ARS CHORALIS 2010

Die Welt bewegen!

 

 

Annemarie van der Walt,

Vorstandsmitglied des IFCM

 

 

Das erste Internationale Kunst- und Wissenschaftssymposium über die Kunst von Chormusik, Gesang und Stimme, ARS CHORALIS 2010, fand vom 8.-10. April 2010  in der kroatischen Hauptstadt Zagreb statt, einer Stadt, die dabei ist, eine international bekannte Adresse für die Entwicklung der Chormusik zu werden. Die Absicht des kroatischen Chorleiterverbands (HUZ) war es, ein Symposium zu veranstalten, das international zur Förderung der Chormusik beiträgt und Chorleiter dazu anregt, den neuesten Wissensstand hinsichtlich Stimme und Gesang sowie die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse über künstlerisches und pädagogisches Schaffen stärker zu berücksichtigen.

Die Teilnehmer kamen aus 14 Ländern: aus Deutschland, Italien, Japan, Kroatien,  Lettland, Malaysia, Norwegen, Österreich, Portugal, Slowenien, Südafrika, Schweden, der Türkei und aus dem Vereinigten Königreich. Alle lernten die Gastfreundlichkeit und hervorragende Organisation von HUZ unter der Leitung von Branko Stark schätzen. Das Symposium wurde in dem frisch renovierten und  sehr gut geeigneten  “Nadmiskupijski Pastoralni Institut” in Zagreb abgehalten.

Vortragende und Vorträge

43 Vortragende aus den 14 Ländern hielten Vorträge und leiteten Arbeitsgruppen zu folgenden Themenkreisen:

Chor und Chorleiter (Methoden der Arbeit mit dem Chor, Psychologie, Dirigenten und ihre Aufgaben)

• Die Kunst des Gesangs / Stimmpädagogik (Stimmtechniken, Stimmhaltung, verschiedene Methoden der Gesangslehre)
• Dirigieren / Interpretation (Technik, Ausdruck, Ausführungspraxis, historischer Stil)
• Komposition / Analyse (Prozess des Komponierens und Analyse vonMusik)
• Stimmvortrag / Stimmstilistik (Vokalarbeit und verschiedene Stimmhaltungen)
• Wissenschaftliches / Stimme und Gehör (Oto-Rhino-Laryngologie, Phonetik, Sprachpathologie, Stimmrehabilitation, Neurologie)
• Wissenschaftliches / Musik (Musikologie, Ethnomusikologie, Leben und Schaffen von Musikern)
• Musikpädagogik / Erziehung (Schule und Singen, Gesellschaft und Musikkultur)
• Musica Sacra (liturgische Musik, Sakralmusik, gregorianischer Gesang, Psalmodie, das traditionelle Kirchenlied)
• Musikmedien / Technik (Musikproduktion, Tonaufnahme, Diskographie, Digitaltechnik)

Ein Runder Tisch über Chororganisationen und –einrichtungen / Erziehungsprogramme und die Möglichkeiten der Chordirigenten in den verschiedenen Ländern wurde veranstaltet. Den Teilnehmern wurde erneut klar, dass Chormusik Arbeit bedeutet und nicht immer leicht ist, dass aber die Hauptschwierigkeiten überall und international die gleichen sind. Überall gibt es jedoch auch Menschen mit genügend Begeisterung, um weiterzumachen und nicht aufzugeben!

Dieses erste Symposium in Kroatien, Ars Choralis, war Emil Cossetto (1918-2006) (vorgestellt von Bojan Pogrmilović) und Sergije Rainis (1919-2008) (vorgestellt von Snežana Ponoš) gewidmet.

Mehrere Persönlichkeiten des internationalen, nationalen und lokalen Chorlebens wurden in Anerkennung ihrer Arbeit ausgezeichnet.

• Der Ehrentitel MAGISTER CHORI/MAGISTRA CHORI, (ein Diplom zusammen mit einer goldenen Nadel und der Ehrenmitgliedschaft im kroatischen Chorleiterverband) wurde verliehen an:

1. Giovanni Acciai-Italien
2. Andrea Angelini-Italien
3. Thomas Caplin-Norwege
4. Rudolf de Beer-Südafrika
5. Joy Hill-Vereinigtes Königreich
6. Harald Jers-Deutschland
7. Susanna Saw-Malaysia
8. Romans Vanags-Lettland
9. Annemarie van der Walt-Südafrika

• Die Ehrenmitgliedschaft im kroatischen Chorleiterverband wurde Yoichi Adachi aus Japan verliehen.
• Der Preis des Kroatischen Chorleiterverbands ging an Johan Sundberg (Schweden) für sein Lebenswerk im Bereich der Musik- und Stimmforschung. Er war auch der Ehrengast und Hauptredner zu dem Thema : Die Wissenschaft der Gesangstimme.

