. Ihr dreiminütiger Auftritt machte ihnen viel Spaß, und sie sangen aus vollem Herzen. Die größte Freude für sie war jedoch, mit anderen Chören zusammenzutreffen, andere Sänger aus der ganzen Welt kennen zu lernen und füreinander zu singen. Diese Zeit war für alle einfach viel zu kurz.

Es war ein ungeheures Erlebnis, in der Musikhochschule vor vollem Haus zu singen und dieses Konzert mit dem Asia Pacific Youth Choir zu teilen.  Obwohl die Altersgruppe nicht die gleiche ist, haben beide Chöre vieles gemeinsam: alle Chormitglieder kommen von weit her und ihre Probezeiten sind kurz und kostbar. Die Zuhörerschaft war herzlich und aufnahmebereit.

Es war etwas beängstigend, ein dreistündiges Atelier zu leiten. Es war nicht leicht zu erraten, was genau die teilnehmenden Chorleiter von unserem australischen Chor hören wollten. Wir waren besorgt, dass es mit dem zusätzlichen Stress der Übersetzung schwierig sein würde, diese drei Stunden durchzuhalten. Das Atelier erwies sich jedoch als ein Höhepunkt für uns, denn die Zuhörer waren begeistert und wären gerne noch einige Stunden länger dabei gewesen. Unvergesslich wird für mich der Moment bleiben, als die Bühne voller australischer und chinesischer Sänger und Sängerinnen war und ein vollgepackter Hörsaal mit viel Spaß zusammen ein Lied mit Tanz von der Torres Strait (Meeresenge im Norden Australiens, A.d.Ü.) aufgeführt haben.

Die Kinder werden sich sicher an den Panda erinnern, und auch an den Besuch der Großen Mauer und der eindrucksvollen Verbotenen Stadt. Aber noch unvergesslicher für uns alle ist die warme Reaktion der Zuhörer und ihre große Begeisterung, so etwas Neues wie unsere australische Musik und den australischen Aufführungsstil zu akzeptieren. Wir freuen uns auf jeden Fall auf die Gelegenheit, wieder nach China zu reisen. Im Namen der Gondwana Voices möchte ich hier der IFCM und dem chinesischen Chorwettbewerb meinen Dank  dafür aussprechen, dass sie diese einmalige Veranstaltung ausgerichtet haben.

Gondwana Voices

Lyn Williams, Chorleiterin

 

Masterclass with Guy Jansen, New Zealand
Masterclass with Guy Jansen, New Zealand

 

Ich kam nach Beijing als Vertreter des Barker College, das der IFCM Anfang 2012 beigetreten war. Die gesamte Woche war eine fantastische künstlerische und kulturelle Erfahrung. Die Gastchöre lieferten unvergessliche Aufführungen, und ich werde mich immer an das Konzert des Chores der Nelson Mandela Metropolitan University erinnern.

Ich genoss die Gelegenheit, mit Chorleitern aus der ganzen Welt zusammenzukommen, und habe jetzt viele neue Freunde überall in der Welt.

Ich bin mehr denn je überzeugt, dass die Chormusik eine vereinende Kraft der verschiedenen Kulturen ist, eine Kunst, die leidenschaftliche Befürworter braucht. Ich bin dankbar für die Chance, dass ich einige von Chinas berühmtesten kulturellen Denkmälern besuchen konnte, und bringe hier unseren chinesischen Gastgebern gegenüber meinen Dank zum Ausdruck für ihre grenzenlose Höflichkeit und Freundlichkeit. Ich kam in China nur mit Schulkenntnissen seiner Geschichte an und ging wieder mit einem tieferen Verständnis seiner Kultur und einer echten Zuneigung für seine Menschen. Gleichzeitig fühle ich mich als Chorleiter mit neuer Energie geladen und durch neue Horizonte bereichert. Das ist doch sicherlich ein Zeugnis für das, wofür die IFCM sich einsetzt? Ich freue mich schon auf viele neue Gelegenheiten, mit der IFCM zusammenarbeiten zu können, und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies mein einziger Besuch in China bleibt.

Barker College, Sydney, Australien 

Peter Ellis, Direktor für Chorstudienprogramme

 

 

Seit 1999 haben wir an Symposien der IFCM in Rotterdam, Minnesota, Kyoto, Kopenhagen und Beijing teilgenommen. Wir möchten auf jeden Fall auch in Zukunft bei ihren Aktivitäten anwesend sein.

In den letzten dreißig Jahren sind in der Türkei eine Menge von Schul-, Kinder-, Jugend- und Universitätschören für polyphone Musik gegründet worden. Die Innovation und der Fortschritt auf diesem Gebiet sind erstaunlich; trotz der finanziellen Schwierigkeiten beweisen die türkischen Chöre dies durch ihre nationalen und internationalen Aktivitäten.

Als Mitglieder verfolgen wir aus nächster Nähe die Aktivitäten der IFCM, und zwar nicht nur direkt auf der internationalen Arena, sondern auch durch die Mitgliederzeitschrift, Newsletters und sonstige Leistungen.

Durch die Teilnahme an den Symposien lernen wir immer die neuesten Konzepte, Repertoires und Klänge kennen. In Ateliers und Meisterklassen sammeln wir Erfahrungen und neue Kenntnisse. Und darüber hinaus leisten wir uns ein Fest mit Chormusik. Danach kehren wir fröhlich und voller Hoffnung in unsere Heimat zurück. Genauso war es in Beijing mit der chinesischen Gastfreundschaft und Chorkultur.

Wir bemühen uns auch, die Chormusik in der Türkei für jedes Alter und jede Stufe in der menschlichen Entwicklung zu fördern. Wir haben fantastische Zuhörerschaften, die die Chormusik lieben und unterstützen.

Ein langes Leben für die IFCM und ihre internationalen Aktivitäten!

Istanbul Turkish National Broadcasting Youth Choir

Gokcen Koray, Chorleiterin
Ankara State Opera and Ballet

Seval Irmak, Chorleiterin

 

 

Aus dem Englischen von Jutta Tagger, Frankreich

Edited by Gillian Forlivesi Heywood, Italy

 

 

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Ein Kurzer Rückblick auf die Chorgeschichte Griechenlands

Stathis Oulkeroglou, Komponist, Chorleiter, Direktor des Agios Stefanos Konservatoriums, Generalsekretär der Pan-Hellenic Association of Choral & Instrumental Ensembles’ Conductors. 

