Bericht über das Festival Intercommunautaire des Choeurs d’Hommes (FICH – das für alle Gemeinschaften offene Festival der Männerchöre)
Von Ambroise Kua-Nzambi-Toko
Bewegung des Chorsingens in der Demokratische Republik Kongo (RDC) – kleiner Überblick und kurze Zustandsbeschreibung
Es gibt kein Volk ohne Gesang. Unsere gesamte Erde ist ein singender Planet. Zur Natur des Menschen gehört der Wunsch zu singen, und viel mehr noch der Wunsch, im Chor zu singen. Der Chorgesang hat seine Universalität dadurch bewiesen, dass nahezu alle Kulturen sich ihn angeeignet haben, ohne dass dabei eine dieser Kulturen die Urheberschaft für sich beansprucht.
In der RCD, wie in den meisten anderen afrikanischen Ländern, hat der Chorgesang mit der Ankunft der Missionare Gestalt angenommen, und hat somit seinen Ehrenplatz in der Mitte der Missionskirchen einnehmen können, wo er nun fest verwurzelt ist.
Der Reichtum der Chorbewegung liegt in ihrer immensen Vielfalt. Sie hat religiösen, sozialen, erzieherischen, wissenschaftlichen und kulturellen Charakter. Sie überschreitet die Grenzen des Alters, des Geschlechtes, der sozialen Klassen, des intellektuellen Niveaus, der Ethnie und der Kultur. Chöre sind und bleiben der Typ von musikalischen Gruppen, die sich spontan, überall und jederzeit bilden können.
Außer den bestehenden Chorstrukturen mit Bezug auf das Alter der Mitglieder, wie den Kinderchören, Jugendchören, jungen und erwachsenen Chören, denjenigen mit Bezug auf das Geschlecht, den gemischten, den Männer- und den Frauenchören, haben sich noch andere Chorstrukturen herausgebildet und entwickeln sich weiter. Es handelt sich um Chöre, die sich außerhalb oder zwischen mehreren Pfarreien oder ohne Bezug auf die Liturgie organisieren, um Schulchöre, Chöre einzelner oder mehrerer Ortsgemeinden, um konfessionelle oder überkonfessionelle Chöre und sogar Chöre auf föderaler Ebene.
Alle sind Teilhaber eines wertvollen, immateriellen und und unerschöpflichen Gutes: der unzähligen von kongolesischen Komponisten geschriebenen Lieder sowie der importierten Lieder.
Das Chorrepertoire gehört zu dem größten Schatz sowohl der Chorbewegung als auch der Menschheit insgesamt. Jeder kann darüber jederzeit verfügen, es wird bis heute ohne übertriebenen Egoismus und ohne Zwang geteilt. Sorgfältig umgeschrieben, editiert, veröffentlicht, überschreitet und durchschreitet das Repertoire Raum und Zeit. Eine große Anzahl der Lieder, die sich auch in den offiziellen Sammlungen der Kirchen des Kongo befinden und übersetzt sind in unsere afrikanischen Sprachen, stammen aus vergangenen Jahrhunderten.
Man kann sich eigentlich nicht genug wundern, dass in Gesellschaften wie der unseren keine Maßnahmen ergriffen werden, um diese wertvollen Schätze zu schützen, dieses wahrhaftige geistige Erbe der Menschheit, diesen ungeheueren Reichtum sowohl der Kirche als der Gesellschaft.
Georges Landu Mwan’Anlongo, Robert Zulu Mpinda Makiadi, Prof. Noé Diawaku dia Nseyila, Emile Disengomoka, Ngonde Nsayila, Maitre Looli, Ekofo, Joseph Kiwele, Prof Meno Makilutila, Jean-Pierre Tadi Tambwe, Luzeyidio Sisi, um nur diese aufzuführen, sind herausragende kongolesische Komponisten, die bekannt sind für ihre Bescheidenheit und Diskretion, sie haben unseren Planeten Erde durchwandert, ohne dass dieser sie wirklich bemerkt hätte; sie wurden nämlich übersehen und zum Schweigen verbannt mangels effektiver Strukturen und mangels eines Entwicklungsprogrammes zu ihren Lebzeiten.
Und was soll man über diejenigen sagen, die noch leben, wie Dolumingu Lutunu, Justin Ntumba, Nzeyi Van Mubuma, Ntoya Kapela, Jacques Nkalambote, Ignace Mayemba, Makiese Kiavila, Maurice Mondengo, Joseph Nsilulu, Zena Malengo, Matondo ma Mbalu, Freddy Phaku Duma, Mayindu Solo, Daniel Makasi und noch Ambroise Kua Nzambi Tokos? Sollen sie sich auch darauf gefasst machen, dasselbe Schicksal zu erleiden? Das Festival Intercommunautaire des Choeurs d’Hommes sollte auch als eine Gelegenheit genutzt werden, sich über diese Themen von größter Bedeutung, von universellen, planetaren Ausmaß auszutauschen, was auch ein wirkliches Bedürfnis der Chorbewegung und des Chorministeriums ist.
