Komponisten für Chormusik in Griechenland

 

Stathis Oulkeroglou, Komponist, Chorleiter, Direktor des Agios Stefanos Konservatoriums, Generalsekretär der Pan-hellenischen Gesellschaft der Leiter von Chor & Instrumentalensembles. 

 

Man kann nicht sagen, dass uns genau bewusst wäre, ab wann Komponisten in Griechenland begannen, Chorkompositionen im europäischen Stil zu schreiben. Noch vor 30 Jahren glaubte man aufgrund von Recherchen, dass erste Chorwerke im 19. Jahrhundert auf den Ionischen Inseln entstanden waren. Aber in den 80er Jahren förderten Forschungen einen unbekannten kretischen Komponisten zutage, was unsere bisherige Annahme auf den Kopf stellte. Unter dem Namen Francisco Leontaritis lebte ein aus Heraklion, Kreta, stammender Komponist in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Mailand und war der Autor von 76 Motetten, 3 katholischen Liturgien und unzähligen Madrigalen.

Die spätere Geschichte verzeichnet dann noch folgende Chorkomponisten: Nikolaos Mantzaros (1795-1872) aus Korfu, der das Gedicht „Hymne auf die Freiheit“ des Nationaldichters Griechenlands, Dionysios Solomos, für vierstimmigen Männerchor mit Klavierbegleitung vertonte. Ein Teil daraus wurde zur griechischen Nationalhymne. Er komponierte außerdem zwei katholische und eine orthodoxe Liturgie sowie zahlreiche Chorstücke.

Spyros Samaras (1861-1917), ebenfalls von der Insel Korfu, studierte und lebte auf Korfu, in Paris, Mailand und Athen, wo viele seiner Opern aufgeführt wurden. Unter seinen zahlreichen Chorwerken (hauptsächlich patriotische Lieder) ist die „Olympia-Hymne“ (http://goo.gl/qPwVA), die zum ersten Mal bei den olympischen Spielen 1896 aufgeführt wurde.

 

Download the music score of the “Olympic Hymn”
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Drei weitere Komponisten stammen ebenfalls von der Insel Korfu: Eduardos Labelet (1820-1903), Napoleon Labelet (1864-1932) und Georgios Labelet (1875-1945);  Pavlos Carrer (1829-1896) von der Insel Zakynthos, Spyridon Spathis (1852-1941) aus Nafplio und Dionysios Lavrangas (1860-1941) von der der Insel Kefalonia.

Auch Alekos Aenian (1907-1983) zeichnete sich in der griechischen Chorszene mit seiner ausgesprochenen Begabung für Chorkompositionen, sowie als talentierter Chorleiter und Musiklehrer aus.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts traten dann mehr Chorkomponisten in Erscheinung: Yiannis Konstantinidis (1903-1984), Nikos Astrinidis (1921-2010), Michalis Adamis (1929), Theodoros Antoniou (1935), Konstantinos Kydoniatis (1908-1996), Argyris Kounadis (1924-2011), Andreas Nezeritis (1897-1980), Iannis Xenakis (1921-2001), Alekos Xenos (1912-1995), Yiannis Christou (1926-1970), Manolis Kalomiris (1883-1962), Sotos Vasiliadis (1905-1990), Marios Varvoglis (1885-1967), Dionysios Visvardis (1910-1999), Stefanos Vasiliadis (1933-2004), Yiannis Ioannidis (1930), Yiannis A. Papaioannou (1910-1989), Giorgos Sisilianos (1920-2005), Mikis Theodorakis (1925), Giorgos Zervos (1947), Alkis Baltas (1948), Dimitris Kapsomenos (1937-1994), Konstantinos Th. Evangelatos (1948), Marielli Sfakianaki (1945), Michalis Travlos (1950), Nikos Fylaktos (1950), Stathis Oulkeroglou (1955), Dimitris Lionis (1955), Christos Samaras (1956), Nikos Christodoulou (1959), Iosif Papadatos (1960), Kostis Kritsotakis (1973), Nikos Platyrrahos (1965) u.a.m.

Ein Hinweis noch: Griechische Chöre singen lieber Arrangements von Volksliedern und Popsongs als original für Chor geschriebene Stücke, weswegen viele Komponisten eher als Arrangeure denn als Komponisten arbeiten. Wie dem auch sei, es ist auch durchaus üblich, dass Chorleiter selbst Lieder für ihre Chöre arrangieren. Diese Arrangements gehen jedoch über eine einfache Harmonisierung nicht hinaus, es fehlt ihnen eine künstlerische Grundlage.

 

 

Stathis OulkeroglouStathis Oulkeroglou, composer, choir conductor, Director of Agios Stefanos Music School, General Secretary of the Pan-Hellenic Association of Conductors of Choral & Instrumental Ensembles

 

 

E-mail: mousic@otenet.gr

 

Übersetzt von Ursula Wagner, Frankreich

Edited by Nicole Ransom, UK