 

Für Griechenland ist das Thema “Chor” ein uraltes. Ich meine, wir können es zuerst in der alten griechischen Tragödie vor mehr als 2500 Jahren entdecken. Der “Chor“ in der historischen Tragödie tanzt und singt während der Fortgangs des Handlungsablaufs, wie es der Chor in der klassischen Oper tut.

Nach der Errichtung des Byzantinischen Reiches beginnt die im antiken Griechenland gepflegte rationale Denkweise stetig zu verschwinden. Jetzt können wir beobachten, dass in der westlichen Kultur Kunst auf der Basis der altgriechischen Denkweise entsteht, während in der byzantinischen Zivilisation die “mystische“ Art zu denken des Orients Einfluss gewann. Währenddessen beginnt die Musik, ihren eigenen Weg mit Elementen zu verfolgen, die sie entweder als orientalische oder als westliche Musik charakterisieren. Genauer gesagt, Chormusik in der Kategorie des “östlichen“ Byzanz ebenso wie in der des “westlichen“ Römischen Reiches basierten grundsätzlich auf der Messe der christlichen Kirche, die bereits in die östliche und westliche Kirche geteilt war.

Aufgrund des oben Gesagten wurde der Wunsch nach einer vollständigen Trennung aller Charakteristika zur Notwendigkeit.

Nach dem Fall des Byzantinischen Reiches und während der Zeit des Ottomanenreiches war die griechische Musik geistliche Musik, die wir heute Byzantinische Musik nennen. Sie ist nicht polyphon, sondern nutzt eine zweite Stimme als eine Art Orgelpunkt, nämlich isokratis. Jedoch beweisen einige entdeckte Manuskripte, dass in manchen Fällen die byzantinische Musik auch von der Polyphonie Europas beeinflusst wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts erschien in der griechischen Gemeinde in Wien eine Gruppe von Musikern, die, bezaubert durch die europäische Polyphonie und Homophonie, byzantinische einstimmige Melodien in drei- oder vierstimmige Chorsätze umwandeln wollten. Diese Art des Arrangements wurde nie von der griechisch-orthodoxen Kirche oder vom  (orthodoxen) Ökumenischen Patriarchat akzeptiert.

Während des 18. und 19. Jahrhunderts beobachten wir, dass in einigen hellenistischen Gebieten, die der westlichen Kultur sehr nahe standen, Polyphonie und Homophonie entweder durch Chöre (auf den Ionischen Inseln) oder durch Oper, Orchester und andere Kapellen (Ionische Inseln, Smyrna , Konstantinopel) gepflegt wurden.

Nach 1828, als Count Kapodistrias der erste Gouverneur des neuen Griechischen Staates wurde, nahm er große Mühen auf sich, den Griechen die europäische Musik nahezubringen, da sein eigenes Musikverständnis auf Korfu und in Westeuropa, wo er aufwuchs, ausgebildet wurde und ebenso in Russland, wo sich seine politische Karriere entfaltete. Aber seine Bemühungen waren erfolglos.

In der Folge wurde 1833 der bayerische Othon A’ (Otto Friedrich Ludwig) als erster König des neuen Griechenlands gekrönt. Seine Spaziergänge in Athen (der neuen Hauptstadt des Staates) wurden von Kapellen begleitet, die europäische Märsche spielten. Die pompösen Uniformen der Musiker mit ihren Hüten und Federbüschen fanden großen Anklang bei den Athenern, was zur Folge hatte, dass sie sich an den Klang europäischer Musik gewöhnten. Stück für Stück “verwestlichte“ sich das Leben der Athener in allen seinen Facetten, sogar im Hinblick auf die Kleidung. Wir können auf Portraits aus dieser Zeit Männer sehen, gekleidet in einen traditionellen griechischen Kilt (fustanella) mit europäischem Hemd, Krawatte und Mantel und dem ottomanischen Fez auf dem Kopf.

Zur selben Zeit kamen viele Musiklehrer aus Österreich, Frankreich und Italien nach Athen und begannen, Musikunterricht für die Kinder reicher Eltern anzubieten. Auf diese Weise wurde europäische Musik in Athen bekannt. Sehr bald wurde dieses “Projekt“ auf alle Stadtgebiete Griechenlands übertragen, dessen Grenzen sich weiter nach Norden und Osten ausbreiteten.

Zeitgenössische Forscher haben Konservatorien (inoffizielle Musikschulen) und Chöre in westlichem Stil seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts in mehreren Gegenden Griechenlands registriert. Hinter ihnen allen steht immer ein europäischer Musiker, der nach Griechenland kam und dort auch lebte.

Während des nationalen Widerstands gegen Deutschland wurden viele Künstlergruppen gebildet (Theater, Chöre usw.), die über die Dörfer zogen, um die Menschen zu unterhalten und sie zu ermutigen, den Widerstand zu unterstützen. Akis Smyrneos, Alekos Xenos und Dinos Pandas waren drei der berühmten Dirigenten solcher Chöre, die auch Partisanenlieder komponierten, die im ganzen Land bekannt wurden.

Nach dem 2. Weltkrieg tauchen diese Chöre wieder auf: die einen, die neu zusammengestellt wurden, und andere, die schon vor dem Krieg existierten und aufgelöst wurden oder während der Kämpfe und dem Hunger der Besatzungszeit überlebten.

Die 80er Jahre sind eine besondere Ära in der griechischen Chormusik aus folgenden Gründen:

  1. Der wichtige Dirigent Antonis Kontogeorgiou kam zurück nach Griechenland, nachdem er sein Studium beendet und schon eine beträchtliche Karriere in Deutschland gemacht hatte, und gründete den staatlichen Rundfunkchor.
  2. Die Einrichtung von Chören durch die Gemeinden und kulturellen Gesellschaften kam in Mode. Danach entstanden überall im Land Chorfestivals und Chöre – gute, mittelmäßige, schlechte und sehr schlechte – letztere geleitet von Dirigenten, die von Chorleitung überhaupt keine Kenntnis hatten.
  3. Das griechische Kultusministerium interessierte sich für Chormusik und entschied, Griechenland in 4 Chorzirkel einzuteilen. Es beauftragte vier wichtige Persönlichkeiten für Chorkunst mit der Aufsicht: die Dirigenten Antonis Kontogeorgiou und Yiannis Mantakas und die Komponisten und Dirigenten von Chormusik Michalis Adamis und Stefanos Vassiliadis.

Unglücklicherweise werden heute, nach so vielen Jahren chorischer Aktivitäten und Entwicklung, viele gute und schlechte Chöre und einige Festivals aufgegeben, sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Mangel an ideologischem Durchhaltevermögen. Einige gute Chöre sind weiter aktiv, aber die meisten derer, die es schaffen zu überleben, sind schlechte oder sehr schlechte Chöre.

