Internationaler Musikrat
Begegnungen in Ungarn – 2011
Von Theodora Pavlovitch, ehemaliges Mitglied des Präsidiums der IFCM
Share and Learn – Teile und Lerne – unter dieser Überschrift veranstaltete der IMC* auf Einladung des Ungarischen Musikrats vom 30. März bis 2. April dieses Jahres seine Jahresversammlung in Ungarn. Die Leiter aller wichtigen internationalen Musikorganisationen nahmen daran Teil, und im Anschluss fand auch noch eine Sitzung des IMC Vorstands statt. Die verschiedenen Treffen waren Teil des offiziellen Programms der Ungarischen Präsidentschaft des Rats der Europäischen Union in Verbindung mit der Budapester Konferenz des Europäischen Festival Verbandes (EFA). Es wurde veranstaltet von Hungarofest Ltd., dem Budapester Palast der Künste sowie dem Budapester Frühlingsfestival im Franz-Liszt Jahr-2011.
Der erste Teil der Veranstaltungen spielte sich im ungarischen Chorpalast in Pomaz ab, der seit kurzem für verschiedene Musikaktivitäten zur Verfügung steht. Dieser Ort hatte die besten Voraussetzungen für eine intensive und fruchtbare Arbeit, und der Direktor des Schlosses, Gabor Moczar (Vizepräsident der europäischen Chorvereinigung EUROPA CANTAT) kümmerte sich um jedes kleinste Detail, damit die Präsentationen und Diskussionen einwandfrei vonstatten gehen konnten. Gastgeber eines weiteren Teils der Veranstaltungen war der Kulturpalast, ein brillantes Beispiel moderner Architektur im Zentrum von Budapest. Auch hier begegneten die Mitarbeiter den Teilnehmern der IMC und EFA -Konferenzen in ihren Konzert- und Konferenzräumen mit herzlicher Gastfreundschaft.
An dem Treffen nahmen Leiter und Vertreter vieler wichtiger Musikorganisationen teil, unter anderen des Internationalen Forums der Musikmanager, der Internationalen Föderation für Chormusik, des Internationalen Verbands der Musik Informationszentren, der Jeunesses Musicales Internationales, der Europäischen Vereinigung der Konservatorien, Musikakademien und Musikhochschulen, der Europäischen Konferenz der Veranstalter von moderner Musik, der Europäischen Orchesterstiftung und der Europäischen Chorvereinigung EUROPA CANTAT.
Besondere Aufmerksamkeit wurde den Problemen der Musikerziehung an Schulen gewidmet. Sarah Hennessy – Präsidentin des Europäischen Verbands für Schulmusik (in Zusammenarbeit mit ISME) trug unter dem Thema „Austausch guter Erfahrungen“ anhand von Forschungsberichten gute Beispiele für die Aktivierung der Musikerziehung an Schulen vor.
Ein weiteres Thema von großem Interesse bei den Teilnehmern war „Wie erreicht man die Öffentlichkeit außerhalb von Konferenzräumen?”, das von Eve O’Kelly vorgetragen wurde (sie ist Beraterin beim Internationalen Verband der Musikinformationszentren). Ganz allgemein zeigt dieser Verband eine recht innovative Sicht auf die Musik des 21. Jahrhunderts, weshalb seine Jahresversammlung in Dublin im Juni 2010, die unter dem Thema ”Die Zukunft der Musik in der digitalen Welt” stand, von mehr als 24 000 Menschen auf der IAMIC Webseite besucht wurde.
Philip Speding, ein Spezialist der Britischen Gesellschaft „Arts & Business” (Kunst & Wirtschaft) leitete einen sehr attraktiven Workshop über Spendenbeschaffung.
Die Jeunesses Musicales Internationales und ihr Verbindungsfunktionär Matt Clark sprachen über „Nutzen sozialer Medien in kulturellen NGOs“, ein Thema, das viele Fragen aufwarf.
Sonja Greiner, die Generalsekretärin der Europäischen Chorvereinigung EUROPA CANTAT präsentierte das Ergebnis, die Vision und die Herausforderungen nach der Zusammenlegung der beiden großen Europäischen Chororganisationen EUROPA CANTAT EFYC und AGEC, die im Januar 2011 zum Abschluss gekommen war.
Ein weiterer sehr wichtiger Teil der Treffen war die Konferenz des Europäischen Festival Verbandes (EFA) innerhalb der Hungarofest Konferenz. Die Sprecher dort waren Experten wie Balint Odor vom ungarischen Außenministerium, Geza Enz vom ungarischen Ministerium für nationale Ressourcen, Franz Patay vom Internationalen Zentrum für Musik und Medien in Wien und viele andere, die ihre große Erfahrung und hochwertigen Forschungsergebnisse mit allen teilten. Die Rolle der regionalen Strategien in der EU und die Rolle der Kultur als Mittel für regionale Entwicklung war Brennpunkt des Interesses bei mehreren Präsentationen und Diskussionen.
Mit am intensivsten waren die Diskussionen am runden Tisch über neue Initiativen für den interregionalen und interkontinentalen kulturellen Dialog. In diesem Zusammenhang könnten die Fachkenntnisse der Internationalen Föderation für Chormusik sehr hilfreich sein.
Im Rahmen des Budapester Frühlingsfestivals wurden eine Reihe von Konzerten in das Programm der Konferenz eingebaut, und das Jugendorchester der Europäischen Union gab das Schlusskonzert.
Glückwunsch und Dank für das bemerkenswerte Ereignis gehen an den Präsidenten Frans de Ruiter, die Vizepräsidentin Beata Schanda und Silja Fisher, die Generalsekretärin des Internationalen Musikrats, für ihre Bemühungen und ihre Vision über die Zukunft der Musikwelt. Am besten werden sie auf dem nächsten Großereignis des IMC demonstriert werden: nämlich auf dem 4. IMC Weltforum für Musik und der 34. Generalversammlung in Tallinn, Estland, vom 26. September bis 1. Oktober 2011 unter der Überschrift „Musik und sozialer Wandel“.
Der größte Nutzen der Treffen des Internationalen Musikrates in Ungarn lag in der Lebendigkeit der Präsentationen und Diskussionen, der aktiven Beteiligung jedes einzelnen Teilnehmers und den wichtigen Beschlüssen. Wir glauben, dass die reiche Erfahrung und die guten Praktiken der Internationalen Föderation für Chormusik auf dem Gebiet des interkulturellen Dialogs als Beispiel für viele andere Musikorganisationen dienen könnten.
Auf diese Weise würde unsere Arbeit in der Weltmusikgesellschaft noch besser anerkannt und geschätzt. Lasst uns teilen und voneinander lernen!
* Der IMC (International Music Council), 1949 von der UNESCO gegründet, ist das weltweit größte Netzwerk von Organisationen, Institutionen und Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Musik.
Er soll die musikalische Vielfalt und den Zugang zu kulturellen Angeboten für jeden fördern und verbindet die entsprechenden nationalen Organisationen in rund 150 Ländern auf der ganzen Welt miteinander, wodurch der Friede und das gegenseitige Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und kulturellem Hintergrund gefördert werden.
Übersetzung: Silke Klemm, Belgien
Edited by Gillian Forlivesi Heywood, Italy