Women Warriors: The Voices of Change – ein Freudenfest globaler Aktivistinnen, die für soziale Gerechtigkeit kämpfen
Madara Boka, Dirigentin, Lettland
„Frauen können Frieden stiften. Wir können die Welt verändern, und wir werden die Macht dazu besitzen, wenn wir nicht länger Angst davor haben, unsere Stimme zu erheben. Dies ist das Wesen und der Auftrag seines tieferen pädagogischen Zwecks,‟ sagt Amy Anderssonn. Sie ist Dirigentin, Produzentin, Regisseurin und Verfasserin von Women Warriors: The Voices of Change [dt. Kriegerinnen: Stimmen des Wandels], einem bahnbrechenden Konzert zur Würdigung der Stärke und Heldenhaftigkeit von globalen Aktivistinnen, die für Menschen- und Bürgerrechte, LGBTQ-Rechte, indigene Rechte, für Umweltanliegen, Rechte der Minderheiten, Gleichstellung der Geschlechter und für die Rechte eines jeden Mädchens auf Bildung kämpfen. Zwei Jahre nach der Premiere ist daraus ein preisgekrönter, unabhängiger Film entstanden, der nun mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen ein weltweites Publikum erreicht.
Die Uraufführung von Women Warriors als Film mit live präsentiertem Sinfoniekonzert erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Orchestra Moderne NYC, dem Mädchenchor der Kathedrale in Riga TIARA, der Dirigentin Aira Birziņa und den gefeierten Komponistinnen Nathalie Bonin, Miriam Cutler, Anne-Kathrin Dern, Isolde Fair, Sharon Farber, Penka Kouneva, Starr Parodi und Lolita Ritmanis. Die Uraufführung fand im Lincoln Center in New York City am 20. September 2019 vor ausverkauftem Haus statt und erhielt stehende Ovationen, wobei die Kritiker die mutige Themenwahl begrüßten. „Dieses Konzert verdient es, der UN-Vollversammlung präsentiert zu werden (..) und ebenso in jeder Highschool und jedem College im Inland sowie weltweit,‟ schrieb Frank Daykin in einer Kritik im New York Concert Review Inc. (22. September 2019).
Die Vision der Erschaffung von Women Warriors: The Voices of Change kam Amy, nachdem sie über das Leben der Wahlrechtsaktivistin Fannie Lou Hamer gelesen hatte. Wegen ihres Engagements erhielt Fannie Hamer Morddrohungen und wurde 1962 in Mississippi, USA, von der Polizei geprügelt und inhaftiert. 1964 trat sie im staatlichen Fernsehen auf und sprach öffentlich über die erlittenen Misshandlungen. „Ihre Worte beeindruckten mich zutiefst. Ich schaute oft ihre Beiträge auf YouTube an und war von ihrer unglaublichen Stärke und Courage gefesselt. Ich schwor mir, ihre Geschichte niemals zu vergessen,‟ so Amy. „Zwei Jahre lang habe ich über das Leben von Frauen recherchiert, die sich für Gleichheit und Menschenrechte einsetzten, und bin auf Hunderte gestoßen, deren Geschichte vergessen worden oder unbeachtet geblieben war. Ich begann, die Reihe der Aktivistinnen über einen Zeitraum von 800 Jahren anhand von Archivbildern und Filmmaterial zu rekonstruieren und einen Stummfilm zu erstellen. Als ich erstmals den Film anschaute, setzte die Musik im Kopf ein.‟
Sodann lud Amy acht außergewöhnliche Komponistinnen ein, um die neunzehn Stücke zu orchestrieren, die zur Untermalung des Stummfilms vonnöten waren. Nach der Synchronisierung mit dem Bild war eine Film & Live-Konzert-Aufführung geboren. Dieses bewegende und inspirierende, in zwölf Abschnitte gegliederte musikalische Werk bezeugt die Stärke und Kreativität, durch die das Konzertpublikum tiefgehend mit der Stärke, der Resilienz und der Leistung der Frauen verbunden wird.