Es gibt eine Vielzahl von Vereinigungen, denen die Dirigenten sowie die Chöre angehören. Die Älteste ist die Union of Choirs in Greece, der die Chöre angehören. Aber die wichtigsten Vereinigungen sind die Pan-Hellenic Association of Choral & Instrumental Ensembles’ Conductors  und die Hellenic Choirs’ Association.

 

 Email: mousic@otenet.gr

 

 

Stathis OulkeroglouStathis Oulkeroglou, composer, choir conductor, Director of Agios Stefanos Music School, General Secretary of the Pan-Hellenic Association of Conductors of Choral & Instrumental Ensembles

 

 

 

Übersetzt aus dem Englischen von Anne Uhlig, Deutschland

Edited by Will Masters UK 




Die Preise Wirklichkeit Werden Lassen

Renommierte Ensembles arbeiten mit dem IFCM Wettbewerb für Chorkomposition zusammen

 

Andrea Angelini ICB Managing Editor and choral conductor & Graham Lack composer, ICB Consultant Editor

 

Beim zweiten internationalen IFCM Wettbewerb für Chorkomposition haben zwei international enommierte Vokalensembles sich großzügig zur Zusammenarbeit bereit erklärt. Diese enge Zusammenarbeit zeigt die pragmatische Seite von Preisverleihungen: die Chance für den

Preisträger, mit den Philippine Madrigal Singers zusammen zu arbeiten, die jenes Werk zur Uraufführung bringen werden, das den Hauptpreis gewonnen hat. Und ein Komponist, dessen Stück “Harmonieoriginalität” aufweist, kann es in einem Workshop hören, den VOCES8 ausschließlich zu

diesem Zweck durchführen. Die folgenden Interviews erläutern genau, warum und wie dies realisiert wird.

 

Interview mit Marc Anthony A. Carpio

Andrea Angelini: Zuerst möchte ich Ihnen sagen, wie glücklich wir sind über Ihre Bereitschaft zur

Zusammenarbeit mit der IFCM. Die Philippine Madrigal Singers sind sicherlich einer der besten Chöre

in Ihrem Heimatland und den Nachbarländern. Allem Anschein nach arbeiten Sie wirklich intensiv daran, seinen Bekanntheitsgrad im Ausland, besonders in Europa und Amerika, zu erhöhen. Könnten Sie unseren Leser etwas über Ihre Arbeit mit dem Chor erzählen? Wie fing die Geschichte an?

Marc Anthony A. Carpio: Die Philippine Madrigal Singers feiern 2013 ihren 50.Geburtstag. Der

MADZ, wie der Chor liebevoll genannt wird, wurde 1963 von Andrea Veneracion gegründet, einer treibenden Kraft beim Aufbau der Chormusik-Tradition in den Philippinen,.1992 wurde ich als Tenor Mitglied des Ensembles. Obwohl ich ausgebildeter Pianist bin, habe ich immer gern gesungen und

ich sah Andrea und den MADZ in einer Vorreiterrolle. Sehr schnell bekam ich große Lust, mit anderen

Chormusik einzustudieren.1994 gründete ich den Kilyawan Boys Choir, der sich jetzt in eine Vereinigung von Chören entwickelt hat, einschließlich des Kilyawan Männerchores und des Voces Aurorae Mädchenchores. Nach mehrjähriger Überlegung hat Prof. Veneracion  2001 beschlossen, sich von der Chorleitung zurückzuziehen und mich gebeten, ihre Arbeit als neuer Leiter der MADZ fortzuführen. Die enorme Verantwortung dieser Aufgabe erfüllte mich mit dem Gefühl der Ehre und Demut. Denn wir haben eine lange Tradition ausgezeichneter Chorarbeit. Mit ihrer Beratung und Ermutigung führe ich unsere Aufgabe und Verantwortung fort.

 

AA: Man sagt, die Musik sei ein Menschheitsgut, jedoch spiele die Tradition eine wichtige Rolle bei der korrekten Aufführungspraxis. Fühlen Sie sich wohl bei jeder Art von Musik, angefangen bei der Polyphonie der europäischen Renaissance, über das Repertoire des Barocks und der Romantik bis hin zu zeitgenössischen Werken? Oder führen Sie lieber Werke von Komponisten Ihrer Herkunftsgegend auf?

MAA.C: Der MADZ führt eine große Bandbreite von Musikstilen auf und hat eine ganz eigene Verbindung zu der Musik der Renaissance, besonders zu Madrigalen. Und ein Treffen unserer ehemaligen Sänger und Absolventen endet meist mit dem gemeinsamen Singen der Madrigale, die sie früher sangen. Doch der MADZ war auch immer daran interessiert, alle Musikrichtungen zu erkunden.

Von Anfang an hat unsere Gründerin Prof. Veneracion philippinische Komponisten – besonders unter unseren jeweiligen Mitsängern –  aktiv ermutigt, zeitgenössische philippinische Chorwerke zu schreiben. Heute ernten wir die Früchte dieses langjährigen leidenschaftlichen Engagements. Wir  haben auch den starken Wunsch, uns mit bisher eher fremden Kulturen und Traditionen zu befassen. Auf unseren Reisen entstehen Freundschaften und Verbindungen zu anderen Kulturen, indem wir ihre Musik einüben und aufführen, oft in ihrer eigenen Sprache. Wir haben uns angefreundet mit Komponist/innen aus aller Welt; und unsere freundschaftlichen Beziehungen werden gefestigt, indem wir ihre Werke aufführen.

 

AA: Meine nächste – naheliegende – Frage ist Ihnen sicher schon oft gestellt worden: Aber ich bin immer wieder überrascht, wenn ich Ihre Sänger während einer Aufführung im Halbkreis sitzend sehe. Ich möchte Sie fragen, ob es einen besonderen Grund für diese Praxis gibt.

MAA.C: Scherzhaft antworten wir, dass wir nicht faul sind, obwohl wir während der gesamten Aufführung sitzen. Am Anfang wollten die ersten Mitglieder des MADZ den Verlauf eines Banketts wieder aufleben lassen: Damals versammelten sich die Gäste um die Tafel und sangen Madrigale. Die Tafel ist schon lange verschwunden, aber wir sitzen immer noch im Halbkreis. In dieser Sitzordnung – ohne Dirigenten oder stehende Solisten – sehen sich die Sänger, fühlen den Klang der Nachbarn und können einander hören. Die Sänger/innen müssen wissen, was innerhalb und außerhalb der Musik passiert. Diese Tradition des MADZ hat sich in fast 50 Jahren entwickelt.

