Buchbesprechung: Gruppengesang mit Obertönen (Stuart Hinds, 2020)
Von T. J. Harper, DMA
Die Arbeit von Stuart Hinds, wie sie in Group Singing with Overtones zum Ausdruck kommt, ist mehr als eine Einführung in die technische Umsetzung und Anwendung von Obertongesang. Dieser Buchbeitrag versucht, eine umfassende Darstellung dessen zu geben, was Obertongesang ist, warum er für moderne Sängerinnen und Sänger wichtig ist und vor allem, wie er auch von Nicht-Profis in Gruppen erfolgreich eingesetzt werden kann.
Stuart Hinds legt einen pointierten Text vor, der sowohl für erfahrene Chorleiter als auch für Chorneulinge als praktische Arbeitshilfe dient. Hinds ist Komponist, ausführender Musiker und Lehrer. Seine Kompositionen umfassen elektroakustische Musik, wobei ein erheblicher Teil seines Schaffens Werken gewidmet ist, in denen sein einzigartiger Stil des Obertongesangs zum Tragen kommt. Als Komponist hat Hinds zahlreiche Werke geschaffen, die dem Erlernen und der Aufführung von Oberton-Solo-Gesang gewidmet sind. In seinem neuesten Werk wendet er sich dem Unterrichten und der zugrunde liegenden Pädagogik zu, die die Grundlage für das erfolgreiche Singen von Obertönen in Gruppen bilden. Der Aufbau des Obertongesangsunterrichts, von dem Sänger und Ensembleleiter gleichermaßen profitieren können, wird mit methodischem Feingefühl für technische Details und mit Blick auf einen realistischen, praktischen Lernprozess angegangen.
Im Vorwort des Buches gibt der Autor einen Überblick über seine Beweggründe und seine Philosophie zum Obertongesang und dessen Stellenwert als eindrucksvolle vokale Kunstform. In diesem Überblick sind auch konkrete Empfehlungen enthalten, die sowohl Amateur- und nicht-professionelle Vokalisten als auch das Standard-Chorensemble berücksichtigen.
Das erste vollständige Kapitel, Kapitel 4, ist der Beschreibung von Lehr-/Lernzielen gewidmet, die sich ausschließlich auf das Obertonsingen in der Gruppe konzentrieren. Die Aufmerksamkeit, die in diesem Kapitel den technischen Grundlagen des richtigen Obertonsingens gewidmet wird, schafft das Fundament, auf dem erfolgreiches und regelmäßiges Obertonsingen möglich wird. Dazu gehören 1) Stimmarbeit beim Aufwärmen: Haltung, Atmung, Phonation und Resonanz; und 2) Obertongesang: Hervorhebung der Obertöne und Singen im Gleichklang.
Die nächsten vier Kapitel widmen sich speziell der Erläuterung und Analyse, wie man den Unterricht von Obertongesang für Gruppen gestalten kann. In Kapitel 5 wird ein sehr gelungener und detailorientierter Blick darauf geworfen, wie die erste Unterrichtsstunde im Obertongesang für Gruppen gestaltet werden kann. Ähnlich wie in Kapitel 4 stellt der Autor diesem Abschnitt eine ausführliche Begründung und Philosophie voran, die einen sorgfältig ausgearbeiteten Leitfaden liefert, um das Engagement und die Aufmerksamkeit der Gruppe sicherzustellen. Zusätzliche Anleitungen und Demonstrationen helfen dabei, inhaltliche Lücken zu füllen, die für Uneingeweihte entstehen können. Kapitel 6 bietet wertvolle Einblicke in die Probleme, auf die Gruppen in der Anfangsphase stoßen können, und in mögliche technische Abhilfen. In Kapitel 7 wird der pädagogische Prozess in den darauffolgenden Lektionen näher beleuchtet, wobei besonderes Augenmerk auf spezielle Übungen gelegt wird, die sich mit der Position des weichen Gaumens, der Anpassung des Vokaltrakts, äußeren und inneren physiologischen Veränderungen, der Anpassung des Vokaltrakts mit mitteltiefen Grundtönen für Männer- und Diskantstimmen, dem Erreichen von Teiltönen und aufsteigenden/absteigenden Obertönen befassen. Kapitel 8 wiederholt und fasst die Grundprinzipien für Obertonsingen in der Gruppe zusammen. Dazu gehören zusätzliche Warm-up-Strategien, Tonhöhenübungen, Call and Response, mehrstimmiger Gesang und strukturierte Improvisation. Die in diesem Kapitel angesprochene erweiterte Thematik gibt Anregungen für zusätzliche technische Strategien und eine Unterstützung für Anfängergruppen.
Eine Fülle praktischer Aspekte findet sich in den Kapiteln 9 und 10, in denen die besonderen Herausforderungen des Obertongesangs in Kompositionen unter die Lupe genommen werden. Für jeden Einzelfall werden die technischen Fragen präzise und klar besprochen. Die technischen Abläufe und praktischen Anwendungen der in diesen Kapiteln vorgestellten Methoden tragen erheblich dazu bei, die Fertigkeiten der Gruppe zu entwickeln und zu erweitern, um mit Hilfe bestimmter Kompositionen des Autors übereinstimmenden Obertongesang zu erzielen.
“Group Singing with Overtones” von Stuart Hinds ist weit mehr als ein praktisches Nachschlagewerk für diese Gesangsform. Dieser innovative und überzeugende pädagogische Ansatz zum Obertongesang für Gruppen eröffnet Chorleitern die Möglichkeit, ihren Sängern unabhängig von ihren Fähigkeiten und technischen Möglichkeiten eine präzise und passende Anleitung zu geben.
Das Buch ” Group Singing with Overtones” ist hier erhältlich:
Übersetzt aus dem Englischen von Wolfgang Saus, Deutschland
T. J. Harper ist außerordentlicher Professor für Musik, Leiter der Chorabteilung und Lehrstuhlinhaber des Fachbereichs für Musik an der Loyola Marymount University in Los Angeles, Kalifornien. Er leitet die drei Chorensembles der Universität und bietet Kurse in Dirigieren, Chormethoden für den Sekundarschulbereich, Dirigieren und Gesang an. Dr. Harper hält den Doktortitel in Musikwissenschaften (Doctor of Musical Arts) der University of Southern California, wo er mit Auszeichnung abschloss. www.harpertj.com