Der Cambridge Companion für Chormusik
Verlegt von André De Quadros
New York: Cambridge University Press 2012
Rezensiert von Debra Shearer-Dirie, Chorleiterin und Lehrerin
Als Herausgeber hat André De Quadros einige hochrangige Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Chormusik zu einem Beitrag eingeladen. Die vorliegende Veröffentlichung besteht aus 19 Kapiteln, die eine Handvoll Schlüsselthemen der Chorkunst beinhalten, die man oft in ähnlichen Büchern vermisst. Es handelt sich dabei um 3 Bereiche: Chormusik: Geschichte und Kontext, Chormusik weltweit und Chorphilosophie, Praxis und Pädagogik. Mehrere frühere Veröffentlichungen haben diese Themen unabhängig behandelt, aber der ‘Companion’ bringt sie alle unter ein Dach.
Nach einem kurzen Vorwort von John Rutter definiert de Quadros zuerst, was wir unter Chormusik verstehen.
Dann legt er seine drei Ziele fest: Chormusik aus einer historischen Perspektive zu betrachten, das Darstellen und Feiern der Vielfalt von Chormusik weltweit und schließlich die Choraktivitäten und die Hingabe zu ehren, mit der an ihrer Weiterentwicklung gearbeitet wird.
Die Mitarbeiter im Teil 1 sind Andrew Parrott, Chester L. Alwes, Nick Strimple und Paul Hiller. Diese ersten vier Kapitel beschreiben die Gründung und den Aufbau von Chören und gehen auf die wichtigsten Komponisten, Genres, die wichtigsten Zentren, politische oder historische Persönlichkeiten und Ereignisse ein, die den Weg der Chormusik beeinflusst haben.
Alwes beginnt das dritte Kapitel, Chormusik in der Kultur des 19. Jahrhunderts, damit, die philosophischen Motoren des 18. Jahrhunderts einschließlich der Aufklärung und der Industriellen Revolution zu erforschen, während der Denker wie René Descartes, John Locke, Isaac Newton und Jean-Jacques Rousseau ihre neuen Sichtweisen vertraten.
Strimple führt uns im vierten Kapitel in die moderne Zeit, ‘Chormusik im 20. und 21. Jahrhundert, in dem er die Themen Entwicklung der Polytonalität, Impressionismus, Eklektizismus, Zwölftonmusik und Nationalismus behandelt. Er schließt ab, indem er bestimmte Annäherungen, die sich am Ende des 20. Jahrhunderts ergeben untersucht, und beschreibt, wie Musik aus Regionen wie der Mongolei und verschiedenen afrikanischen Ländern allmählich erreichbarer wurden.
Kapitel 5, ‘Das Wesen des Chors’ ist von Hillier, der uns ermutigt, noch einmal darüber nachzudenken, warum Menschen in Chören singen. Sein Bericht ist wie eine Zugfahrt, auf der er anhält, um Orte zu besuchen, an denen man Sänger findet, und unterwegs Opern- und Oratorienchöre, Kirchenchöre, Volksmusikensembles und Konzertchöre aus der Nähe betrachtet. Dies ist vielleicht das provokanteste Kapitel und bringt den Leser dazu, darüber nachzudenken, was die Zukunft wohl bereithält.
Der zweite Abschnitt, Kapitel 6-13, widmet sich den Choraktivitäten in der ganzen Welt. Jeder Autor, ein Experte in einer bestimmten Region, hat einen etwas anderen Blickwinkel. Die interessantesten sind vielleicht die Kapitel, die der Musik von Eingeborenen-Völkern gewidmet sind und aufzeigen, was sie zu der dortigen Chormusik beigetragen oder wie sie sie sie beeinflusst haben. Es sind auch einige Statistiken beigefügt über Anteile der Bevölkerung, die sich am Chorsingen beteiligen. Außerdem wurden alle bekannten Ensembles und Chorzentren mit dem Fokus auf der Verbreitung von Chormusik behandelt.
Der letzte Abschnitt dieses Buchs, ‘Chorphilosophie, Praxis und Pädagogik’ ist von Francisco Núnez, Mary Goetze, Cornelia Fales, Wolodymyr Smishkewych, Doreen Rao, Mike Brewer, Liz Garnett, Ann Howard Jones und Simon Carrington. Es sind Fallstudien, die sich mit verschiedenen Aspekten von Praxis oder Pädagogik oder beidem beschäftigen. Die Entwicklung der Vielfalt von Zuhörern und Ensembles ist hier ein Thema. Es wird die Frage gestellt, wie man Sänger am besten an ein Repertoire heranführt, das der Stimme eine andere Klangfarbe als die des Belcanto abverlangt. Die Ausbildung zukünftiger Chorleiter im 21. Jahrhundert wird ebenso behandelt wie die Idee der Individualität in unseren Ensembles, schön diskutiert von Brewer und Garnett, die das sehr passend als ein ” Mikrokosmos menschlichen sozialen Lebens” bezeichnen.
De Quadros und all seinen Mitstreitern muss für dieses allumfassende Gesamtwerk Lob gezollt werden. Es ist ein ‘must read’, eine Pflichtlektüre gleichermaßen für alle Chorleiter, Musikorganisationen und – vorstände, Musikprogramme in der Erwachsenenbildung und für Sänger.
Debra Shearer-Dirié hat ein Diplom des Kodály Institute in Kecskemét, Ungarn, einen Master für Musikerziehung und einen Doktor in Chorleitung der Indiana University, USA. Zur Zeit wohnhaft in Brisbane, Australien, hat sie Chorleitung und Gehörbildung an der University of Queensland, der ACCET Summer School, gelehrt und Chorleitung an der New Zealand International Summer School. Dr. Shearer-Dirié wirkt zur Zeit als Herausgeberin von The Australian National Choral Association’s Publication und arbeitet beim The National Council dieser Organisation mit. Sie ist musikalische Direktorin des Brisbane Concert Choir, des Vox Pacifica Chamber Choir, Fusion, und Vintage Voices. Email: debrashearer@gmail.com
Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Uhlig, Deutschland