 

AA: In letzter Zeit haben viele philippinische Chöre an wichtigen Chorwettbewerben, besonders in Europa, teilgenommen, wo sie fortwährend viele Preise gewinnen. Wie war es möglich, in solch kurzer Zeit solch gute Resultate zu erzielen? Haben diese Chorleiter ein Geheimnis, das sie nicht mit ihren Kollegen im “Alten Europa“ teilen wollen?

MAA.C: Es gibt keine Geheimnisse. Nur die große Leidenschaft, gemeinsam zu singen, viel harte Arbeit und auch eine Menge Spaß… das ist alles. Ich möchte deutlich hinzufügen, dass die Spiritualität der philippinischen Chöre, oder eigentlich der meisten Filipinas und Filipinos, auch in ihrem Singen lebt.

 

AA: Es wird dem Gewinner des IFCM International Wettbewerbs für Chorkomposition eine große Ehre sein, dass die Madrigal Singers sein Werk zur Erstaufführung bringen. Sie wissen natürlich noch nicht genau, was sie erwartet. Bisher haben Sie immer eng mit den Komponist/innen zusammen-gearbeitet. Halten Sie die Zusammenarbeit mit dem Komponisten des preisgekrönten Werkes für notwendig?

MAA.C: Nun, wir sind alle sehr aufgeregt bei diesem Projekt. Als Ausführende sollten wir die Musik so aufführen, wie der Komponist sie sich vorgestellt hat. Und das heißt enge Zusammenarbeit. So bereite ich jedes Stück vor, und ich freue mich darauf, genauso mit dem/der Gewinner/in vorzugehen..

 

AA: Nochmals vielen Dank für Ihre großzügige Zusammenarbeit.

 

University of the Philippines Madrigal Singers

Der Chor  “University of the Philippines Madrigal Singers” wurde 1963 von der ´Nationalen Künstlerin´ Professor Andrea O. Veneracion gegründet. Er umfasst Studierende und Absolventen der verschiedenen Colleges der University of the Philippines (UP) und hat weltweit bei vielen angesehenen Wettbewerben ständig Preise gewonnen: Arezzo und Gorizia in Italien, Marktoberdorf in Deutschland, Spittal in Österreich, Neuchatel in der Schweiz, Tours in Frankreich, Varna in Bulgarien, Debrecen in Ungarn, Cantonigros, Tolosa und Torrevieja in Spanien. Das Ensemble kann sich rühmen, als erster Chor der Welt den European Grand Prix for Choral Singing zweimal gewonnen zu haben (1997 und 2007).

 

The MADZ in the Teatro Colon, Buenos Aires 2011
The MADZ in the Teatro Colon, Buenos Aires 2011

 

Das umfangreiche Repertoire des Chores umfasst Musik der Renaissance und Klassik, philippinische und internationale Volkslieder, zeitgenössische und avant-garde Musik, Opern und sogar Popmusik. Ihre Spezialisierung und Konzentration auf Madrigal-Gesang hat zu ihrer typischen Aufführungsweise geführt, nämlich  im Halbkreis sitzend ohne Dirigenten zu singen.

Der Einfluss der UP Madrigal Singers auf die philippinische und asiatische Chor-Szene ist weitreichend. Seit 1963 sind mehr als 200 Sänger, die jetzt in der Organisation und Leitung von Chören aktiv sind, durch ihre Reihen gegangen. Diese Entwicklung führte schließlich zur Gründung von „Madz Et Al“, einem nationalen Netzwerk von ca. 60 Chören, die sich regelmäßig bei Festivals und Workshops treffen.

Unter der Leitung von Marc Anthony Carpio schaffen viele Komponist und Arrangeure

fortwährend neue Werke oder Bearbeitungen von philippinischen, asiatischen und internationalen Liedern für die UP Madrigal Singers, wodurch die Chorliteratur weltweit erweitert wird.

Als Anerkennung ihres umfassenden und erfolgreichen  Bemühens um die Förderung der kulturellen Diversität, des interkulturellen Dialogs und einer Kultur des Friedens wurde die Gruppe   kürzlich  mit der UNESCO – Nominierung als ´Künstler für den Frieden´ (Artists for Peace, Juli 2009) geehrt. In ähnlicher Weise wurde sie mit dem Guidoneum  Award (September 2010) der  `Concorso Polifonico Guido d’ Arezzo Foundation` für ihre ´künstlerischen Aktivitäten und die Förderung des Chorgesangs´ ausgezeichnet, nachdem sie den European Grand Prix for Choral Singing 2007 gewonnen hatte.

Die UP Madrigal Singers fühlen sich sozialem Engagement verpflichtet und veranstalten u.a.  Konzertreisen in weitentlegene Gegenden der Philippinen, die selten von Chormusikern besucht werden Mit ihren zwei jährlichen Konzertreisen ins Ausland sind die UP Madrigal Singers die aktivsten nationalen „Botschafter des Guten Willens“. Im August 2011 war die Gruppe einer der herausragenden Chöre beim „9. Weltsymposium für Chormusik“ in Puerto Madryn, Argentinien. Anschließend gab sie einige Freundschaftskonzerte in anderen Landesteilen und auch in Paraguay und Uruguay.

 

Marc Anthony A. Carpio

Marc Anthony Carpio schloss sein Klavierstudium an der University of the Philippines mit dem Bachelor – Prädikat Summa cum laude ab und kehrte sofort als Lehrer im Klavierfach an das College zurück. 2001 wurde er von Prof. Andrea Veneracion als ihr Nachfolger in der Leitung der Philippine Madrigal Singers auserkoren. Er hat seitdem das Ensemble auf  zahlreichen internationalen Touren geleitet. 2004 gewann sein Chor den 1. Preis für beide Kategorien „Habanera“ und „Polyphony“  beim Wettbewerb „Certámen Internacional de Habaneras y Polyphony“ in Torrevieja, Spanien. Er war auch Sieger beim 35. „Florilege Vocal de Tours“, Frankreich (2006) und  beim European Grand Prix for Choral Singing 2007 in Arrezzo, Italien. Als viel gefragter Dozent für Chormusik führt er oft Intensivkurse und Workshops sowohl landesweit in den Philippinen als auch in verschiedenen asiatischen und europäischen Ländern durch. Er hat auch die Leitung des „Consortium of Voices“, einer Chorgemeinschaft bestehend aus dem Kilyawan Boys Choir, dem Kilyawan Men´s Choir und dem Voces Aurorae Girls Choir. Zur Zeit  ist er Lehrer in der Abteilung der Dirigenten-Ausbildung am UP College of Music und auch als hoher Tenor und Begleiter tätig.

