Wahl des Kritikers…1
Graces & Voices: Mysterium Crucis
Rondeau Production ROP6067
Rezension von Jonathan Slawson, Journalist
Graces & Voices, ein Frauenensemble, wurde 2010 von Adrija Čepaitė und Antanina Kalechyts gegründet. Seine Mitglieder stammen aus Österreich, Weißrussland und Singapur. Sie sind alle hauptberufliche Musikerinnen und haben abgeschlossene Studien entweder in Gregorianischem Choral, Dirigieren, Kirchenmusik, Orgel, Blockflöte, Geige oder Gesang. Die internationale Zusammensetzung – sieben Frauen, vier Länder – ist insofern beeindruckend, als sie das Grenzüberschreitende, das Universelle der Kunst des Chorsingens verkörpert.
Graces & Voices studiert hauptsächlich kirchliche Werke ein. Sie führen vorrangig gregorianische Choral und sakrale Polyphonie sowie zeitgenössische Werke und Instrumentalmusik auf. Das relativ neue Ensemble wird allmählich unter Kennern bekannt, während es seine gemeinsame musikalische Stimme findet und entwickelt. 2012 wurde es beim International Gregorian Chant Festival in Watou, Belgien, ausgezeichnet. Im selben Jahr nahmen sie am International Chant Festival in Bratislava in der Slowakei teil. Für 2013 freut sich das Ensemble auf zwei geplante Tourneen in Europa.
Mysterium Crucis, aufgenommen im Sommerrefektorium des Stiftes Rein, Steiermark, Österreich, befasst sich mit der Inventio cruces and Exaltatio cruces – gregorianische Choräle zu den Feiertagen der Kreuzauffindung und -erhöhung. Es ist aufregend, eine so talentierte Gruppe klassisch gut ausgebildeter Sängerinnen in ihrem künstlerischen Werdegang als Ensemble zu erleben. Auf der CD glänzen sie mit atemberaubender Homogenität, genau wie es sich für Gesang des Cantus planus gehört. Der Zuhörer wird neugierig darauf, ihre weitere Entwicklung zu verfolgen, während sie auf der ganzen Welt auftreten und ihre kollektive Stimme finden, und zu entdecken, was dieses Ensemble über die internationale Zusammensetzung hinaus in der Chorwelt so einzigartig macht. Es ist wie am Anfang einer Reise mit einem Ensemble, das ein grenzenloses Potenzial hat.
Mysterium Crucis ist schnörkellos und wirkt musikalisch nicht überhöht. Ihre schlichte Unmittelbarkeit eignet sich gut für die Kirche. Was die Aufnahme angeht, hätte das Ensemble aber vielleicht nicht nur auf die nahezu perfekte Intonation und den warmen, satten Klang, sondern auch auf eine Entfaltung musikalischer Linien bzw. auf die Gestaltung des Textes aus stimmlicher Sicht Wert legen können. Eine der am meisten verbreiteten Methoden im Gregorianischen Choral, um diese Art von kadenzieller Gerichtetheit zu erreichen, ist die Betonung der vorletzten Note jeder Kadenz, die einen sanften Ausklang einer musikalischen Phrase bewirkt. Von dieser Möglichkeit wird hier nur selten Gebrauch gemacht, aber wenn, dann ist es unendlich schön.
Für mehr Information besuchen Sie: http://www.gracesvoices.com
Zum Probehören besuchen Sie auch: https://itunes.apple.com/it/album/graces-voices-mysterium-crucis/id529445318
Jonathan Slawson
erwarb seinen Bachelor of Music am Westminster Choir College (USA) und studiert momentan in einem Masterstudiengang Nonprofit Management. Seine beruflichen Interessen liegen in der Kunsterziehung, der Politik und im Management. Er ist Berater der Entwicklungsabteilung für die Bravo Lincoln Center Kampagne, die Hauptkampagne zur Erlangung der nötigen Gelder für die Sanierung des Lincoln Center (New York). Davor war er für die Leitung des Lincoln Centers und dessen Beziehungen zur Bevölkerung verantwortlich. Daneben hat er für Disney’s und In Tune Monthly geschrieben, arbeitete als Herausgeber des Lehrerführers bei New World Stages (Stage Entertainment) und an einem Theater. Er unterrichtete Musik an der Maureen M. Welch Grundschule, am New Jersey Performing Arts Center und am Stagestruck Performing Arts Center. Jonathan Slawson ist Mitglied des Akademierats der Blair Academy of Governors und erhielt 2009 den Preis des Präsidenten des Westminster Choir College, die höchste Auszeichnung der Universität.
Wenn Sie eine CD haben, die Sie im Journal rezensieren lassen möchten, dann nehmen Sie gern Kontakt mit mir auf: jonathan.ryan.slawson@gmail.com
Übersetzt aus dem Englischen von J.Aaron Baudhuin, Deutschland