Im Februar 2020 reiste Amy Andersson mit der Komponistin Lolita Ritmanis und dem Techniker Mark Mattson in die lettische Stadt Riga, um den kompletten Soundtrack für den Dokumentarfilm Women Warriors mit einem 75-köpfigen Orchester bestehend aus herausragenden Musikerinnen und Musikern aus verschiedenen lettischen Orchestern und Ensembles aufzunehmen. Diese CD mit dem 65-minütigen Soundtrack kam im Februar 2021 heraus und umfasst musikalische Stilrichtungen, die von sparsam arrangierten Stücken für Streicher und Harfe solo wie Tender Dismay von Nathalie Bonin bis zu großangelegten sinfonischen Landschaftsbildern reichen wie in Lolita Ritmanis’ The Long Road,Penka Kounevas Honor Her und Sharon Farbers Say Their Names, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch einige Komponistinnen kommen auf der CD zu Gehör. In einem poppigen Song mit dem Titel Rise Until We Stand von Isolde Fair und Starr Parodi sind Isolde Fair als Sängerin und Starr Parodi am Piano zu hören, während in Penka Kounevas Build Peace Nathalie Bonin als Solo-Geigerin aufspielt. Das letzte Stück des Konzerts ist We Rise von Lolita Ritmanis mit einem Text von Amy Andersson. Unter der Stabführung von Aira Birziņa, der tonangebenden künstlerischen Leiterin von TIARA, wurde TIARA während der Tonaufzeichnung gedreht. Dieser Film wurde sodann mit der Musik synchronisiert, was es dem Solisten Gillian Hassert ermöglichte, virtuell mit TIARA zu performen. Dank des Einsatzes moderner Technologien vermochten es die Städte Riga und New York (die nahezu 7.000 km voneinander entfernt liegen), durch die Macht der Musik in einem Live-Konzert zusammenzukommen.
Lolita Ritmanis, eine mit dem Emmy-Award ausgezeichnete, in Amerika geborene Komponistin mit lettischem Hintergrund, schuf drei kompositorische Säulen der Konzertaufführung. Prologue eröffnet das Konzert und plädiert für das Recht eines jeden Mädchens auf Bildung; The Long Road, das komplexeste Stück dieses Projekts und nahezu acht Minuten lang, hat die Geschichte der Frau zum Thema und spannt den Bogen vom 13. Jahrhundert bis in 1960er Jahre; und das letzte Stück, We Rise, ist für ein großes Orchester, einen Solisten und einen Mädchenchor komponiert. Der Text von We Rise stammt von Amy Andersson, seine Kernaussage ist von dem chinesischen Sprichwort „Frauen können die Hälfte des Himmels tragen‟ geprägt. Dieser bewegende Song ist eine liebevolle Hommage an all jene, auf deren Schultern wir stehen, und zugleich ein Plädoyer an alle Frauen, ihre Kraft und ihre Stimmen dafür einzusetzen, die Welt zu verändern.
Lolita hatte Amy die Idee nähergebracht, ein Album mit TIARA aufzunehmen, da sie bereits seit mehreren Jahren mit Orchestern und Chören in Riga zusammengearbeitet und Einspielungen getätigt hatte. Das Ergebnis ist eine intime und doch kraftvolle Aufführung von We Rise von TIARA, die vom Publikum in New York City mit Standing Ovations honoriert wurde. Sowohl der Dokumentarfilm als auch die Musik zum Film haben 2021 bereits über achtzehn internationale Preise gewonnen und somit sensationelle Erfolge erzielt. Women Warriors: The Voices of Change ist in einer humanitären Mission unterwegs, indem es Frauen und Mädchen – also denjenigen, die den Lauf der Geschichte veränderten – Inspiration, Bildung und Hoffnung vermitteln möchte. „Ich bin überzeugt, dass uns dieser Rahmen von sinfonischer Musik und Film die Möglichkeit bietet, etwas zu bewegen, Änderungen herbeizuführen und der Welt Gutes zu tun‟ sagt Amy Andersson.
Madara Boka (1993) hat an der Jāzeps Vītols Latvian Academy of Music den BA in Musik und Chorleitung (2017, bei Andris Veismanis) und den MA in Musikwissenschaft (2019, bei Baiba Jaunslaviete) absolviert. Seit 2015 leitet sie den Frauenchor DZINTARS und seit 2017 das Projekt des Riga Cathedral Girls’ Choir TIARA. Madara Boka hat bereits mehrere Musikprojekte produziert, so zum Beispiel die lettische Uraufführung von Imants Raminshs Oper The Nightingale (dt. Die Nachtigall), die in der Kategorie „Produktion des Jahres” für den Latvian Grand Music Award 2019, also den Großen Lettischen Musikpreis 2019 nominiert worden war.
Übersetzt aus dem Englischen von Petra Baum, Deutschland