Bigaglia & Lotti vom Knabenchor Hannover und la festa musicale

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Kritiek von Jamie Hillman

2018 haben sich der Knabenchor Hannover und la festa musicale zusammengetan, um eine Aufnahme mit Musik von zwei italienischen Barockmeistern, Antonio Lotti (1667-1740) und dem weniger bekannten, aber bemerkenswerten venezianischen Komponisten Diogenio Bigaglia (1676-1745), aufzunehmen und zu veröffentlichen. Es ist erfrischend, die gekonnten und inspirierten Darbietungen dieses gemeinsamen Ensembles zu hören.

Die Aufnahme beginnt mit Bigaglias flehendem Misere. Jede instrumentale und vokale Stimme ist sorgfältig ausgearbeitet und mit dem Ganzen verwoben. Die Linien bündeln sich zu einem klangvollen Tutti in den homophonen Kadenzen. Messa di voce wird auf langen Noten eingesetzt, und mit einem Bewusstsein für Zuspitzung in den melodischen und harmonischen Sequenzen wird der flehende Charakter der Musik und des Textes verstärkt.

Im Duett Amplius lava me sind die Stimmen der Sopranistin Veronika Winter und des Countertenors Alex Potter perfekt aufeinander abgestimmt. Die Stimmen von Winter und Potter verfügen beide über eine klare Tongebung. Die Gestaltung und Führung der Gesangs- und Streicherlinien ist gleichermaßen durchdacht und meisterhaft.

In dem kurzen Duett Ecce enim gibt es einen schönen Farbkontrast zwischen dem dunkleren Timbre des Basses Markus Flaig und dem helleren Klang des Tenors Georg Drake. Der Gesang von Flaig und Drake ist von Natur aus musikalisch. Sie singen mit einem sicheren Gespür für natürliche Betonung und Textausdeutung. Dieser kurze Satz sollte gar nicht enden!

Das Solo Cor mundum wird vom Countertenor Alex Potter meisterhaft gesungen. Diese Darbietung ist beseelt in Bewegung und Tanz. Potter verfügt über eine bewegliche Stimme und singt die Melismen mit Klarheit und Leichtigkeit. Er und die Streicher sind perfekt aufeinander eingespielt.

Das Kyrie aus Bigaglias Missa in F beginnt wie aus einem winzigen Samenkorn, das wächst und sich zu einem glorreichen Höhepunkt entfaltet. In dieser Fuge ist das Thema immer hörbar, weil das Ensemble mit großer Klarheit und Transparenz musiziert. Es ist beeindruckend, wie die Soprane mühelos die Spitzentöne erklimmen und dabei immer mit einem fokussierten Ton singen. Die Verzierungen klingen ebenso mühelos und raffiniert. Die Knaben im Diskant sind sorgfältig ausgebildet. Gemeinsam betonen Chor und Orchester die Vorhalte, mit einem Gefühl für Spannung und Entspannung.

Das Credo aus Lottis Credo in F wird in einem flotten, aber perfekt gewählten Tempo vorgetragen und überzeugend gesungen und gespielt. Die Aussprache in diesem langen Text ist tadellos. Die Konsonanten sind lebendig und die Vokale sind im gesamten Chor einheitlich. Die Entscheidung, geschlossene Vokale zu verwenden, kommt dem Chor sehr entgegen.

Während der gesamten Aufnahme ist das Musizieren von großer Stimmigkeit. Während ich zuhöre, kann ich mir vorstellen, wie die Musik großartig aufgeführt wird. 

Ich empfehle diese Aufnahme allen Kolleginnen und Kollegen, Studierenden der Chormusik und Musikliebhabern. Ich freue mich darauf, den Knabenchor Hannover und la festa musicale in Zukunft genauer zu verfolgen und ich erwarte mit Spannung ihre nächste Aufnahme. Herzlichen Glückwunsch an die Sänger und Instrumentalisten des Knabenchors Hannover und la festa musicale, die vom Dirigenten Jörg Breiding so souverän geleitet werden. Glückwunsch auch an das Produktionsteam!

 

Jamie Hillman ist ein kanadischer und amerikanischer Musiker, der als Dirigent, Sänger, Pianist, Musikpädagoge und Komponist tätig ist. Er ist Inhaber des Elmer-Iseler-Stiftungslehrstuhls für Dirigieren an der Universität Toronto, wo er Direktor der Fakultät für Chorleitung und außerordentlicher Professor ist. Er dirigiert die U of T MacMillan Singers und leitet die Master- und Promotionsstudiengänge für Chorleitung sowie das jährliche internationale Symposium für Chorleitung. Dr. Hillman ist Prüfungsbeauftragter des Conservatory Canada und hat in ganz Kanada und den Vereinigten Staaten sowie in Frankreich, Indien, Indonesien, Portugal und Taiwan als Juror, Gastdirigent und Moderator gewirkt. Zuletzt leitete er zwei nationale Festivalchöre in der Carnegie Hall mit National Concerts und Manhattan Concert Productions. Im Jahr 2024 kehrt er als Dirigent in die Carnegie Hall zurück. Hillman dirigierte u. a. Uraufführungen von Shireen Abu Khader, Matthew Emery und Sarah Quartel. www.jamiehillman.net

 

 

 

Diogenio Bigaglia: Miserere & Missa in F
Antonio Lotti: Credo in F
Knabenchor Hannover
La Festa musicale
Conductor: Jörb Breiding
Rondeau Production ROP7023
www.rondeau.de

 

Übersetzt aus dem Englischen von Stefan Schuck, Deutschland

 

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