Critic’s Pick: Alessandro Grandi – Vespri Beata Vergine – Carus

Jonathan Slawson, Journalist

 

Alessandro Grandi – Vespri Beata Vergine – Carus

choral_review_critics_pick_picture_1a

 

 

 

 

choral_review_critics_pick_review_1_qrcode

 

 

 

 

 

 

Alessandro Grandi (1586 – 1630) gehörte zu den vielen klassischen Komponisten, deren Werk unterbewertet und nicht sehr bekannt war. Dennoch kann man behaupten, dass seine Musik neben der von Monteverdi die zentrale Kraft in der Entwicklung der frühen Barockmusik war. Sein Umgang mit dem konzertanten Stil war der Beginn der Ära, und seine Studien der Kantate waren erste Vorboten der Musik J.S.Bachs. Aber seine gesamte Karriere war überschattet von seinem Mentor, Claudio Monteverdi, der durch die Einführung seiner Zuhörer in die Polyphonie und den basso continuo berühmt wurde. Aus diesem Grund wird er der Pionier der Barockmusik genannt.

Hier fügt Carus viel von Grandis Musik nahtlos zu einem überzeugenden Vesper-Gottesdienst zusammen. Die CD wurde live während des “Musikfest Stuttgart 2010“ aufgenommen. Sie richtet ein verdientes musikalisches Schlaglicht auf Grandi und zollt ihm verdiente Anerkennung für seine musikalische Breite und Tiefe.

Die Sänger der Gächinger Kantorei Stuttgart sind wundervoll. Hinzu kommt eine eindrucksvolle Gruppe von Solisten: Deborah York (Sopran), Daniel Taylor (Alt), Ed Lyon (Tenor), and Peter Harvey (Bass). Das Schwergewicht der Aufnahme liegt vorzugsweise bei den Solisten, was sich gut mit Grandis Einsatz der Instrumente als reine Begleitung der Sänger verträgt. Der moderne Zuhörer mag jedoch eine bessere Balance zwischen Chor und Orchester bevorzugen. Die Verschmelzung zwischen Solisten und Chor ist ebenfalls beeindruckend. Vielleicht hätten manchmal ein kleines bisschen weniger Vibrato oder sogar eine offenere Resonanz einen klareren Klang ergeben, insbesondere in den Teilen mit polyphonem Chor. Jedoch ist der Chor eine absolute Einheit und meistens intonationsrein.

Da diese Zusammenstellung von Grandis Arbeit eine solche Vielfalt musikalischer Stile repräsentiert, wird jede Zuhörerin und jeder Zuhörer seine eigenen Lieblingsstücke haben. Meine persönlichen Favoriten sind Dixit Dominus (Nummer 3), O Quam Tu Pulchra Es (Nummer 10) und das Ave Maris Stella (Nummer 12). Das Dixit Dominus zeigt einen gut ausbalancierten Chorklang durchsetzt mit Soli voll von klaren und beschwingten Melismen. Das O Quam Tu Pulchra Es ist unbeschreiblich schön, und Lyons stimmliche Nuancen gewähren ihm die Feinheit, die ihm gebührt. Das Charakteristikum des Ave Maris Stella ist ein unglaubliches Wechselspiel zwischen den Männerstimmen, dem Orchester und den Solisten, das einem die Sprache verschlägt.

Sie sollten diese CD besitzen, und wenn es nur aus dem Grund ist, ein verdientes Schlaglicht auf Alessandro Grandi zu werfen.

 

Listen music samples here: http://goo.gl/dcppg

 

 

Jonathan SlawsonJonathan Slawson erwarb seinen Bachelor of Music am Westminster Choir College (USA) und studiert momentan in einem Masterstudiengang Nonprofit Management. Seine beruflichen Interessen liegen in der Kunsterziehung, der Politik und im Management. Er ist Berater der Entwicklungsabteilung für die Bravo Lincoln Center Kampagne, die Hauptkampagne zur Erlangung der nötigen Gelder für die Sanierung des Lincoln Center (New York).  Davor war er für die Leitung des Lincoln Centers und dessen Beziehungen zur Bevölkerung verantwortlich. Daneben hat er für Disney’s und In Tune Monthly geschrieben,  arbeitete als Herausgeber des Lehrerführers bei New World Stages (Stage Entertainment) und an einem Theater.  Er unterrichtete Musik an der Maureen M. Welch Grundschule, am New Jersey Performing Arts Center und am Stagestruck Performing Arts Center.  Jonathan Slawson ist Mitglied des Akademierats der Blair Academy of  Governors und erhielt 2009 den Preis des Präsidenten des Westminster Choir College, die höchste Auszeichnung der Universität.

 

Haben Sie eine CD, die in diesem Journal besprochen werden könnte?

Bitte kontaktieren Sie mich unter  jonathan.ryan.slawson@gmail.com .

 

Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Uhlig, Deutschland