Krakau Advents- und Weihnachtschorfestival

von Andrea Angelini, Chefredakteur des ICB

 

Mit der Reinheit des Schnees empfängt dich der Geist von Weihnachten, oder besser die  Adventsstimmung, die, wie jede Vorfreude, etwas Magisches an sich hat. Die Lichter sind stimmungsvoll, fein, die Menschen laufen geschäftig in einem bunten Gewirr von Schals und Hüten.

Hier, in der bezaubernden Stadt Krakau fand vom 10.-12. Dezember 2010 das Advent and Christmas Choir Festival (www.christmasfestival.pl) statt, an dem 25 Chöre aus verschiedenen Städten Polens und auch aus Ungarn, Russland, der Republik Tschechien und Irland teilnahmen. Die Musik reichte von traditionellen Harmonien bis zu Liedern zeitgenössischer Komponisten, von A-cappella-Musik bis hin zu Stücken mit Klavier-, Violin- oder Trommelbegleitung; all das im wundervollen Rahmen der St. Peter und Paul Kirche, Krakaus erstem Barockgebäude, das von den Jesuiten erbaut wurde, die 1583 in der Stadt ankamen, um gegen die Reformation zu kämpfen. Das Publikum war aufmerksam und still, so als würde es sich in seinem tiefsten Innern der Emotionen erfreuen, die durch das Zuhören geweckt wurden. Es gab ein reichhaltiges Programm: die Chöre gestalteten Abendkonzerte in den schönsten und interessantesten Kirchen im Stadtzentrum und nahmen am Gottesdienst am Sonntagmorgen teil.

Auf dem belebten Marktplatz, einem wahren mittelalterlichen Juwel, wurde in den Hütten Kunsthandwerk aus Holz, Keramik, Glas, Wolle und Bernstein angeboten. Der Duft von Zimt erfüllte die Luft: er wird benutzt, um den heißen Wein zu würzen, der in den typischen “Fasshäuschen“ verkauft wird, zusammen mit “pierogi“ ( Klöße), “barszcz“ (Suppe mit Roter Bete), Kartoffeln, gebratenem Gemüse, Würstchen… Die polnische Küche ist reichhaltig und herzhaft, mit Fleisch und Wild, dicken Suppen und Soßen; es gibt viel Eingemachtes, der Notwendigkeit folgend, im Sommer Geerntetes für die langen Winter zu lagern. Die gastfreundliche Natur der Bewohner spiegelt sich auch in dem Brauch, zu Weihnachten immer ein Gedeck mehr als benötigt einzudecken, für den Fall, dass unerwarteter Besuch an die Tür klopft.

Die Jury und die Mitarbeiter arbeiteten gemeinsam in einem Klima wunderbarer Kooperation. Künstlerischer Leiter des Festivals ist Maciej Przerwa, der von vielen Freiwilligen, fast alles junge Menschen, unterstützt wird.  Jeder Chor wird von einem Mitarbeiter betreut: nichts wird dem Zufall überlassen. Die Akustik in der Kirche ist sehr gut, insbesondere für kleine Chöre, die durch den natürlichen Hall verstärkt werden.

Überall in der Stadt kann man die Kultur spüren, die schon immer charakteristisch für diesen Ort war: eine der ersten Universitäten Europas wurde hier unter Kasimir III. eingeführt. Er war ein sehr aufgeklärter König, der wichtige Reformen in rechtlichen und wirtschaftlichen Bereichen und auf dem Gebiet des Handels eingeführt hat.

Unter den vielen Renaissance-Bauten findet man auch Schloss Wawel, mehr als 500 Jahre die Residenz der polnischen Könige, und die Sigismund Kapelle in der Kathedrale, ein einzigartiges künstlerisches Erbe wegen der Vielzahl von Kunstwerken aber auch eine spirituelle Zufluchtsstätte in Polen.

Am Ende des Wettbewerbs nominierte die Jury, bestehend aus James Haydn (Großbritannien), Thea Paluoja (Estland), Veronica Lozoviukova (Republik Tschechien), Andrea Angelini (Italien) und Marcin Cmiel (Polen), folgende Gewinner: Kategorie A (gemischte Erwachsenenchöre) Chor Akademii Techniczno-Humanistycznej aus Bielsko Biala, Polen; Kategorie B gleichstimmige Chöre  und Kategorie C Jugendchöre: Aurin aus Kecskemet, Ungarn; Kategorie E Kammerchöre: Cantica laetitia aus Zlin, Republik Tschechien. Kadans Choir aus Moskau, Russland, erhielt einen Goldenen Engel.

 

The final concert at the Mariacki Church
The final concert at the Mariacki Church

 

Ein Wort zum Schluss: besuchen Sie das Matejko Haus, den Ort, an dem Jan Matejko in seiner kreativsten Zeit lebte und arbeitete. Eine Sehenswürdigkeit: er malte Portraits von allen polnischen Königen von 960 bis 1790 und auch die wichtigsten Ereignisse und Schlachten in der Geschichte des Landes.

 

Aus dem Englischen übersetzt von Anne Stahl, Deutschland 

Edited by Gillian Forlivesi Heywood, Italy