Der Gewinner des ersten Internationalen Kompositionswettbewerbs

Interview mit Matt Van Brink

 

Von Andrea Angelini, Editing Manager des ICB

 

Andrea Angelini (AA): Wie alt waren Sie, als Sie begannen, sich für Musik zu interessieren?

Matt Van Brink (MVB): Seit ich fünf Jahre alt war spielte ich Klavier, mit dem Komponieren begann ich mit 13, und meine ersten Kompositionen waren, wie man sich leicht vorstellen kann, für das Klavier.

 

AA: Wie begannen Sie, etwas für Chor zu komponieren?

MVB: Seit der Grundschule hatte ich in Chören gesungen, manchmal sang ich im Vokalensemble für Zeitgenössische Musik der University of Indiana, und meine ersten Kompositionsversuche waren für dieses Ensemble.

 

AA: Was, würden Sie sagen, sind die wichtigsten Einflüsse auf Ihre Musik?

MVB: Wer weiß? Umfeld, Ziele, Zeit und Ort. Um einen Spruch von Vladimir Nabokov zu klauen: ich liebe Puzzles, auch selbst erfundene.

 

AA: Denken Sie an die Zuhörer, wenn Sie an einer Komposition arbeiten?

MVB: Während des Komponierens habe ich einen einzigen Zuhörer – mich selbst. Es ist sicher eine Herausforderung, seine eigene Arbeit objektiv zu betrachten, vor allem mitten im Entstehungsprozess, aber ich versuche, an meine eigene Arbeit mit offenen Ohren und einer frischen Perspektive  heranzugehen. Meistens bin ich offen für Änderungen, auch bei schon vollendeten Werken. 

 

AA: Wie wichtig ist es für Sie, dass Musik beim ersten Hören zugänglich ist?

MVB: Manche Aspekte eines Stückes sollten bei jedem Zuhören zugänglich sein! Hoffentlich erschließen sich einige subtilere Charakteristika bei mehrfachem Hören. Aber letztendlich – wenn ein Stück auf Anhieb nicht attraktiv ist, was sollte einen dazu bringen, es ein zweites Mal anzuhören?

 

AA: Woran arbeiten Sie aktuell? Gibt es etwas, das demnächst herauskommt?

MVB: Ich arbeite an verschiedenen Arrangements für das neue Album von Polkastra, an einigen einaktigen Musicals für die Schüler des Concordia Conservatory in New York und an einer neuen Reihe von Klavierstücken, die ich selbst aufführen werde.

 

AA: Künstler haben meistens ihre eigenen Methoden, wie sie an ihre künstlerische Arbeit herangehen. Wie würden Sie generell den Prozess beschreiben, in dem eine neue Partitur bei Ihnen entsteht?

MVB: Ich beginne immer mit einer aufreibenden, haarspalterischen Periode der Reifung und des Hinauszögerns. Wenn ich wirklich nicht länger warten kann, stürze ich mich hinein und lasse das Stück so schnell wie möglich entstehen. Es macht mir Spaß meine Ideen zu entwickeln, aber die ersten Ideen heraufzubeschwören ist für mich ein eher unheimlicher Vorgang. Ich denke, ich verlasse mich auf Improvisation und Glück.  

 

AA: Können Sie die Bedeutung des Textes für Ihren Kompositionsprozess darlegen?

MVB: Für mich bedeutet ein Text sowohl emotionale Landschaft als auch strukturelle Grundlage für ein Werk. Einige hervorragende Kompositionen aber benutzen nur einen dieser Aspekte und manche keinen davon! Ich möchte eine Art Mittelweg finden.

 

AA: Welches Stück (egal welchen Genres) wünschten Sie komponiert zu haben?

MVB: Den Song von Gershwin & Gershwin “Fascinating Rhythm.”

 

AA: Was, würden Sie sagen, macht Ihren Stil aus?

MVB: Meine Musik ist intellektuell, optimistisch und macht Spaß.

 

AA: Sagen Sie mir etwas für unsere Leser des ICB.

MVB: Ich schreibe ziemlich viel Musik für die jungen Schüler des Concordia Conservatory. Diese jungen Musiker auszubilden war für mich wichtig, und für die Schüler bedeutet es die simple Erfahrung, dass klassische Musik nicht nur mit verstorbenen Komponisten in Verbindung gebracht werden muss. Ich hoffe, dass diese Schüler sich, wenn sie älter werden, immer wieder für neue Kunst und neue Künstler in ihrem Umfeld einsetzen werden.

 

AA: Was bedeutet  Ihnen der Gewinn des Preises der IFCM?

MVB: Ich bin dankbar für diesen Preis und für die Aufmerksamkeit, die damit meinem Stück entgegen gebracht wird. Hoffentlich finden sowohl Sänger als auch Publikum einen Zugang. Ich freue mich, einer der Komponisten im Zusammenhang mit der Sommerarbeitsphase des Weltjugendchores zu sein.

 

(Click on the images to download the full score)

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The score will be published by Earthsongs, USA, in IFCM’s Cantemus series. (www.earthsongschoralmusic.com)

 

Matt Van BrinkMatt Van Brink ist amerikanischer Komponist, Lyriker, Pianist und Akkordeonspieler. Er hat mehrere ASCAP Morton Gould Young Composer Awards erhalten, den Northridge Composition Prize, war Artist in Residence bei der MacDowell Colony und gewann Preise von VocalEssence, den San Francisco Choral Artists, TransforMusic und beim Delius Wettbewerb. Er trat auf und hat Aufnahmen gemacht mit Gamelan Galak Tika und dem Orchester des Tanglewood Music Center, und als Komponist ist er Mitglied des BMI Musical Theater Workshops. Van Brink gehört zur Fachgruppe Klavier des Concordia Conservatory (Bronxville, New York) und ist dort auch Komponist. Von dort hat er viele Kompositionsaufträge erhalten, und viele Kammermusikwerke und Musiktheaterkompositionen für seine Schüler wurden hier uraufgeführt, darunter der Liedzyklus Kiss the Stars Goodnight und das Familienmusical Christmas Every Day. Kompositionsaufträge erhielt er zudem von Schott Music, dem Collage New Music, der New York Youth Symphony, den Celebrity Series of Boston, Lara St. John und anderen, und seine Kompositionen sind verlegt bei Schott Music und Tenuto Publications. Van Brink arbeitete an der Hofstra University, M.I.T., Boston University und am Concordia Conservatory. Er studierte Komposition bei John Harbison und Lukas Foss an der Universität Boston, wo er auch promovierte und bei David Dzubay, Samuel Adler und Don Freund während seines Grundstudiums an der Universität von Indiana. Heute lebt er in Brooklyn, New York City. Email: mattvb@gmail.com

 

Aus dem Englischen übersetzt von Martina Pratsch, Schweiz