Ein großes Dankeschön und «Bravo» erhielt sodann ein japanische Frauenchor, der Tokio-Josei-Chor unter der Leitung von Yoichi Adachi, der zu dem Symposium eingeladen war und bei dem Chorkonzert auftrat. Die Teilnehmer hatten das Vergnügen, dieses Ensemble zu hören und an einer Arbeitsgruppe über japanische Chormusik teilzunehmen.

Am zweiten Abend des Symposiums wurde im Konzertsaal “Hrvatski glazbeni zavod” ein Chorkonzert, We Move the World, gegeben. Mehrere Chöre nahmen daran teil; am Schluss stand die Uraufführung des Lieds We Move the World von Branko Stark, das von einem Gesamtchor mit 150 Stimmen gesungen wurde.
Es war ein magischer Moment – das ganze  Publikum wurde von einem Glücksgefühl erfasst. Dieses Lied ist inzwischen die Kennmelodie für das Weltchorgesangsprojekt (World Choral Song Project) des HUZ geworden – ein Lied für alle Chöre der Welt. Der Komponist Branko Stark preist darin all das Schöne und Edle, das sich überall im Gesang entwickelt. Es ist eine Hymne, die dem Chorgesang gewidmet ist und alle Welt einlädt mitzusingen.

Das erste Symposium Ars Choralis war kaum vorüber, als auch schon das Internationale Chorinstitut (ICI) gegründet wurde, der wissenschaftliche Zweig des HUZ, das eine wissenschaftlich anerkannte elektronische Zeitschrift  mit einem internationalen Herausgeber- und Redaktionsstab herausgeben wird. Die Zeitschrift soll zweisprachig, auf Deutsch und Englisch, herausgegeben werden und den Namen Ars Choralis erhalten.  Sie wird sich hauptsächlich mit “Chorologie” beschäftigen, der neuen, von Branko Stark kreierten Disziplin für wissenschaftliche und künstlerische Forschung auf dem Gebiet der Chorkunst.  Ferner soll  ein fortlaufender Wettbewerb für Chorkompositionen geschaffen werden, bei dem alle sechs Monate Preise vergeben werden.

Ganz offensichtlich lässt sich die Bewegung, die durch den kroatischen Chorleiterverband – HUZ entstanden ist, durch nichts aufhalten.  Seit der Gründung des Verbandes in Kroatien vor etwa 10 Jahren wurde auch eine Vokalakademie ins Leben gerufen, und im Juni 2008 wurde der Chorwettbewerb “Klänge des Junis” (Sounds of June) geschaffen; daneben entstand eine CD mit kroatischer Chormusik zur freien Weitergabe in der ganzen Welt. Das vom kroatischen Chorleiterverband initiierte internationale Projekt zur Entwicklung von Chormusik (International Project for the Development of Choir Music – IPDCM) gelangte 2009 nach Südafrika und soll in absehbarer Zeit in Asien gestartet werden: in Singapur, Malaysia und Hongkong. Zusammenfassend lässt sich sagen: Ars Choralis 2010 ist vorüber, das ICI besteht, und es wird einen Komponistenwettbewerb geben. Die Kroaten bewegen die Welt!

Das nächste Ars Choralis findet vom 12.-14. April 2012 in Zagreb statt.

 

Kommentare einiger Teilnehmer:

Die Konferenz war sehr erfrischend: eine neue, kraftvolle Initiative, sehr gut organisiert und durchgeführt. Die Vorträge waren gemischt, einige haben mir sehr gut gefallen. Die Konferenz hat ein breites Publikum sehr unterschiedlicher Herkunft angesprochen.

Johan Sundberg

 

Das Symposium Ars Choralis 2010 fand in harmonischer Atmosphäre unter Beteiligung international bekannter Redner statt. Das Diözesangebäude war ein wunderbarer Veranstaltungsort, die Technik erstklassig. Interkultur war Sponsor für das Symposium, und wir gratulieren dem kroatischen Chorleiterverband zu der ausgezeichneten Organisation!