Chorformen und Akteure benötigen unbedingt viele verschiedene positive Erfahrungen, die eine wirkliche und bemerkenswerte Entwicklung der Bewegung und ebenso des Ministeriums sichern können.
Es handelt sich um vielfältige positive Erfahrungen, die abhängig sind von:
- einer angemessenen, angepassten, dauerhaften und strukturierten Ausbildung
- Qualifizierung und Professionalisierung der Akteure
- Rationalisierung der Kunst und ihrer Praxis
- Bereicherung des Chorrepertoires, sowohl des lokalen als auch des importierten
- finanzieller Ausstattung und Ausstrahlung des Ministeriums für Gesang und Musik
- Schöpfung und Erneuerung
- Schutz und Erhalt des Erreichten
- Organisation von Ereignissen nationalen und internationalen Maßstabes
- Wertschätzung und Entwicklung größerer Projekte von allgemeinem Interesse und mit reeller und positiver Wirkung
- Errichtung und Wiederbelebung musikalischer Strukturen auf allen Niveaus
- Normalisierung des Funktionierens dieser Strukturen
- Wachstum, Einheit und Zeugnis der Kirche
Eine starke, fruchtbare, schöpferische, erneuernde, willensstarke, zukunftsorientierte Führung ist nötig, und eine wirklich allgemeine Bewusstmachung ist unabdingbar.
Das Festival Intercommunautaire des Choeurs d’Hommes – FICH 2015
Diese Veranstaltung wurde vom Choeur d’Hommes du Centenaire (Männerchor der Jahrhundertfeier) initiiert, der sich inspiriert hat an der Semaine Annuelle (jährliche Woche – die zweite Woche jedes Jahres im November). Diese Woche ist gewidmet der Commission des Papas de la Cathédrale du Centenaire Protestant (Berufung der Papas [=Weise, Alte, kultische Leiter] der Kathedrale-der-Protestantischen-Jahrhundertfeier), um am zweiten Sonntag im November durch eine spezielle kulturelle Veranstaltung die männlichen Laien mehr in den Vordergrund treten zu lassen.
Diese speziellen Gottesdienste, die in der Paroisse Internationale Protestante de Kinshasa – Cathédrale du Centenaire Protestant (PIPKIN-CCN), einer überkonfessionellen Pfarrgemeinde, zelebriert werden, sind einem weiten Publikum zugänglich. Die Möglichkeit schien offensichtlich günstig, zu einem Zeitpunkt, an dem sich Menschen mobilisieren lassen, ein Ereigniss von der Größe eines heiligen Festivals zu organisieren, das noch mehr Männer sowie Männerchöre problemlos versammeln kann.
Das FICH sieht sich berufen, die ganze Mannigfaltigkeit der Männerchöre herauszustellen: Chöre einzelner oder mehrerer Pfarreien, pfarreiunabhängige Chöre, liturgische und außerliturgische Chöre, gemeinschaftsinterne und gemeinschaftsübergreifende Chöre, welche sich einzig und allein zusammensetzen aus Sängern, die sich inmitten von Männerchören mit Tenor- und Bass-Stimmen und anderen Typen von Musikgruppen weiterentwickeln.
Im zweijährigen Rhythmus alterniert eine nationale mit einer internationalen Ausgabe, bei der ausländische Chöre die Gelegenheit haben, aktiv am Festival teilzunehmen.
Dieses große und einzigartige Festival wird veranstaltet an dem schönen und wunderbaren Ort, der die Grande Université Protestante du Congo (UPC) und die Cathédrale du Centenaire Protestant vereint. Er liegt im Herzen der Stadt Kinshasa (Hauptstadt des Kongo), in einem der touristischen Zentren der Stadt, beliebt wegen seiner Nähe zum Palast des Volkes (Sitz des kongolesischen Parlamentes), dem Stadion der Märtyrer, welches das zweitgrößte Stadion Afrikas ist, nahe den großen Boulevards, dem Nationalmuseum, dem Hôpital du Cinquantenaire (Krankenhaus-der-50-Jahr-Feier – eines der größten und modernsten Afrikas) und in der Nähe von noch vielem mehr.
Der Choeur d’Hommes du Centenaire als Wegbereiter des Projekts
Der Choeur d’Hommes du Centenaire wurde in Kinshasa für die Paroisse Internationale Protestante de Kinshasa – Cathédrale du Centenaire Protestant, einer der größten Pfarrgemeinden der Eglise du Christ au Congo (ECC – Kirche Christi im Kongo), gegründet.