 

Übersetzt aus dem Englischen von Christa Sondermann, Deutschland

Revised and edited by Graham Lack, UK

 

Interview mit Barney Smith, Künstlerischer Leiter von VOCES8

Graham Lack Wann ist VOCES8 zu einem professionellen Chor geworden?

Barney Smith Wie schön, mit so einer leichten Frage zu beginnen. Das war 2007.

 

GL Und was bewog Sie dazu?

BS Darauf ist auch leicht zu antworten. Wir hatten ein paar Jahre zuvor einige wichtige Wettbewerbe gewonnen, einen Ersten Preis in Gorizia 2005 und beide Ersten Preise – für unser geistliches und für unser weltliches Programm – 2006 in Tolosa. So schien dies ein logischer Schritt.

 

GL Aber ein großer…

BS Ja, natürlich war das ein riesiger Schritt, den Status eines Amateurchors aufzugeben und den Sprung in die Welt des professionellen Musizierens zu wagen.

 

GL Sie bedauern aber diesen Schritt jetzt nicht?

BS Nein, überhaupt nicht, nicht einen Augenblick lang.

 

GL Was genau hat das für das Ensemble bedeutet?

BS Was einem gleich in den Sinn kommt, ist das Wort ‘Verpflichtung’. Vorher hatten wir nur auf einer ad hoc Basis gearbeitet, wir übten, wenn wir es für erforderlich hielten, lernten neue Stücke, wenn wir dachten, das sei notwendig und versuchten, so weit wie möglich voraus zu planen.

 

GL Damals waren Sie alle noch Studenten…

BS Ja, an der Westminster Cathedral. Und wir hatten so viele Ideen, Wünsche und unsere eigenen Träume. Die harte Realität des Musikgeschäfts schien weit weg, Gott sei Dank. Als wir dann die Wettbewerbe gewannen, wussten wir aber, dass wir etwas zu bieten hatten. Und wir hatten das Gefühl, dass das ein erster Schritt auf der Leiter nach oben war. Es ging um die ewige Frage, ob man die Arbeit aufgeben solle, mit der man seinen Lebensunterhalt verdient? Wir waren aber alle jung und, denke ich, recht ehrgeizig, wenn ich so zurückschaue, und so setzten wir uns einfach hin redeten über die Sache.

 

GL Und der Rest ist Geschichte.

BS Ja, so kann man sagen. Wir hatten auch Glück, und viele Menschen haben uns von Anfang an unterstützt.

 

GL Und wann genau war dieser Anfang?

BS Es gab einige Startversuche, aber ein Ereignis ist hervorzuheben, nämlich ein Konzert in Oklahoma 2009, das wir auf Einladung der ACDA (Amerik. Chorleiterverband, Anm. der Übersetzerin), auf ihrem Kongress gaben. Dort haben wir verstanden, dass man uns wirklich zuhörte und dass wir tatsächlich in der Lage waren, anderen Zuhörern unsere Musik nahezubringen.

 

GL Also was ist bei VOCES8 anders? Wie unterscheidet sich das Ensemble von anderen, die in der ganzen Welt Konzerte geben?

BS Wir sind acht SängerInnen, das bedeutet, dass wir unheimlich flexibel sind. Wir können ebenso gut Bach-Motetten für Doppelchor (bei denen jeder eine Stimme übernimmt) wie Renaissancemusik oder zeitgenössische Werke oder auch Filmmusik singen. 

 

GL Es sieht so aus, als würden Sie bei manchen Werken jeden Sänger eine bestimmte ‚Rolle spielen‘ lassen.

BS Genau! Das ist der Trick. Wir benutzen keine weiblichen Altos, sondern Kontratenöre, somit können wir zwei Soprane für die hohen Stimmen einsetzen, Tenöre und Baritone in der Mitte und einen starken Bass für die tiefen Stimmen, und sind so in der Lage, die Plätze je nach Art der Musik zu tauschen.

 

GL Was alles mit der Tessitura zu tun hat…

BS Genau. Jeder von uns besitzt einen sehr großen Stimmumfang, in dieser Hinsicht haben wir Glück. Die Überschneidung eines Sängers oder einer Sängerin mit der Nachbarstimme ist riesig und gibt uns die Möglichkeit, interessante Klangfarben und –mischungen zu erreichen. In der Brahmsschen Mottete  ‘Warum ist das Licht gegeben’ – für SSATBarB – haben wir Chris und Andrea die Melodie singen lassen, die anderen haben die Chorakkorde übernommen und ich singe darüber das zweigestrichene gis!

 

GL Was? Über dem Liniensystem beim Violinschlüssel?

BS Richtig.

 

GL Was geschieht also, wenn Dingle ein Solo hat? Ist er dann eine Art Lead-Bass?

BS Sie werden es nicht erraten, wenn Sie uns nicht im Konzert haben singen hören: Ich singe den Bass!

 

GL Aber Sie sind doch Kontratenor…

BS Ja natürlich, ich kann aber meine ‘normale’ Stimme benutzen, sozusagen als mein Zweitinstrument, und die Basslinie übernehmen. Das macht Spaß, und ich hoffe, ich klinge gut.

 

The British Ensemble VOCES8
The British Ensemble VOCES8

 

GL Ein Journalist hat einmal gesagt, dass es einen neunten Sänger gäbe. Ist das ein Insiderwitz oder gibt es den?

BS Nein, der ist nicht Sänger sondern Arrangeur; es handelt sich um Jim Clements.

 

GL Der von Anfang an dabei war…

BS Stimmt. Wir waren von Anfang an zusammen und sind es erfreulicherweise immer noch.

 

GL Was hat er diesem aufregenden Mix beizusteuern?

BS Ohne Jim wären wir nicht da, wo wir heute sind. Seine Sätze sind maßgeschneidert für Voces8. Er versteht wirklich, wie die Gruppe funktioniert, weiß, was bei den äußeren Stimmen los ist und wie die inneren sich mischen und miteinander verschmelzen.

 

GL Ich habe inzwischen eine ganze Reihe von diesen Bearbeitungen gehört und muss sagen, dass sie wirklich außergewöhnlich sind …

BS Sie sind eine Art Luxusgüter. Sie passen uns wie angegossen.

 

GL Was ist das musikalische Geheimnis?

