Das nationale Finale des BIG SING 2016: Wie Neuseeland seine kulturelle Vielfalt mit seinen Chören feiert

Von Agastya Rama Listya, Chorleiter und Komponist

Das nationale Finale des BIG SING 2016 endete am 27. August 2016, aber sein Nachklang ist in Neuseeland noch überall zu hören. Der BIG SING ist eine von vier wichtigen Chorveranstaltungen, die die neuseeländische Chorvereinigung (NZCF) regelmäßig organisiert. Er ermöglicht High-School Chören aus dem ganzen Land, sich miteinander auf regionaler und nationaler Ebene zu messen. Ebenso wie die drei anderen Festivals (das Kindersingen, das Sing Fest und das Sing Aotearoa Te Puna o te Wairua) ist der BIG SING Teil des NZCF Programms zur Förderung qualifizierter Chöre in Neuseeland geworden. Dieses Programm dient als Basis für die Betreuung und Optimierung solcher Chöre.

Die Finalisten beim BIG SING wurden aus neun der elf Bezirke (Auckland, Canterbury/Westküste, Ostküste, Manawatu/Whanganui, Otago, Southland, Taranaki, Waikato/Bay of Plenty und Wellington) ausgewählt. Überraschenderweise waren heuer etwa 250 Chöre von 150 High-Schools an den regionalen Festivals beteiligt, von denen 24 Chöre es ins nationale Finale schafften. In diesem Jahr war Dunedin als Gastgeber für das Finale des BIG SING 2016 bestimmt worden. Es fand im Rathaus statt und dauerte drei Tage, vom 25. bis 27. August 2016. An den regionalen Wettkämpfen hatten sich mehr als 9.500 Sängerinnen und Sänger beteiligt, im Finale nahmen noch etwa 750 teil.

Das Festival gliederte sich in 8 Teilveranstaltungen, an denen jeweils 5 bis 7 Chöre mitwirkten. Alle Finalchöre mussten zweimal auftreten. Bei ihren 10-minütigen Vorträgen konnte jeder Chor drei Stücke wählen, bei den 8-minütigen Vorträgen waren es zwei.

Zur Förderung neuseeländischer Komponisten und pazifischen Musikstücken verlangte der NZCF von jedem Chor, mindestens ein neuseeländisches oder pazifisches Chorwerk in sein Repertoire aufzunehmen (Kategorie 1). Klassische Stücke gehörten zu Kategorie 2 und in Kategorie 3 kamen alle anderen Stücke, die weder in Kategorie 1 noch 2 passten. Zum Beispiel wurden Volkslieder, Spirituals, Gospels, Musiktheater, Popmusik etc. der Kategorie 3 zugerechnet.  

Der NZCF stellte fünf Preise bereit, um welche die Finalisten konkurrierten:

  • Die NZCF Preise wurden den Finalisten nach ihrer Gesamtleistung verliehen. Es gab Gold, Silber und Bronze. Einen Platinpreis bekam der Chor mit der höchsten Gesamtwertung von 90% oder höher.
  • Die Hutt City Trophäe wurde dem Chor mit der besten Aufführung einer neuseeländischen oder pazifischen Komposition verliehen.
  • Die Tour Time Trophäe ging an die beste Aufführung eines klassischen Chorwerks.
  • Mit dem Auahi Kore Preis wurde die beste Aufführung eines Werks in der Maori Sprache gewürdigt.
  • Den BIG SING Jugendbotschafterpreis schließlich bekam der Chor, der in allen Bereichen des Finales ein außergewöhnliches Engagement gezeigt hatte.

Die drei Preisrichter dieses nationalen Finales waren Peter Watts, Musikprofessor an der Musikschule der Universität von Auckland; Debra Shearer Dirié, Herausgeberin von Sing out, der Zeitschrift der nationalen australischen Chorvereinigung und Michael Leighton Jones, Musikprofessor an der Universität von Queensland.

Vor der Preisverleihung gab es ein paar kurze Reden. Mr. Watts sprach darüber, wie gut es den Finalisten gelungen war, die Bedeutung der Texte ihrer Lieder dem Publikum zu vermitteln; Ms. Dirié hob hervor, wie perfekt diese Chöre jedes Detail in jedem ihrer Lieder ausgeführt hatten. Mr. Jones, der Baron Pierre de Coubertin „die Hauptsache ist nicht, zu gewinnen, sondern dabei zu sein“ zitierte, sprach mehr über den Ablauf des Finales als über das Resultat. Der Gewinner des Auahi Kore Preises wurde von Kelly-Ann Tahitahi bestimmt, der Koordinatorin für das Maori Beratungs- und Orientierungsprogramm am Te Huka Matauraka-Maori Center an der Universität von Otago.