Michael Reimer

 

Sehr gut organisiertes Symposium – interessante Vorträge, die Wissenschaft und Kunst miteinander verknüpften – Kroatien bringt die Chorwelt in Bewegung …

Franz Jochum

 

Ars Choralis 2010 war für mich ein großes Erlebnis. Man erfuhr Neues über Chorsingen aus wissenschaftlicher Sicht. Ich kann es kaum abwarten, diese Informationen an die Chöre in Malaysia weiterzugeben.

Susanna Saw

 

Dies könnte ein Durchbruch für die interntionalen Kontakte des kroatischen Chorlebens auf institutioneller Ebene gewesen sein.

Gábor Moczar

 

Es war sehr schön, an dieser zukunftsweisenden und erfolgreichen Konferenz teilnehmen zu können. Glückwunsch an den kroatischen Chorleiterverband und besonders an seinen Maestro Branko Stark, dessen Vision und Integrität die Veranstaltung zu verdanken war!

Joy Hill

 

Ars Choralis 2010 war ein wunderbares Erlebnis für mich, und Kroatien hat mir sehr gut gefallen! Ich habe viel Interessantes erfahren über Chorleitung, Unterschiede zwischen Solo- und Chorgesang und die Wissenschaft von der Gesangstimme, angewandt auf die Optimierung der Stimmleistung sowohl solistisch als auch im Chorkontext; diese Themen wurden von einigen der bedeutendsten Chorleiter, Wissenschaftler und Dozenten der Gegenwart vorgetragen. Und all diese neuen Informationen habe ich in einem äußerst freundlichen Umfeld bei einer gut organisierten Veranstaltung erhalten, bei der ich wunderbare Menschen kennengelernt und jede Menge Musik aus aller Welt gehört habe. Aus all diesen Gründen möchte ich denjenigen, die an der Singstimme interessiert sind, empfehlen, an künftigen Veranstaltungen teilzunehmen. Ich werde auf jeden Fall wieder dabei sein.

Filipa Lã

 

Es fällt mir als einem der Organisatoren schwer, etwas zu der Veranstaltung zu sagen, ohne subjektiv zu sein. Ich kenne jedoch die hervorragende Qualität der Veranstaltungen von PEVOC (Pan European Voice Conference) und der Symposien in Salzburg, die vom Österreichischen Stimminstitut veranstaltet werden, und darf mit großem Stolz sagen, dass wir ziemlich dicht dran waren. Mit einem kleinen Budget haben wir eine in jeder Hinsicht großartige Veranstaltung organisiert. Wir konnten beste Qualität bieten, hatten wunderbare Redner aus dem Ausland und aus Kroatien, eine große Themenvielfalt, ein übersichtliches Programm und ein großartiges Publikum. Vor allem aber war die Atmosphäre einfach fantastisch.

Bojan Pogrmilović

 

Ars Choralis 2010 war eine weitere Gelegenheit für internationale Begegnungen. Von dem Symposium ging die Botschaft der Vokalmusik aus, die Menschen und Völker zusammenführt und in den Seelen eine Euphorie erweckt wie nichts anderes sonst. Das Symposium hat weltweit zur Verbesserung von Chormusik beigetragen. Es bot Chorleitern und Sängern die Anregung, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in ihr künstlerisches und erzieherisches Schaffen einzubeziehen. Für mich war es ein wundervolles Erlebnis.

Maria Luisa Sanchez Carbone

 

Das Erlebnis hat sich wirklich gelohnt. Kroatien hat offensichtlich eine sehr interessante Chorkultur, die mir bisher unbekannt war. Es war ein fantastisches Symposium, organisiert von dem fantastischen Branco Stark. Eine perfekte Mischung von Chormusikalischer Kunst und Wissenschaft. Bravo!

Thomas Caplin

 

We move the world We move the world we are the light we sing all day we sing all night. We touch the moon the stars above we sing for peace we sing for love   And the world shall see what can be done, to be together here as if we are one. All the bells will ring and the sun will shine right into our hearts into yours and mine.   Open up your soul and spread out your wings, take all the joy and hope that music brings. All the clouds are gone when you take my hand and this song we sing will never end………………..

 

 Die MP3 und die Partitur von diesem Lied erscheint demnächst auf der Website des kroatischen Chorleiterverbandes www.choralcroatia.com

 

Aus dem Englischen übersetzt von Hannelore Knapp, Belgien