Das Internationale Choral Bulletin fragt von Zeit zu Zeit Mitglieder aus der Choralwelt, wie ein bestimmtes Wort in ihnen nachklingt. Diesmal ist es das Wort „Natur”. Hier ein paar inspirierende Antworten: Natur
Wenn ich das Wort Natur höre, muss ich daran denken, wie ich im Wald Pilze gesammelt habe. An einem warmen Tag; durch die Zweige der Bäume schien die Sonne. Das Wort erinnert mich auch an die Arbeit in meinem Garten und meine Spaziergänge am Strand. Izabela Liliana Bien, Musikpädagogin und Organistin, Chorsängerin, Warschau, Polen/Melbourne, Australien
Ich stand vor der Kirche aus dem 12. Jahrhundert in unserem Dorf in Frankreich, nach einem Konzert meiner Yale Schola Cantorum. Damals waren glücklichere Zeiten. Wir standen inmitten der Schönheit der Natur und baten um Ruhe. Dann lauschten wir dem Gesang der Vögel – ein unvergesslicher Moment! Simon Carrington, Dirigent, Bradford-on-Avon, England/Puy Calvel, Frankreich
Von jeher durchdringt die Natur jede Facette meines kreativen Lebens. Sie ist die Grundfeste, auf die sich beinahe mein gesamtes Werk als Komponist bezieht. Ich versuche, tief in sie einzutauchen und aus ihr – als der Quelle der Inspiration für meine Musik – zu trinken. ”Sapiens” ist sowohl der Titel als auch der Rahmen meines umfänglichsten Werkes. Es wurde von der vielleicht eindrucksvollsten Schöpfung der Natur – dem Menschengeschlecht – inspiriert. Besonders in dieser Pandemie gibt mir die Natur immer deutlichere Zeichen. Sie befiehlt mir geradezu, mich von einer Welt zu trennen und mit der anderen wieder zu vereinen, mit der, die bis heute unsere Art erhalten hat. Sean Hickey, Komponist, Senior Vizepräsident, Vertriebs- und Unternehmensentwicklung, Naxos of America, Brooklyn, NY, USA
Wir sind Teil dieses wundervollen Ganzen, das Natur genannt wird. Ich fühle mich ständig in Verbindung mit ihr, in jedem Augenblick meines Lebens. Ich bewundere sie und danke ihr für jedes unerklärliche, großartige Detail, das mir diese großzügige Mutter auf Schritt und Tritt zeigt. Ich bin ihrer Stärke ausgeliefert, wenn sie brüllt und tobt und uns Demut lehrt. Sie ist der wichtigste Lehrer, der uns auf unserem Weg durch dieses Leben mitgegeben wurde. Maria Guinand, IFCM Vizepräsidentin für Südamerika, Künstlerische Direktorin der Fundación Schola Cantorum de Venezuela.
Van Gogh sagte: „Wer die Natur wahrhaft liebt, findet es überall schön”. Als Teil der Natur sollten wir immer versuchen, sie zu bewahren. Seit meiner Kindheit fühle ich mich emotional stark mit den Wäldern der türkischen Schwarzmeerküste verbunden. Ayça Miraç, Jazz-Sängerin und Gesangspädagogin. Gelsenkirchen, Deutschland/Istanbul, Türkei
Das erste, das mir in den Sinn kommt, wenn mir das Wort Natur begegnet, ist die Umwelt – Bäume, Tiere, Wasser und Land. Das Unbelebte und das Organische sind zwei andere Wörter, die ich eng mit der Natur verbinde, denn sie können auch herangezogen werden, wenn wir uns und unsere menschlichen Aktivitäten beschreiben wollen. Irvinne Redor, Generalsekretär der Vereinigung der philippinischen Chordirektoren und Geschäftsführer von The Choir Loft. Manila, Philippinen.
Das Wort Natur klingt grün für mich, wie wilde Herden, Wasserfälle und Wüsten. Es hört sich an wie der Globus, wie Mutter, Heimat, Erinnerungen. Es klingt wie ich selbst und alle anderen, Vergangenheit und Zukunft, wie das flüchtige Leben, Wiedergeburten und Tod. Yves Ytier, Violinist, Tänzer und Choreograph, Köln, Deutschland/Santiago de Chile, Chile
Ungezähmte und unzähmbare Natur… wie ich sie am meisten liebe: der Mistral und der Tramontane meiner okzitanischen Kindheit, der Kongo mit seinem ungestümen Brausen und Tosen in meiner Jugend in Afrika, die Wälder am Äquator und ihre lodernden Wirbelstürme! Wind, Wasser, die Vegetation und das Feuer: diese Elemente, die das Fundament unseres Universums und die Strömung in unserer Seele sind, atmen Musik…und rufen uns auf unseren Lebensweg! Yvonne Leyimangoye, Mitglied des Chors “Le Chant sur la Lowé”, Libreville, Gabun
So schön und so rein, so zart und so bunt… aus deiner Energie, Mutter Natur, entstehen unsere Zeichen; nach deinem Bild male ich meine Worte, meine Melodien, meine Stimme. Du bist das Morgenrot, das in meine Seele atmet… ich liebe dich. Fabienne Dosseh, Chormitglied, Dakar, Senegal
Übersetzt aus dem Englischen von Silke Klemm, Belgien