BS Es ist eigentlich ganz einfach. Eine einzelne Stimme ist ein Solo. Drei Stimmen einstimmig sind eine Stimmgruppe. Und zwei gleiche Stimmen sind bei dieser Art des Singens im Allgemeinen so schwer zu verschmelzen, dass Jim einige andere Möglichkeiten zulässt, wie z. B. einen Sopran und einen hohen Tenor einstimmig oktavierend.

 

GL Er hat offenbar ein unglaubliches Gehör…

BS Ich glaube, er ist recht intuitiv und weiß, welcher Klang zu jedem Stück am besten passt. Seine Harmonien sind erstaunlich, sie halten uns wirklich auf Trab. Das andere ist, was macht er mit der Melodie? Sie ist nicht so oft im Sopran zu finden, wie Sie vielleicht denken, er lässt sie nämlich wandern.

 

GL So haben Sie alle die Chance, sie mal zu singen…

BS Wir kommen alle an die Reihe und geben sie von einem Sänger an den nächsten weiter. Das ist nicht so leicht, wie es klingt. Man muss wirklich zuhören, was jeder singt. Die anderen Stimmen sind einfach so anders als die eigene Stimme, und es besteht die Gefahr, dass man sich treiben lässt und mehr zuhört als selber singt.

 

GL Jim geht sehr geschickt mit dem  Diskant um, das ist natürlich ‘typisch Britisch’.

BS Das ist wahr und ist wohl der Grund, weshalb wir auch beschlossen haben, Michael Tippetts ‘Go Down Moses’ auf unserer neuesten CD, ‘Choral Tapestry’ aufzunehmen. Da gibt es einige Melodiebögen drin. Wir sind der Ansicht, dass es zu unserer Tradition gehört.  In ‘I Wonder as I Wander’, einer von Jims Bearbeitungen, kann man gut hören, wie sehr er Teil des Ganzen ist.

 

GL Da ist auch eine erstaunliche Stelle in der Sopranstimme bei ‘Once in Royal David’s City’, einer Bearbeitung eines anderen Komponisten, der angefangen hat, für Voces8 zu arbeiten, Thomas Hewitt Jones.

BS Noch so ein Glücksfall. Er steht noch am Anfang seiner Karriere, aber wir schätzen seine Leistungen bereits sehr. Er hat ein so bekanntes Weihnachtslied in etwas ganz Besonderes verwandelt. Es wird auf unserer nächsten CD, einer Weihnachtsplatte, zu hören sein, die später in diesem Jahr herauskommt.

 

GL Die James Bond-Bearbeitungen sind wohl ebenfalls typische Werke von Jim. Sie sind auch sehr subtil.

BS Das denken wir auch. Manchmal weist er nur auf die Bondmelodie hin, die ja jeder kennt, sie braucht also nicht voll zitiert oder hervorgehoben zu werden. Wir sind eher auf der Seite des Understatement zu finden, so wie der Charakter gespielt werden sollte. Und es gibt auch viel bei den Backgroundstimmen zu hören; wenn Sie die Augen schließen, dann sehen Sie gleichzeitig, wie der Film abläuft.

 

GL Jetzt sagen Sie uns noch etwas über die Olympischen Spiele in London. Wie kam das Projekt zustande?

BS Das war eine weiterer Glücksfall für uns. Thomas hatte mit dem Entwicklungsteam gearbeitet und eine Reihe von Stücken für kurze Animationsfilme geschrieben. Eines Tages hatte er die kluge Idee – wir dachten jedenfalls, es war eine – der Partitur Singstimmen hinzuzufügen. So kamen wir dazu, mit dem British Film Orchestra im Studio zusammenzuarbeiten. Eine weitere neue Erfahrung für uns…

 

GL …und was für ein Gegensatz zu Palestrina…

BS Wir sind im 21. Jahrhundert und machen Musik fürs 21. Jahrhundert. Das hat mit dem Handwerkszeug zu tun und damit, so viele verschiedene Dinge so gut wie möglich zu machen. Nächstes Jahr sind wir auf Tournee in Japan und singen den ‘Messias’ mit einem kleinen Orchester und nur acht Stimmen für den Chor und die Solisten.

 

GL Aber Sie können doch nicht alles für alle machen?

BS Nein, aber wir glauben, dass es zwei Arten von Musik gibt, die gute und…

 

GL …die nicht so gute?

BS Sie haben es auf den Punkt gebracht.

 

Aus dem Englischen von Jutta Tagger, Frankreich




Chorleiterausbildung

Olga Alexopoulou, Dirigentin und Vizepräsidentin des Gesamt-Griechischen Verbandes der Dirigenten von vokalen und instrumentalen Gruppen

 

Es muss gleich zu Anfang klar gestellt werden, dass im modernen Griechenland, das erst 1830 als Staat neu ins Leben gerufen wurde, die Chormusik nicht Teil der Volks- oder klassischen Musiktradition war.  Mit Ausnahme der pentatonischen Mehrstimmigkeit von Epirus und des italienischen Einflusses, der in den Inseln um Korfu herum und auf Kreta zu verspüren ist (weil diese Gebiete lange zu Venedig gehörten) finden wir im Rest von Griechenland nur einstimmiges und antiphonales Singen.

Aus diesem Grunde ist die Vorstellung von einem Chor etwas (abgesehen von etwaigen Ursprüngen im Tanz des Chores im griechischen Drama der Antike), das man sich erst aneignen muss.  Dies zeigt sich in der Tatsache, dass die ersten Versuche, Chöre zu gründen, meist entweder von Ausländern, die Griechenland besuchten, unternommen wurden, oder von Griechen, die so reich und gebildet waren, dass sie die Gelegenheit gehabt hatten, der europäischen Musikszene zu begegnen.  Ein Beispiel hierfür ist die Einladung, die 1870 von Königin Olga an A. Katkouzinos aus Odessa ausging – dass er den Chor der Palastkapelle gründen möge.  Bei den olympischen Spielen von 1896 wurde der Choral von Samaras unter der Leitung von M. Uger aufgeführt, und 1916 gründete A. Marsick den ersten Frauenchor. 

Es dauerte nicht lange, bevor im ganzen Land die ersten Laiengruppen auftauchten.  Ein typisches Beispiel für dies Phänomen ist der Chor von Tripoli, etwa 1930, dirigiert von Saliveros (von Beruf Küfer!).  Es sollte jedoch viele Jahre dauern, bis diese zunehmend beliebte Musikform eines genaueren Blickes gewürdigt wurde. 