Diese ausschließlich aus Männern bestehende musikalische Formation hat sich, gefördert durch die Schirmherrschaft des Collegiums der Pastoren, schnell organisiert und strukturiert, so dass der Chor am 9. November 2014 offiziell durch Monseigneur Pierre MARINI BODHO, nationaler Präsident des ECC, während des Gottesdienstes zum jährlichen Feiertag der Papas geweiht wurde.
Dieser Choeur d’Hommes du Centenaire setzt sich selbst das edle Ziel, eine Referenzmarke der Exzellenz zu werden und vor allem den Männerchören der Stadt Kinshasa und des Landes, sowie den Chören jenseits unserer nationalen Grenzen ein Podium zu bieten.
Unsere Vorgehensweise ist darauf ausgerichtet, ein positives Bild von Männerchören zu erzeugen, indem wir Projekte großen Maßstabes auf den Weg bringen, die durchdrungen sind von religiösen Fragestellungen, und die die afrikanische Kunstfertigkeit im Umgang mit Chormusik zur Geltung bringen.
Der Chor wird von Ambroise Kua-Nzambi Toko und Lajoie Makiesse dirigiert.
Die Aktivitäten des Festivals
Die Organisation dieser großen, der Öffentlichkeit noch wenig bekannten Versammlung von Männern und Männerchören ist mit Gold nicht aufzuwiegen. Es ist eine große Premiere in der Geschichte der Kirche.
Initiert von diesem neu gegründeten Chor und unter der Schirmherrschaft der Commission des Papas de la PIPKIN/Cathédrale du Centenaire Protestant, fand das Festival vom 1. bis zum 8. November 2015 statt, mit der Unterstützung des Senders DIREKT.TV, dem Nachrichtensender Lingala Facile, der Académie Africaine de Musique Chorale (Afrikanische Akademie für Chormusik), der Zeitung La Référence Plus, dem Radio-ECC und der Commission Chorales et Musique de la PIPKIN/CCP.
Mehrere Aktivitäten haben im Laufe des Festivals für Abwechslung gesorgt:
- Die Darbietungen von Chören, die in 20 Partnergemeinden sowie in der Cathédrale du Centenaire Protestant ausgewählt wurden.
- Die Begegnungen zum Austausch von Erfahrungen zwischen Männerchören.
- Das Ausbildungsseminar für Chorleiter und diejenigen, die Chorleiter werden wollen, mit abschließendem Zertifikat, durchgeführt von Ausbildern der Académie Africaine de Musique Chorale (Ambroise Kua-Nzambi Toko und Dolumingu Lutunu.
- Die Zusammenstellung eines gemeinsamen Liedrepertoires.
- Die Ausstellung während des Festivals
- Die Sendungen und Übertragungen im Radio und im Fernsehen.
Die Feiernden – Teilnehmende Chöre
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Das Festival wurde triumphal und zur größten Zufriedenheit aller Teilnehmer am Sonntag, den 8. November 2015 in einer der größten Kathedralen der RDC und Afrikas beendet, unter Beteiligung von folgenden Chören einzelner oder mehrerer Pfarreien, gemeinschaftsinternen und gemeinschaftsübergreifenden Chören:
- Chœur d’Hommes du Centenaire – PIPKIN-CCP
- Chorale Nzil’Ampa
- Chœur d’Hommes CBFC Lukusa
- Nouvelle Alliance
- Chorale Don Bosco – Aumônerie Catholique ISTA
- Conservatoire PIPKIN
- Gelac
- Jeunes joyeux
- La fanfare de la PIPKIN
- Fraternité Internationale – CBFC Lukusa
- Clan Chorevel
- Clan Chothec
- Union des chorales de Ndjili-Kimbanseke
- Union des Chorales de la CEBU Mombele
- Union vocale de la CBCO
- Grand Chœur intercommunautaire d’Hommes, chœur officiel du Festival
Ambroise KUA-NZAMBI TOKO ist Präsident und musikalischer Direktor des Chœur d’Hommes du Centenaire, künstlerischer Leiter des Festival Intercommunautaire des Chœurs d’Hommes, Leiter des Chœur la Grace de Kinshasa (271 internationale Auftritte), Botschafter der Fédération Internationale pour la Musique Chorale mit dem Chœur Africain des Jeunes (2014-2015), Vize-Präsident der Fédération Congolaise de Musique Chorale, Erster Leiter des Chœur Africain des Jeunes (2013-2015), Direktor der Académie Africaine de Musique Chorale, Mitglied des Conseil International d’À Cœur Joie, Mitglied von World Choir Games Council, künstlerischer Leiter d’AFRICA CANTAT 2017. E-Mail: kuanzambi@yahoo.fr
Übersetzt aus dem Französischen von Manuela Meyer, Deutschland