Stella Nova © New Zealand Choral Federation

Für die Zuhörer in Dunedin war die letzte Aufführung des 2015-2016 Sekundarschülerchors Neuseelands (NZSSC) ein großes Privileg, denn der Studiengang war nach der 18 monatigen  Zusammenarbeit unter der Leitung von Andrew Withington im August 2016 zu Ende. Die Auswahl der Werke, die der NZSSC aufführte, machte das Nachmittagskonzert unterhaltsam und erfreulich und trug sogar zur Allgemeinbildung bei. Sein Repertoire umfasste Musik von der der Barockzeit bis zum 20. Jahrhundert, von Pazifika bis Jazz. Unter anderem sangen sie den 68. Psalm von Heinrich Schütz, O magnum mysterium von David Childs, Loch Lomond, ein schottisches Lied, arrangiert von David Lantz, Rotala von Juris Karlsons und I Got Rhythm von George Gershwin, in einer Bearbeitung von Mark Hayes.

Der neue NZSSC Studiengang (2017-2018) soll bereits im Frühjahr 2017 beginnen. Vom 26. September bis 04. Oktober 2016 fanden die Aufnahmeprüfungen für eine NZSSC 2017-2018 Mitgliedschaft statt. Die Mitglieder des Chors sind Neunt-, Zehnt-, Elf-, und Zwölfklässler (nach NZ Jahren 15 bis 18Jährige), die aus allen Sekundarschulen Neuseelands ausgewählt werden.

Das nationale Finale des BIG SING 2016 endete am 27. August 2016 mit einem Galakonzert. Dabei führten alle Finalisten ein Stück aus ihrem Finale-Programm auf, das sie besonders mochten. Direkt nach dem Galakonzert wurden die Preisträger bekannt gegeben. Der Platinpreis ging an die Gruppe Choloration von den Westlake Knaben- und Mädchen- Highschools in Auckland. Choloration gewann nicht nur den Platinpreis, sondern auch die Tour Time Trophäe. Die Gruppe Euphonie von der Kristin Schule in Auckland gewann die Hutt City Trophäe und den Auahi Kore Preis. Und der BIG SING Jugendbotschafterpreis wurde der Gruppe Fortissimo von der Dilworth Schule in Auckland verliehen.

Mit 15 Sopranen, 13 Altistinnen, 13 Tenören und 13 Bässen war die Gruppe Choloration sehr gut ausbalanciert. Die ausgereiften Tenor- und Bassstimmen konnten sich gut gegen die Sopran- und Altstimmen behaupten. Die Auswahl ihres Repertoires war superb. Bei ihrer ersten Aufführung brachten sie Stanfords Caelas ascendit hodie, Esenwalds Stars und Runestads Alleluia. Bei ihrem zweiten Rezital sangen sie ein schwedisches Werk, Uti vor hage, in einer Bearbeitung von Hugo Alfén, sowie Joy von David Hamilton. Die Vorstellung der Gruppe Choloration war alles in allem hervorragend. Die Gruppen, die ihr in diesem nationalen Finale am nächsten kamen, waren Kentoris vom St. Kentigern College, Bel Canto und Senior Chorale von der Burnside Highschool.

Die Dominanz der Schulchöre aus Auckland über die anderen Chöre aus den verschiedenen Regionen war bei diesem Wettbewerb offensichtlich. Alle Gewinner waren Chöre aus Auckland und fünf von insgesamt sieben Chören, die Goldmedaillen gewannen, kamen aus Auckland.

Der große Abstand zwischen den Regionen sollte verringert werden, damit die regionalen Gruppen auf nationaler Ebene wettbewerbsfähig bleiben. Es wäre wünschenswert, die Lücke zwischen den Chören in den nächsten Jahren zu schließen.

Weitere Informationen über das nationale Finale des BIG SING 2016 kann man auf der Webseite http://www.nzcf.org.nz/activities/for-singers/teh-big-sing/ und auch auf YouTube abrufen.

 

Agastya Rama Listya ist Chorleiter, Komponist von Chorwerken und Professor an der christlichen Satya Wacana Universität in Salatiga, Indonesien. Agastya machte einen Bachelor in Musik und Komposition am indonesischen Kunstinstitut in Yogakarta und einen Master in geistlicher Musik und Chorleitung am St. Olaf College und Lutherseminar in Minnesota, USA. Im Moment schreibt Agastya seine Doktorarbeit über Ethnomusikologie an der Otaga Universität, Neuseeland. E-Mail: agastya123@gmail.com

 

Übersetzt aus dem Englischen von Silke Klemm, Belgien