 

1980-2008

Anfangs der 1980er Jahre kam es zu einer bis dahin noch nie dagewesener Zunahme in der Zahl der Chöre.  Jede Stadtverwaltung gründete mindestens einen Laienchor (eine Beschäftigung, die gewöhnlich kostenfrei angeboten wurde).  Auf diese Weise kam eine unglaublich große Zahl Menschen in Kontakt mit dieser Art Musik.  Daraus ergaben sich Beschäftigungsmöglichkeiten für Dirigenten, Chorsänger und Pianisten.  Der Mangel an Spezialisten führte dazu, dass viele Laienmusiker, die sich zumindest einiger musikalischer Allgemeinbildung erfreuten, das Dirigieren von Chören auf sich nahmen, ohne genauere Kenntnisse in dieser Kunst.  Dies wiederum führte zu der irrtümlichen Annahme – die viele Jahre lang ein Hindernis darstellte – dass jeder mit etwas Wissen um die Musik dirigieren kann.

Trotz all dessen konnte die Notwendigkeit einer systematischeren Ausbildung und eines wirklich tiefen Verständnisses der Begriffe der Kunst nicht mehr übersehen werden.  Dennoch war die Zahl der Menschen klein, die sich mit weiterführenden Studien auf diesem Gebiet befassten.  Es gab ein einschlägiges Gesetz für die Gründung einer Fachschule für Chordirigieren, aber die Schule konnte nicht in Aktion treten, teils wegen Mangels an qualifizierten Professoren und Lehrkräften, aber hauptsächlich, weil die gesetzlichen Vorschriften in Bezug auf die Diplomprüfungen nicht vorhanden waren.  Das führte dazu, dass eine Reihe Einzelpersonen beschlossen, sich einschlägigen Studien im Ausland zu widmen (A. Kontogeorgiou, M. Patseas, F. Papakonstantinou, R. Mastrosavva und andere) und nach ihrer Rückkehr Abteilungen für das Chordirigieren in existierenden Konservatorien einrichteten.  Antonis Kontogeorgiou war der erste, der einen Dreijahreskurs für Chordirigieren etablierte, dessen Absolventen ihrerseits dann bemerkenswerte Karrieren nicht nur als Dirigenten, sondern auch als Leitfiguren in Bezug auf die Untersuchung und die Lösung der organisatorischen und institutionellen Probleme in der griechischen Musikerziehung fungierten (K. Th. Evangelatos, St. Ouleroglou, M. Logiades und andere).

Es galt die Einstellung, dass Teilnahme als Chormitglied in einem guten Ensemble und genaues Beobachten guter Dirigenten, zusammen mit einiger musikalischer Allgemeinbildung, eine ausreichende Qualifikation für die Rolle von Chordirigenten darstellte.  Ein wichtiger Faktor, der zur Änderung dieser Einstellung beitrug, war das Organisieren und die schiere Tatsache der Existenz der zahlreichen und verschiedenartigen internationalen Chorfestivals (Tripoli, Kifissia, Atalanti, Larissa, Kefalonien usw.) und Wettbewerbe, die während dieser Jahrzehnte ihre Blütezeit erlebten (Internationales Chorfestival von Athen, Internationaler Wettbewerb für geistliche Musik in Preveza, usw.).  Der Kontakt mit ausländischen Chören und Dirigenten und die Einführung in ein zunehmend anspruchsvolleres Repertoire verdeutlichten langsam die Tatsache, dass ausgebildete Dirigenten benötigt wurden. 

Viele Jahre lang wurde die Grundausbildung von Dirigenten in Seminaren vermittelt.  Selbst heute florieren Workshops, Vorträge, Zusammenkünfte mit Dirigenten, die aus dem Ausland eingeladen worden sind, Sommerkurse und Konferenzen.  Während der 1990er Jahre, als das frühere sowjetische System zusammenbrach, hieß Griechenland eine Welle einwandernder Künstler willkommen, aus Ländern mit bemerkenswerten Musikhochschulen und einem guten Niveau der musikalischen Ausbildung – Albanien, Bulgarien, Jugoslawien, Russland, Weißrussland und der Ukraine.  Deren Eingliederung in die griechische Gesellschaft (als Geiger, Pianisten, Dirigenten usw.) machte den Unterschied zwischen systematischer Ausbildung und gelegentlichen Kursen offensichtlich.

Durch all diese Vorgänge reifte die griechische Musik (wenn man es genau betrachtet, ist sie immer noch in der Reifung begriffen!).  Die wichtigste Aufgabe der neuen Dirigentengeneration besteht in der Entwicklung ihrer Gaben und der Vertiefung ihres Wissens auf dem Gebiet.  Sie sind inzwischen von ihrem vielschichtigen und gleichzeitig faszinierendem Studiengebiet begeistert und wissen, dass es langer Studien bedarf.

Im Jahre 2007 “löste” das Kultusministerium das Problem mit der Gründung von Abteilungen für das Chordirigieren an Konservatorien, mit einem festen Lehrplan, sowie mit Lehrplänen für weiterführende Studien an der Musikuniversität von Korfu.  Es gibt immer noch viele institutionelle Problem in der Arbeit dieser Abteilungen, aber der Anfang ist nun gemacht worden.  Seit Oktober 2008 haben die ersten Abteilungen für das Chordirigieren in einigen Konservatorien und in den musikwissenschaftlichen Instituten einiger Universitäten offiziell ihre Arbeit aufgenommen.

 

 

Olga AlexopoulouOlga Alexopoulou, conductor, Vice President of the Pan-Hellenic Association of Conductors of Choral & Instrumental Ensembles

 

 

 

 

Übersetzt aus dem Englischen von Irene Auerbach, England

Edited by Sue-Ann Struwe, South Africa




Interview mit Michalis Tranoudakis

Michalis Tranoudakis, Komponist, Lehrer und 2002-2004 Präsident der Gesamt-Griechischen kulturellen Spiele für Schulen

 

Olga Alexopoulou, Dirigentin und Vizepräsidentin des Gesamt-Griechischen Verbandes der Dirigenten von vokalen und instrumentalen Gruppen

 

Olga Alexopoulou (OA): Wie kam es zur Gründung der Spiele?

Michalis Tranoudakis (MT): Also – Anfang der 1990er Jahre hatte Periklis Nearhou, Berater für das Unterrichtswesen, die Idee von künstlerischen Spielen, einem Wettbewerb in allen Künsten.  Sekundarschulen aus ganz Griechenland und Zypern sowie griechische Schulen im Ausland waren zur Teilnahme an diesen Spielen eingeladen.  Diese umfassten Wettbewerbe in vielen Bereichen der Künste: Musik, Tanz, Theater und Malen, und es gab viele sehr verschiedenartige Vorführungen.

 

OA: Worum ging es im Grunde bei diesen Spielen?

