Hervorragende Slowenische Chorkomponisten
Von Mihela Jagodic, Leiterin der Chorabteilung am JSKD (Öffentliche Stiftung für kulturelle Angelegenheiten) und Mitja Gobec, Dirigent und Redakteur
Wir möchten Ihnen im Folgenden „Gallus” vorstellen; sodann die wichtigsten und im 20. Jahrhundert am meisten gespielten Komponisten sowie die jüngste Musikergeneration, aber auch nicht-professionelle Komponisten, deren Werke bei slowenischen Chören sehr beliebt sind.
Renaissance
Jacobus Handl GALLUS (1550 -1591) wurde im heutigen Slowenien geboren und starb in Prag. Sein Werk umfasst eine Sammlung von 374 Motetten (Opus musicum), zwei Sammlungen von je 100 Madrigalen (Harmoniae morales und Moralia) sowie 16 Messen (Selectiores quedam missae). Er ist den berühmtesten Komponisten seiner Zeit, Lassus, Monteverdi, Venosa und anderen durchaus ebenbürtig.
P[1] SRC SASA Ljubljana. Das gesamte Madrigalwerk wurde von Singer Pur aufgezeichnet.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Marij KOGOL (1892 – 1956): Expressionist und Schüler Arnold Schönbergs. Er entwickelte seine eigenen Themen auf der Grundlage von mehrstimmigen Gesetzmäßigkeiten. Bedeutendes Jugendwerk sowie Chorwerke für erwachsene Chöre (Requiem, Field Carnations [Requiem, Wilde Nelken]), sein Hauptwerk ist die Oper Black Masks (Schwarze Masken).P1[2]
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts
Uros KREK (1922 – 2008): Sein musikalisches Schaffen ist dem der besten slowenischen Komponisten des 20. Jahrhunderts ebenbürtig. Neoromantischen Richtungen und volkstümlichen Elementen zugetan (er arbeitete im ethnographischen Institut), hielt er sich zwar an klassische Prinzipien, ohne sich jedoch den Schwierigkeiten der moderneren Forschung zu entziehen. Arrangements von volkstümlichen Weisen und anspruchsvolle Chorwerke Vester Camenae, Liberté, Three Autumn Songs, Salmo XLII – Desiderium exulis stehen an oberster Stelle. P1-7
Pavle MERKU (1927): Stammt aus der slowenischen Minderheit in Italien. Neben seiner Tätigkeit als Komponist hat er sich der ethnologischen Musikkunde verschrieben und forscht über die Musik der slowenischen Minderheit in Resa/Italien, was sich oft in seinen vokalen Folklore-Arrangements widerspiegelt. Ohne sich aus dem Expressionismus zu entfernen, öffnete er sich mit seiner Musik auch neuen Tendenzen. Bemerkenswerte Stücke: Messa da Requiem ”Pro felicimei transit”, Madrigali della buona morte und Remembering Marta. P7-3-1
Jakob JEZ (1928): Sein Opus an vokaler Musik ist besonders reichhaltig im Bereich der Jugend- und Kinderliteratur. Charakteristische Merkmale seiner Kompositionen reflektieren auf der einen Seite den Einsatz von traditionellen Mitteln und auf der anderen szenische Effekte. Unter seinen mehrstimmigen Chorwerken ragen Art and Dandelion und Farinelli, und unter seinen Kantaten Do fraig amors und Freisinger Manuskripte heraus. P1-3-4
