Die 22. Zimriya (Hebräisch für “Lied von Gott”)
Weltchorfestival in Israel – 16.-25. August 2010
Esther Herlitz, Festival-Vorsitzende
Gesang ist ein wichtiger Bestandteil jüdischen Erbes. Die Priester sangen im heiligen Tempel König Salomons in Jerusalem. Reichliche Bestände solcher Rituale finden wir im Buch der Psalmen. Melodische Gebete, oft „Piyutim“ genannt, sind bis heute Teil des Synagogendienstes.
Chorgesang war im 20. Jahrhundert in vielen Teilen der Welt Ausdruck des Dranges nach nationaler Unabhängigkeit und begleitete in diesem Sinne auch die zionistische Bewegung. Die frühen Siedler im vor-staatlichen Israel ließen den Chorgesang aufleben und förderten die Entstehung neuer Chormusik. Es ist interessant festzustellen, dass viel dieser Musik von mediterranen Klängen beeinflusst war und erfreulicherweise immer noch bei gesellschaftlichen Zusammenkünften gesungen wird.
Die Zimriya, 1952 gegründet, ist eines der ersten internationalen Chortreffen, wenn nicht das erste. Herr Propes, der die Zimriya ebenso wie das Israel Festival und den internationalen Harfenwettbewerb in Israel gründete, war ein Mann großer Visionen. Er leitete alle bis zu seinem Tod, und sie finden bis heute statt. Aharon Zvi Propes war mit großen Chortreffen aus Riga, seiner Geburtsstadt, vertraut. Er war kein Musiker, aber er verstand die Bedeutung des internationalen kulturellen Austausches für den alt-neuen Staat Israel.
Heute ist die Zimriya ein internationales, alle drei Jahre stattfindendes Musikereignis, das in Jerusalem auf dem wunderschönen Campus der Hebräischen Universität auf dem Scopusberg stattfindet. Zu Gast bei der Zimriya sind Chöre von solch weit entfernten Ländern wie Island und Südafrika, Schweden und Korea, aber auch viele israelische Chöre. Viele prominente Musiker sind Mitglieder des internationalen Ehren-Komitees der Zimriya: Daniel Barenboim, Lupwishi Mbuyamba, Kurt Masur, Frieder Bernius, Paul Wehrle und andere.
Die Zimriya hat viele Vorteile: Chöre haben die Möglichkeit, mit außergewöhnlichen Dirigenten und Orchestern zusammen zu arbeiten – eine Erfahrung, die sie sonst selten machen; das Repertoire der Chöre wird durch die Arbeit in verschiedenen Workshops erweitert; und nicht zuletzt ist dieses multikulturelle Treffen nicht nur auf musikalischer Ebene eine Bereicherung, sondern unterstützt auch die harmonischen Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Herkünfte, Religionen und Sprachen.
Die Tage beim Zimriya-Festival sind sehr voll. Die Teilnehmer haben kaum Zeit, die wunderschöne, atemberaubende Aussicht auf Jerusalem vom Gipfel des Scopusberges zu genießen. Workshops finden morgens und nachmittags statt, das Abendprogramm besteht aus zwei Teilen: offenes Singen und Chor-zu-Chor- Konzerten, eine israelische Erfindung, bei der jedem Chor die Möglichkeit gegeben wird, sich kurz der freundlichen, aber auch kritischen Zuhörerschaft zu präsentieren.
Das Musik-Komitee der Zimriya, geleitet von Michael Shani, hat folgende Dirigenten eingeladen, um Workshops zu verschiedenen Musikrichtungen zu leiten. All diese international bekannten Dirigenten bieten ihr Talent und ihre Zeit freiwillig auf und werden, genau wie das Organisationsteam, nicht bezahlt. Wir sind ihnen allen sehr dankbar.
Anton Armstrong (USA) Afro-Amerikanische Spirituals
Timothy Brown (UK) Romantische Musik
Aharon Harlap (Israel) Jüdische und Israelische Musik
Volker Hempfling (Deutschland) Mozart: Messe in c-moll
Theodora Pavlovitch (Bulgarien) Rhythmen vom Balkan bis Jazz
Stanley Sperber (Israel) Mendelssohn – Psalm 42
Michael Gohl (Schweiz) Lieder der Völker
Die Zimriya ist ein wahrlich internationales Ereignis, bei dem gute Musik in großartiger Harmonie gemacht wird. Shalom und Willkommen euch allen.
Esther Herlitz war früher Botschafterin und Mitglied der Knesset (Parlament); sie war seit 1993 ausführende Direktorin und ist derzeit die Vorsitzende der Zimriya.
Web: www.zimriya.org.ill
E-mail: harzimco@netvision.net.il
Aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Sicker, Deutschland