MT: Das Ziel war die Bewertung und Förderung des künstlerischen und kreativen Lebens innerhalb der Schulen, in Anbetracht der Tatsache, dass das ursprüngliche Programm des Erziehungswesens alles andere als zufriedenstellend war.  Unser Motto war: Die Teilnahme ist das, was wirklich wichtig ist.  Die Preise dienten nur als Anreiz.  Das Hauptziel dieses Wettbewerbes bestand darin, Teamwork und besonders die Zusammenarbeit zu fördern.  Wir sind fest davon überzeugt, dass das künstlerische Schaffen, sowie das künstlerische Schaffen als Mitglied einer Gruppe, die Fähigkeit von Kindern verstärkt, den Standpunkt anderer zu verstehen und sensibel zu reagieren.  Mein persönliches Ziel als Musikerzieher bestand darin, diese Art Musik bei jungen Leuten bekannt und beliebt zu machen.  Dies war die erste Initiative, die es je in Griechenland gegeben hatte, mit dem Ziel, weite Kreise der Gesellschaft mit den Künsten vertraut zu machen.  Während all meiner Jahre als Präsident setzte ich meinen Ehrgeiz darein, die Spiele jedes Jahr zu einem großen Ereignis in jeder Gegend des Landes zu machen.  Es war erstaunlich zu sehen, wie kleinere Schulen aus entlegenen Gegenden oder Inseln in der Lage waren mitzumachen.  Ich war sehr von einer kleinen Schule von der Insel Kos mit zwanzig Schülern beeindruckt; sie arbeiteten das ganze Jahr mit dem Ziel, in der Regionalausscheidung erste zu werden und dann für die zweite Runde nach Athen zu reisen.

 

OA: Wie wurden die Spiele beurteilt?

MT: Die Mitglieder der Ausschüsse und die Preisrichter waren sorgfältig ausgewählt worden, nicht nur für ihre Kenntnisse und besondere Expertise, sondern auch für ihre Verwurzelung im Erziehungswesen.  Bekannte Dirigenten und Komponisten (unter ihnen Stefanos Vasiliades, Vyron Fidetzis, Miltos Logiades, Dimitris Myrat und Theodoros Antoniou) waren auch dafür bekannt, dass sie großes pädagogisches Talent und Erfahrung in der Arbeit mit jungen Menschen besaßen. 

 

OA: Welche Schwierigkeiten mussten überwunden werden?

MT: Ich kann nicht sagen, dass wir finanzielle Schwierigkeiten hatten.  Die Organisatoren kamen für all die Kosten der Infrastruktur und technischen Einrichtungen wie Konzertsäle, Mieten, Verstärkersysteme, das Aufstellen der Mikrophone und die Plakate während der Spiele auf, und auch die Kosten für Anreise und Unterbringung der Gruppen, die in Athen am Wettbewerb teilnahmen.  Auf der anderen Seite gab es schon einige organisatorische Probleme, die eiligst gelöst werden mussten.  Wir waren ständig in Kontakt mit den Ausschüssen in den verschiedenen Landesteilen.  Ein sehr komplizierter Plan musste aufgestellt werden, damit alle der 30 000 Teilnehmer immer am rechten Ort und versorgt waren.

 

OA: Bis zu welchem Grade entwickelte sich das Chorsingen während des Wettbewerbs weiter? 

MT: Jeder Chor – gemischt oder nicht – musste im Rahmen eines 20-minütigen Programms ein Pflichtstück von mäßiger Schwierigkeit aus dem Band “Für unsere Chöre” von Antonis Kontogeorgiou vortragen; der Rest des Repertoires wurde vom Chor ausgewählt.  Ehrlich gesagt: es war schwer für Staatsschulen, mit den Chören der Musikschulen und mancher der Privatschulen zu konkurrieren, weil die Lehrer nicht genug spezifisches Wissen über Chöre besaßen, und wegen der unzureichenden Zeit innerhalb des Stundenplans.  Dennoch konzentrierten wir uns nicht auf die sogenannten Stars, sondern wir ermutigten alle Bemühungen!  Wir ließen nur jeweils einen Chor pro Schule zu; das führte dazu, dass sich während der Spiele langsam die ersten mehrstimmigen Chöre in öffentlichen Schulen entwickelten – davor hatten sie nur einstimmig gesungen.  Das war ein großer Fortschritt.

 

OA: Welche allgemeinen guten Dinge verdanken wir den Spielen?

MT: Die können in drei Kategorien eingeordnet werden.  Zuerst gibt es die pädagogischen Erfolge: der Wettbewerb brachte Schulen ganz verschiedener Art zusammen und gestattete es den Kindern, sich durch die Vermittlung der Künste zu begegnen.  Zweitens gab es positive soziale Nebenwirkungen: selbst wenn die griechische Gesellschaft vielleicht noch nicht ganz darauf vorbereitet war, sich mit einer so großen Veranstaltung wie den künstlerischen Spielen zu identifizieren, so wurden doch Samen gesät, und man wurde sich stärker der Notwendigkeit bewusst, starke kulturelle Beziehungen zwischen den Städten des Landes zu pflegen.  Drittens hatten wir erzieherischen Fortschritt zu verbuchen: für die Lehrer war das Wichtigste, dass die Veranstaltung die Probleme in griechischen öffentlichen Schulen und in Musikschulen in den Vordergrund rückte, und wie diese die Künste beeinflussen.  Deshalb – obwohl die letzten Spiele 2008-2009 statt fanden – können wir es als Erfolg verbuchen, dass die griechische Gesellschaft sich jetzt der vielen Probleme im Erziehungswesen bewusst ist, die gelöst werden müssen.

 

OA: Wovon träumen Sie?

MT: Dass die Spiele ganz Europa oder sogar die ganze Welt umfassen könnten; trotz der Tatsache, dass wir uns in einem Zeitraum der finanziellen Krise befinden, und dass die Geistes- und Sozialwissenschaften nicht genug gewürdigt werden, bin ich davon überzeugt, dass der einzige Weg zu intellektuellem Fortschritt und zu Ruhe und Gelassenheit darin besteht, dass Gesellschaften die Kultur und ihre Rolle im Leben pflegen, selbst wenn dabei Methoden eingesetzt werden, die nicht viel kosten. 

 

 

Olga AlexopoulouOlga Alexopoulou, conductor, Vice President of the Pan-Hellenic Association of Conductors of Choral & Instrumental Ensembles

 

 

 

 

Übersetzt aus dem Englischen von Irene Auerbach, England

Edited by Hayley Smith, UK