Lojze LEBIČ (1934): gilt als einer der führenden slowenischen Komponisten. Seine Werke werden bei zahlreichen einheimischen und internationalen Festivals aufgeführt. Obgleich er vorwiegend Instrumentalmusik schreibt, ist sein Vokalwerk, einschließlich szenischer Arbeiten, beachtlich. Die berühmtesten seiner Werke für gleiche Stimmen sind The Seasons, The Spells, Eulogy to the World, In the Silent Rustle of Time (aus Time Immemorial, Mosaics, From the Stone in the Water, Song of Death), Merry-Go-Round für gemischte Stimmen und Instrumente, und Hope für Frauenchor und Instrumente. P1-3-4
Ende des 20.Jahrhunderts
Aldo KUMAR (1954): Zwar hat er eine Reihe bedeutsamer Instrumentalwerke und Sinfonien geschrieben (gegenwärtig zumeist für Film und Theater), so bleibt die Vokalmusik doch seine Liebe. Starke Spuren der istrischen Volksmusik sind in seinem Werk sichtbar (z.B. Song of Love and Coffee). Sehr populär sind auch seine Lieder für Kinder und Leap over the edge of the world, eine Kantate für Kinderchor und Orchester. P1-2
Andrej MISSON (1960): Sein Zugang zur Kirchenmusik ist archaisch, die Stimmung seiner weltlichen Werke ist mehr expressionistisch. Wichtige Chorwerke: Three motets (Ave Maria, Pater Noster, Ave Maris Stella), Jubilate Deo – für gemischten Chor a cappella. P1-2
Damijan MOČNIK[3] (1967): Seine musikalische Sprache ist von dem gewählten Text, seinem Rhythmus und seiner Melodie inspiriert. In seiner Melodik erkennt man ferne Anklänge an Gregorianik und archetypische Klänge, auch an Volksmusik. Seine melodische Erzählweise entwickelt sich oft zu einer vielfarbigen polyphonen, polytonalen und polyharmonischen Struktur. Er komponiert zumeist auf lateinische Texte für gemischten Chor: Circulus aeternus cantata, Adventus Domini Nostril Jesu Christi, Verbum Superum Prodiens, Christus est natus, Veni Creator Spiritus, The Fiddler Plays Before the Hell, Si Vox et Canta. P3-5
Ambrož ČOPI (1973): Ein Komponist von Werken mit weltlicher und sakraler Thematik – auf Latein – und erfolgreicher Arrangements slowenischer Volkslieder. Sein Kennzeichen ist eine Symbiose zwischen Wort und Melodie, sowie ein harmonisch reicher neoromantischer Klang. Die bekanntesten Originalwerke: In Domino Speravit Cor Meum (5 Motetten für gemischten Chor), Missa Brevis für hohe Stimmen mit Begleitung, Totus Tuus (Männerchor), Pater Noster und Ave Maria (Frauenchor), Psalmus 108. P3-6-2
Die Junge Generation
Tadeja VULC (1978) schreibt für vokale und Instrumentale Ensembles (Perkussion, Blech). Sie erhielt mehrere Kompositionspreise (beim Wettbewerb für Kreativität in der Musik Maribor/Slowenien; nationaler Studentenpreis Rostrum/Niederlande). Sie ist sehr populär mit ihren Originalwerken für Kinderchor (z.B. Kingdom of Music) und für gemischte Chöre Epilog, Old Ljubljana Kantate und Volksliedarrangements. P1, 3, 2
Katarina PUSTINEK RAKAR (1979): schloss an der Musikakademie in Komposition und Musikitheorie ab. Aufgrund ihrer reichen Erfahrung mit Gesang und Chören besteht ihr Opus größtenteils aus Vokalwerken – von Soli über Lieder für Kinder-, Jugend-, Männer-, Frauenchor bis zu gemischten Chören. Während sie selten heutige Kompositionselemente in ihrer Arbeit verwendet, ist ihre Phrasierung zumeist harmonisch reich und frisch.
