Ein Chorsommer in Abidjan an der Elfenbeinküste
Thierry Thiébaut, Präsident von À Cœur Joie International
Yveline Damas, Präsidentin von À Cœur Joie Gabun
Der Chorgesang hat wieder einmal bewiesen, wie wunderbar er die Menschen verbindet! Und wenn das in Afrika passiert, ist das Verdienst umso grösser! Und noch stärker zeigt sich die Symbolik in einer Stadt wie Abidjan, die nach mehr als 10 Jahre währenden Kämpfen gerade wieder aufgebaut wird!
Das erste Sommercamp des Chœur Africain des Jeunes /African Youth Choir (CAJ/AYC) fand in der Nähe von Abidjan (Republik Elfenbeinküste) während zwei Wochen im vergangenen Juli statt. Der Chor besteht aus 30 Jugendlichen, die aus allen Ecken des afrikanischen Kontinents, aus dem Senegal, Gabun, Togo, Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und der Elfenbeinküste, insgesamt also 6 afrikanischen Ländern West- und Zentralafrikas, zusammen kommen und wird seit zwei Jahren von Ambroise Kua Nzambi Toko geleitet, dem Leiter des Chores „Grâce“ aus Kinshasa.
Ein wunderbares Treffen von ausgewählten Jugendlichen, zusammengekommen, um zusammen von Frieden, Liebe und Freundschaft zu singen.
Yveline Damas, die Präsidentin von A Cœur Joie Gabun, ist die Initiatorin dieses Chores in Zusammenarbeit mit den nationalen Chororganisationen dieses Kontinents. Der Chor ist angegliedert an die IFCM. Fünf afrikanische Chorleiter haben sich aufgemacht, diesen Traum von Einheit und Gemeinsamkeit wahr zu machen: Sophie Damas (Gabun), Lucien Mendy (Senegal), Olivier Pascal Koua Angoua (Elfenbeinküste), Ambroise Kua-Nzambi Toko (Republik Kongo) und Sylvain Gameti (Togo).
Das Projekt besteht aus einem jährlichen Sommercamp von zwei Wochen in einem afrikanischen Land mit anschliessenden Konzerten.
Eines der Ziele dieser Struktur ist es, einen Chor von hohem Niveau zu bilden, eine Schulung für Sänger, die Afrika auf den grossen Festivals in der Welt der Chormusik repräsentieren können.
Diese Initiative zielt ab auf die Kräfte der Integration, auf die Aufwertung der künstlerischen Fähigkeiten in einem Ensemble, aber auch darauf, die Sänger zu sensibilisieren für den Reichtum, der aus ihren kulturellen Unterschieden entspringt, und darauf, ihr Talent in den Dienst der Werbung für und zur Speicherung des kulturellen und sprachlichen Erbes Afrikas zu stellen.
Der CAY/AYC hat seine Arbeitsphase mit der Aufnahme einer ersten CD abgeschlossen und damit, einen Teil des Eröffnungskonzerts des 1. Internationalen Festivals für Chormusik Abidjan FESTICCA zu bestreiten. Dieses Festival hat vom 8. bis 12. August 2012 eine Million Chorsänger zusammengebracht mit Gruppen, die aus 13 Ländern Afrikas und Europas kamen. Es wurde von der Föderation ACJ Elfenbeinküste organisiert, unter der Leitung ihres dynamischen Präsidenten Pascal Koua.
Unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Kultur und den französisch sprachigen Raum, mit Unterstützung von A Cœur Joie International und der IFCM, repräsentiert von Thierry Thiébaut, und des Goethe Instituts von Abidjan, gab es im Rahmen der Veranstaltung eine Reihe von Vorträgen und Fortbildungsveranstaltungen zu verschiedenen Themen : Stimmtechnik für Ensembles, Chorleitung, Jazz und Improvisation, Harmonisierungstechniken, Führungskompetenzen, Veranstaltungsorganisation, … Die Forbildungsaktivitäten und alle Konzerte fanden im Haus der Kulturen von Cocody in Abidjan statt.
Auch einen Chorwettbewerb gab es während dieser Veranstaltung mit acht Chören in der Kategorie Klassik und fünf Chören in der Kategorie Folklore. Die ersten Preise gingen an den Chœur Mgr Luc Gillon aus Kinshasa (Republik Zentralafrika) und an den Chor Sion aus Cotonou (Benin).
Afrika südlich der Sahara ist ein Land, in dem Chorgesang zum festen Bestandteil der Volkskultur gehört. Die Organisation einer solchen Veranstaltung an der Elfenbeinküste stand für ein gewagtes Unternehmen in diesem Land, das während zehn Jahren ökonomisch und politische im Chaos lebte. Der feste Wille der Veranstalter, ihre Entschlossenheit trotz fehlender und doch unabdingbarer finanzieller Mittel, das Vertrauen der Teilnehmer in die Vertrauenswürdigkeit und den Inhalt des Projekts, Sie hätten zurecht beunruhigt sein und ihren Enthusiasmus verlieren können. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sagte schon Winston Churchill.
Der Chorgesang hat in Abidjan in diesem Sommer eine grundlegende Realität im Leben des afrikanischen Volkes belegt und den Willen gezeigt, es in seiner Qualität und Unterschiedlichkeit aufleuchten zu lassen.
Das 2. FESTICCA ist für den Sommer 2014 geplant, und schon denkt man über ein Afrika Cantat nach, das sich über den gesamten Kontinent erstreckt.
Statements einiger Teilnehmer:
Godwin (Togo): «…. Ich bin glücklich und stolz, an diesem Camp teilgenommen zu haben. Ich habe einige Leute getroffen, die mir am Ende gar nicht fremd sind, auch wenn sie aus verschiedenen Ländern kommen. Das ist wunderbar.»
Alias «Die Kraft» (Elfenbeinküste): «… dieses Camp hat mir geholfen, den Gesang zu leben, und ich bin wirklich stolz, hier teilgenommen zu haben.»
Josué (Elfenbeinküste): «…. Dieses Camp hat mir viel gebracht, sowohl für den Gesang als auch auf dem Gebiet des Menschlichen… Ich habe es sehr genossen, wie alle mich willkommen geheissen haben, die künstlerische Herangehensweise des Leiters, die Kaffeepausen mit Tonton Gervais…wirklich vielen Dank.»
Igor (Gabun):«… Jetzt vertraue ich auf mich selbst…ich danke allen.»
Mathieu (Kamerun): « ….Vom ersten Tag an hatte ich ein Gefühl der Brüderlichkeit, und wirklich, dadurch, dass ich hiergekommen bin, habe ich mehrere Kulturen und verschiedene Arten von traditioneller Musik kennen gelernt. …Dieses Camp ist besonders, einzigartig.»
Alpha (Elfenbeinküste) : « …. Als ich hierher kam, dachte ich, mich ausruhen zu können, aber die Unerbittlichkeit der Arbeit hat mich wirklich beeindruckt. Im Moment habe ich mehrere Nationalitäten, wirklich, ich fühle mich nicht mehr als Afrikaner. Ein langes Leben wünsche ich dem CAJ!»
Alice (Gabun): «… ich habe die Kraft des Gesangs entdeckt: Dank ihrer hatte ich Brüder und Schwestern, die tatsächlich dieselbe Sprache sprachen. Der Gesang ist ein Faktor der Einheit, und das brauchen wir wirklich in Afrika… Möge der Höchste dieser Initiative ein langes Leben schenken…»
Übersetzt aus dem Englischen von Martina Pratsch, Schweiz
Edited by Graham Lack, Germany