Interview mit Gyöngyösi Levente, die Inspiration ist ein rätselhaftes Konzept….
Von Andrea Angelini, ICB Managing Editor
Es ist wichtig für einen Musiker, seine innere Welt auszudrücken. Er muss lernen, seine Innerlichkeit durch das Komponieren eines Stückes, durch die Aufführung eines Werkes oder durch seine persönliche Interpretation zu kanalisieren. Was denken Sie über Inspiration, und wie leben Sie die Beziehung zur ‘Muse’? Gibt es grundsätzlich etwas, das Sie in besonderer Weise inspiriert?
Normalerweise ist die Inspiration für mich ein rätselhaftes Konzept. Oft funktioniert sie nicht unter guten Voraussetzungen (Ruhe, Gelassenheit), und unter schlechten Voraussetzungen (mitten auf der Straße) ist sie auf einmal da. Es ist wichtig, die Inspiration durch Professionalität ersetzen zu können – sonst würde nicht ein einziges Stück fertig werden.
Die Tonkunst, die Expressivität der Stimme, die Intensität der Botschaft, die Sie überbringen wollen…welche Beziehung haben diese Faktoren zum vertonten Text?
Die Gedichte sind die wichtigsten Parameter eines Vokalwerkes. Für mich ist der Text höchst inspirierend.
Wann begannen Sie zu realisieren, dass Ihr Leben von der Musik bestimmt werden würde? Gab es ein bestimmtes Ereignis, das Sie veranlasste zu komponieren? Wie war es mit Ihrem Studium, und was war ausschlaggebend für Ihre Ausbildung?
Ich habe mich bereits mit fünf Jahren mit Musik beschäftigt. Es war immer klar für mich, dass ich ohne Musik nicht leben könnte. Meine ersten „Kompositionen“ entstanden im Alter von 10 Jahren – ich hatte sehr viele Konzerte in Cluj, Rumänien, gehört (fast jeden Abend), und ich musste einfach ausprobieren, selbst Stücke zu schreiben.
Was sind Ihre größten Erfolge?
Als ich 24 Jahre alt war, gewann meine erste Oper den 2. Preis des Millennium Opera Wettbewerbs in Budapest. Jetzt, mit meiner zweiten Oper, (die eher ein Musical ist!), versuche ich, eine Brücke zwischen klassischer und Pop Musik zu finden.
Welcher Aktivität widmen Sie mehr Zeit, dem Dirigieren oder dem Komponieren? Und warum?
Leider bin ich nur Komponist, nicht Dirigent. Schade, denn es wäre oft großartig, meine eigenen Stücke aufzuführen. Aber vielleicht bin ich nicht fürsDirigieren geeignet.
Gibt es einige Ihrer Werke, die Sie und Ihre Persönlichkeit am Besten beschreiben?
Te lucis ante terminum (ein langsames) und Puer natus in Bethlehem (ein schnelles Werk).
Wie ist die Beziehung zu den Interpreten Ihrer Werke?
Ich versuche immer eine gute Beziehung zu meinen Aufführenden aufzubauen. Ich brauche ihre übernatürliche Energie und Kraft, um mein Stück aus den „toten“ Noten zu entwickeln.
Für wen konkret schreiben Sie Ihre Kompositionen?
Überwiegend für Dénes Szabó und den Pro Musica Mädchenchor und für Gábor Hollerung, Dohnányi Symphonieorchester.
Was sind Ihre zukünftigen Projekte?
Ich komponiere seit zweieinhalb Jahren an meiner neuen Musicaloper, Der Meister und Margarita. Im Juni kommenden Jahres wird die Erstaufführung in Miskolc stattfinden.
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Gyöngyösi Levente wurde 1975 in Cluj Napoca (Rumänien) geboren. 1989 zog er nach Ungarn, wo er für die Béla Bartók Musikhochschule zugelassen wurde. Sein erstes Komponistenkonzert fand im März 1992 am Konservatorium statt. Er studierte Komposition bei György Orbán an der Franz Liszt Musikakademie. Sein wichtigstes Werk seither ist eine zweiaktige Oper mit dem Titel “A gólyakalifa” (Kalif Storch) nach der Novelle von Mihály Babits. Ihre Erstaufführung fand im Mai 2005 in der Ungarischen Staatsoper statt. Zuletzt hat er mehrere Chorwerke geschrieben: Te lucis ante terminum, Sicut lilium, Puer natus in Bethlehem (für Gemischten Chor), Gloria Kajonienis, Ubi caritas, Quo ibo a spiritu tuo (für Frauenchor). Er komponierte auch drei Symphonien, ein Weihnachtsoratorium, eine Lukas-Passion und einige kammermusikalische Werke. Er ergänzte Mozarts unvollendete Oper „L’oca del Cairo“, die in Wien, Salzburg, und in Budapest aufgeführt wurde. Er arbeitet als Continuo-Spieler beim Orfeo Orchester. E-Mail: gyongyosilevente@mc.com
Übersetzt aus dem Englischen von Brigitte Riskowski, Deutschland