Von Christian Ljunggren, Chorleiter und Künstlerischer Leiter von Interkultur
Mein guter Freund, der schwedische Dirigentenkollege Bosse Johansson, ist unerwartet im schönen Monat Mai in seinem Zuhause in Schweden verstorben.
Bosse war ein wahrer Künstler unter uns schwedischen Chorleitern, und das Hauptthema seines Lebens war, zu beweisen, dass gerade die Arbeit mit Kindern und jungen Stimmen ein Weg ist, tiefgreifende künstlerische Gedanken und Werte auszudrücken.
Seinen “Adolf Fredrik Mädchenchor” machte er zu einem Instrument dieser künstlerischen Ambition und führte ihn mit Auftritten in aller Welt zu außergewöhnlichem Erfolg. Um nur ein Beispiel zu nennen, kann ich den großen Eindruck anführen, den er mit dem Chor bei zahlreichen Auftritten in Hong Kong und China machte. Seine Philosophie als Dirigent lag darin, die Sänger als individuelle Persönlichkeiten zu betrachten und sie von der Tendenz zur Vereinheitlichung zu befreien, die in der Chorarbeit ganz offensichtlich eine Gefahr darstellen kann. So schuf er – trotz der jungen Stimmen in seinem Chor – einen reifen Chorklang.
Bosse arbeitete zuletzt auch mit einem gemischten Chor, dem Bromma Kammerchor. Seit dieser Zeit hatte er ein großes Interesse an zeitgenössischer Musik, und zahlreiche schwedische Komponisten schrieben Werke für seine Ensembles.
Die Adolf Fredrik Musikschule ist in vielerlei Hinsicht eine einzigartige Schule und hat – auch international betrachtet – eine Vorreiterrolle. Mit den verschiedenen politischen Situationen in Schweden war es über die Jahre nicht immer einfach, eine solche Schule aufrecht zu erhalten, aber Bosse Johansson und sein Kollege Jan-Åke Hillerud waren die Hauptpersonen, die für die Existenz der Schule in schweren Zeiten kämpften. Bosse wurde mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet: er war der erste Chorleiter, der in Schweden zum “Chordirektor des Jahres” (1986) ernannt wurde, er bekam die angesehene “Norrby-Medaille” (1986) und wurde das 930. Mitglied der Schwedischen Royal Music Academy (1999).
Bosse wird sehr vermisst werden – nicht nur von mir und vielen Chorleiterkollegen, sondern vor allem von all den Sängerinnen und Sängern, deren Leben – da bin ich mir sicher – durch das Singen in einem seiner Chöre verändert wurde.
Übersetzt aus dem Englischen von Brigitte Riskowski, Deutschland