“Findet eine Balance zwischen Technik und Leidenschaft“ Juror Michael Barrett über Wettbewerbe, das Bewerten von Chören und über die Liebe zur Chormusik

Henriette Brockmann, Öffentlichkeitsreferentin von Interkultur

Auf welches Detail legen Sie als Juror die meiste Aufmerksamkeit bei der Bewertung der Chöre?

Ich denke, es ist am wichtigsten, eine Balance zu finden zwischen all den technischen Aspekten (Intonation, Dynamik, Mischung, Aussprache, etc.) und dabei die Musik lebendig werden zu lassen! Singen mit Integrität, Herz und Seele ist so wichtig für die Musik, weil es das ist, was die Menschen dazu bringt, etwas zu fühlen.  Als Juror, aber noch wichtiger als Mensch, möchte ich von der Botschaft berührt werden. Damit liegt mein Hauptaugenmerk auf der Balance zwischen Technik  und Leidenschaft. 

Sie bringen Ihren Chor „University of Pretoria Camerata“ regelmäßig zu nationalen und internationalen Chorwettbewerben. Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig für Sängerinnen und Sänger, sich mit anderen zu messen?

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir uns selbst antreiben, um immer in Bestform zu sein. Wenn wir uns mit anderen messen, zwingen wir uns, härter zu arbeiten und besser zu werden – und ungeachtet des Endergebnisses sind meine Chöre nach der Reise immer bessere SängerInnen und MusikerInnen. Außerdem macht es so viel Spaß, die Musik der Sängerinnen und Sänger und Chöre aus anderen Ländern zu genießen.

Eines der wichtigsten und ersten Dinge für ChorleiterInnen im Vorfeld eines Wettbewerbs ist die Wahl des Repertoires. Was ist Ihr Rat an sie, was macht ein „gutes“ Wettbewerbsprogramm aus?

Ich denke, der Schlüssel ist Abwechslung. Es ist wichtig, durch die Musik, die man auswählt, die Stärken und Fähigkeiten des Chors zu präsentieren. Außerdem gefällt mir Musik, die frisch und nicht zu viel ist, und ich habe für die Wettbewerbe sehr oft Musik in Auftrag gegeben. Das ist auch immer ein guter Weg, das Chorrepertoire zu erweitern.

Als Chorleiter und gefragter Juror bei internationalen Chorwettbewerben haben Sie schon sehr viel Chormusik aus allen Ecken der Welt gehört. Die Musik welchen Landes oder welcher Region hat Sie am meisten beeindruckt?

Ich muss gestehen, dass ich Musik aus der ganzen Welt liebe –  ich habe allerdings eine leichte Schwäche für Musik aus dem Baltikum. Aber das Land, welches mich am meisten überrascht und beeindruckt hat, sind die Philippinen. Die Musik aus diesem Land ist so ursprünglich, herausfordernd und spannend: gefüllt mit komplexen Rhythmen, Body Percussion und einer einzigartigen tonalen und harmonischen Farbe.  Wundervolle Menschen und wundervolle Musik – eine großartige Kombination!

Was ist das aus Ihrer Sicht größte Stück Chorliteratur, was je geschrieben wurde?

Ohne Zweifel ist das die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Das ist für alle Zeiten mein Lieblingsstück.