Rezension: Jaakko Mäntyjärvi – Geistliche Chorwerke

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Jaakko Mäntyjärvi – Geistliche Chorwerke
The Choir of Trinity College Cambridge, Stephen Layton
(Hyperion CDA 68266)

Jaakko Mäntyjärvi [*1963] gilt zur Zeit als der hellste Stern am finnischen Himmel der Chormusik. Seine Werke sind weithin bekannt und werden weltweit aufgeführt. Der Durchbruch für Mäntyjärvi als Komponist kam 1995 mit dem Werk Pseudo-Yoik, zusammen mit einem anderen Jugendwerk, Four Shakespeare Songs [1984]. Diese Werke zählen noch immer zu seinen stärksten Kompositionen.

Es ist nicht allgemein bekannt, dass Jaakko Mäntyjärvi von Beruf Übersetzer ist. In Finnland wird er als Übersetzer angesehen, der zufällig auch Chormusik schreibt, im Ausland aber ist er ein berühmter Komponist, der auch Sprachen beherrscht. Sein internationaler Erfolg beruht nicht auf wohlgefälligen Harmonien, sondern kommt auch von seiner Fähigkeit, einen Text für Chor zu orchestrieren. Er versteht, Als sehr erfahrener Chorsänger versteht er, die verschiedenen Register eines Chors zu ziehen und unterschiedliche Strukturen anzuwenden. Die neue Aufnahme des Choir of Trinity College Cambridge unter Stephen Layton ist dafür ein hervorragendes Beispiel. [Aufn. Jan. 2018/19/20]

Im Schaffen von Jaakko Mäntyjärvi kommen viele humoristische Werke vor wie das schon erwähnte Pseudo-Yoik, ebenso wie El Hambo [1997] und viele andere. Zusätzlich hat Jaakko Mäntyjärvi viele ernste und tiefempfundene Kompositionen geschrieben wie das berührende Canticum Calamitatis Maritimae [1997] zum Andenken an die Opfer des Fährunglücks der Estonia. Für die neue Aufnahme hat Stephen Layton eine große Komposition in Auftrag gegeben, einen ganzen Gottesdienst mit dem Titel Trinity Service. Dies ist das Hauptwerk der CD, zusammen mit den anspruchsvollen Stuttgarter Psalmen aus dem Jahr 2009. Diese Psalmen wurden zur Feier des 200. Geburtstages von Felix Mendelssohn Bartholdy für die Internationale Stuttgarter Bachakademie geschrieben. Diese ausdrucksstarken Werke ermöglichen einen Blick auf die Fähigkeit des Komponisten, zeitgenössische und dissonante Klänge zu verwenden, obwohl er von sich beansprucht, Wohlklänge zu lieben.

Trinity Service ist im Gottesdienst als Evensong (Abendandacht) gedacht, was ein liturgischer Teil in der Church of England und verwandter Glaubensgemeinschaften weltweit ist, eine Tradition, die schon vor 500 Jahren entstand. Dies Werk von Jaakko Mäntyjärvi kann als Evensong aufgeführt werden, aber auch als Konzertversion gekürzt, wie sie auf dieser CD zu hören ist. Mit den im Werk neuen Harmonien und Abschnitten in freier Tonalität ist es tatsächlich keine Frage der Harmonien, sondern von orchesterähnlichen Tonfarben, die der Komponist den Wohlklängen als Effekt zuordnet.

Um alle Farben des Wohlklangs Wirklichkeit werden zu lassen, bedarf es tatsächlich eines Spitzenensembles. Genau solch ein Ensemble ist der Choir of Trinity College Cambridge. Hervorragende Stimmqualität und Intonation lassen die großen Akkorde und scharfen Dissonanzen gerundet klingen, und auch kantig, wenn erforderlich.

Die kleineren Werke auf der CD enthalten das Ave Maria d’Aosta, Benedic anima mea Domino, Pulchra es und O magnum mysterium. Ave Maria d’Aosta ist eine der vier Ave Maria-Kompositionen von Jaakko Mäntyjärvi. Er schrieb sie 2004 in der italienischen Stadt Aosta während eines von ihm geleiteten Kurses für Chorkomposition. Benedic anima mea Domino ist eine Art Wiederbelebung einer mittelalterlichen Praxis, belebt von Klängen aus dem Jahr 1994. O magnum mysterium, entstanden 2007, ist im Wesentlichen eine Studie mit tiefen Klängen in einer Tonalität von Es, abgesehen von einem kurzen Ausflug in mittlere Höhen. Zum Schluss kommt noch ein neuer Hit von Jaakko Mäntyjärvi, Pulchra es, ein Stück, das er 2018 zur Hochzeit seines Sohnes schrieb. Es ist eine kleine Motette, unglaublich schön, erzeugt aber die Illusion, einfach zu sein. Dagegen braucht sie Genauigkeit und Feingefühl, um zu dem Juwel zu werden, das diese Motette in Wirklichkeit ist.

Diese Aufnahme ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt zum Kennenlernen für diejenigen, die die Musik von Jaakko Mäntyjärvi bisher nicht kannten. Und für diejenigen, die seine Kompositionen schon kennen, ist dies ein wohltuendes Dokument zum Gebrauch und zur Freude.

REIJO KEKKONEN (*1961) arbeitet gegenwärtig als Editionsleiter im Sulasol Musikverlag (seit 1988). Er verließ die Sibelius Akademie 1993 mit dem Master of Music (in Musikerziehung, Violine, Gesang, Klavier, Oboe), mit Spezialstudien für Komposition (bei Vladimir Agopov und Tapani Länsiö) und Chorleitung (Matti Hyökki, Erkki Pullinen). Er wirkte in verschiedenen Orchestern und Bands mit und auch als Berufssänger (2. Bass) z.B. im Finnischen Kammerchor, dem Vokalensemble der Sibelius-Akademie und im [auf gregorianischen Gesang spezialisierten Vokalensemble] Cetus Noster. Reijo Kekkonen war Jurymitglied von Chor-, Kompositions- und Arrangement-Wettbewerben. Sowohl in Finnland wie außerhalb besaß er Vertrauensstellungen bei Organisationen, in Festivals und bei Wettbewerben.

Übersetzt aus dem Englischen von Klaus L Neumann (Deutschland)

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