Nana FORTE (1981) studierte Komposition in Ljubljana, Dresden und Berlin. Sie verwendet Mehrchörigkeit und eine interessante harmonische Textur und arbeitet mit renommierten slowenischen Chören zusammen. Libera me für zwei gemischte Chöre wurde bei vielen internationalen Wettbewerben aufgeführt (einschließlich des 5. Internationalen Wettbewerbs für junge Chordirigenten von Europa Cantat 2009). CD-Aufnahmen bei APZ Tone Tomšič (Libera me, 2004; Vrtiljak, 2012). P1-2
Mojca PRUS (1982): ist von Beruf Juristin, sie studiert die ganze Zeit Musik. Sie studierte am Musikkonservatorium, ist eine erfolgreiche Pianistin und wurde von Ambrož Čopi zum Komponieren für Chöre angeregt. Auf den Erfolg von Wide is the Tisa folgten zahlreiche Aufträge für Originalkompositionen und Volksliedbearbeitungen. Drei ihrer Werke wurden für den 12. Internationalen Chorwettbewerb Maribor 2013 als Pflichtwerke ausgewählt. P3
Patrick QUAGGIATO (1983): Angehöriger der slowenischen Minderheit in Italien und sowohl im Chor- als auch im Orchesterbereich populär. Seine Kompositionen sind auf verschiedenen CDs und in Sammlungen erschienen, und sie gehören zum Repertoire einfacher Choraufführungen und internationaler Wettbewerbe. Er benutzt zumeist slowenische Texte – Italienisch für Coro Giovanile Italiano – sein neuester Erfolg ist Missa Nova Laudate Pueri Dominum für Konzertkapelle und hohe Stimmen. P3
Gašper JEREB (1985): Widmet sich Instrumental- und Chormusik und bezieht die Inspiration für seine musikalische Sprache aus der Vergangenheit. Renaissance-Akkorde, barocke Polyphonie, klassische Ordnung, romantische Verträumtheit, aber auch Elemente des Jazz und ein moderner Zugang formen seine Kompositionen, die dennoch angenehm für das Ohr sind. Neben interessanten Originalarbeiten (Weihnachtskantate Magnum Mysterium, Love is my sin, Vis Amoris), sind auch seine Chorbearbeitungen instrumentaler Werke (F. Chopin/Regret, Grieg/Solveigs Song) und Pop hervorragend. P3
[1] P -Herausgeber
[2] 1-JSKD (Öffentliche Stiftung der Republik Slowenien für Kulturelle Angelegenheiten), 2 DSS-vereinigung Slowenischer Komponisten 3 – Astrum Music Publications, 4-Earthsongs, 5-Carus-Verlag, 6-Sulasol, 7-Pizzicato Verlag Helvetia
[3] * siehe Artikel 10 Miniporträts
Mihela Jagodic unterrichtete Elementare Musikerziehung und Theorie/Solfeggio am Konservatorium für Musik und Ballett In Ljubljana und sang von 1995 bis 2002 im Chor APZ Tone Tomšič .Nachdem sie einige Wettbewerbe und Festivals im Ausland kennen gelernt hatte, wurde sie beruflich tätig als Verantwortliche für die Choraktivitäten des Public Fund for Cultural Aktivities (Öffentliche Stiftung für Kulturelle Aktivitäten) (JSKD), der für die Unterstützung und Entwicklung aller Arten kultureller Laienarbeit zuständig ist. Zusammen mit Experten hat sie bestehende Programme weiter entwickelt und Trainings eingeführt, und sie hat den Internationalen Chorwettbewerb Maribor unter die sechs Wettbewerbe des Grand Prix of Europa geführt. Seit 2006 ist sie Mitglied der European Choral Association – Europa Cantat, und letztes Jahr hat sie zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Matija Varl die Leitung der European Grand Prix for Choral Singing Association übernommen.
Mitja Gobec ist langjähriger Dirigent und Redakteur von Musikausgaben. Er hat mehr als fünf Jahrzehnte dirigiert und arbeitete zwanzig Jahre als hauptberuflich Verantwortlicher für Musik bei der Vereinigung der slowenischen Kulturorganisationen. Dort war er verantwortlich für die Organisation und den Inhalt nationaler Seminare, Events und Wettbewerbe für den gesamten chorischen Bereich. Während der letzten drei Jahrzehnte widmet er sich der Herausgabe von Notenausgaben für Chöre. Er ist Experte in Bezug auf Chorliteratur, insbesondere die slowenische, und verwahrt in seinem Privatarchiv mehr als 10.000 Chorwerke. Seit er im Ruhestand ist, bleibt er aktiv als Fachbeobachter bei regionalen Chortreffen. Und er hat sich intensiv mit dem Phänomen des slowenischen Volksliedes und des patriotischen Liedes während der letzten beiden Jahrzehnte beschäftigt. Seine Artikel hierüber haben ihn einem großen Leserkreis bekannt gemacht. Email: mitja.gobec@siol.net
Übersetzt von Silke Klemm und Lore Auerbach, Deutschland
Edited by Gillian Forlivesi Heywood