Chor-Repertoire: 7 Chorwerke aus den philippinischen Kordilleren, die Sie in Ihr nächstes Programm aufnehmen sollten

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Arjay Viray, Chorleiter und Wissenschaftler, Philippinen

Das raffinierte Rhythmusspiel, die schnell-langsam-schnell-Struktur, die Verwendung offener Quinten, um die Weite der Natur nachzuempfinden, die Quartharmonien und gelegentlichen Dissonanzen, um die Obertöne wiederzugeben, die tonale und klangliche Nachahmung älterer Chorsänger, die textlichen Veränderungen, die zu den perkussiven Eigenschaften der Arrangements beitragen, und das improvisierte Einbeziehen traditioneller Trommeln, verschiedener Bambusinstrumente und sogar Body Percussion – das sind nur einige der reizvollen Qualitäten, die Arrangements und sogar Kompositionen auf der Grundlage musikalischen Materials aus den Kordilleren sehr reizvoll machen. Wenn Sie das nächste Mal einen Weltmusikteil für eines Ihrer Konzerte vorbereiten, könnten Sie vielleicht einige dieser Stücke aus den Kordilleren in Ihr Programm aufnehmen.
Map of the Philippines and the Cordillera Administrative Region
7. Dumbele

Ursprünglich von dem verstorbenen Rodolfo Delarmente für Frauenstimmen geschrieben und später für gemischten Chor bearbeitet, ist es seither ein beliebtes Stück bei philippinischen Chören. Es basiert auf einem Itneg/Tinguianischen Regengesang, der von Ramon Obusan – einem nationalen Tanzkünstler – im Rahmen einer Feldforschung dokumentiert wurde, um seine Reihe animistischer und heidnischer ritueller Tänze zu begleiten. Delarmentes vielfältige Darstellung durch mehrchörige Überlagerungen und seine außergewöhnliche Beherrschung kontrapunktischer und gegenmelodischer Techniken wurde zu seinem Markenzeichen, wie seine anderen Werke wie Ilay Gandangan (Anbetung der Sonne) aus den Südphilippinen und sein Ama Namin (Vater unser) bezeugen.

Der Text des gesamten Stücks basiert auf zwei sehr einfachen und kurzen Phrasen: Dumbele sekatemaya, Dumbele malateka – was den Text auch für Nicht-Muttersprachler leicht zugänglich macht. Dumbele ist im Carus Verlag erschienen.

6. Salidummay
Andrea Veneracion, July 11, 1928 – July 9, 2013

Von diesem bekannten Lied aus den Kordilleren gibt es mehrere Chorfassungen. Obwohl es Gemeinsamkeiten wie z. B. der synkopierte Rhythmus gibt, hat jede Version ihren eigenen Charakter. Dazu gehört, dass die Melodie, das Tempo und sogar der Text des Salidummay je nach dem Kontext, in dem es gesungen wird, variieren. Außerdem hatte jede der sechs Provinzen der Kordillerenregion ihre eigenen Varianten des Salidummay. Eine relativ neue Version von Normita “Bing” Pablico beginnt mit einem männlichen Solisten und wählt im Allgemeinen eine eher andächtige Stimmung (für das Solo und die feierlichen Legato-Abschnitte in der Mitte), während die festlicheren und rhythmischen Teile ein Erntedankritual darstellen. Bienvenido Constantinos Arrangement hingegen verwendet ein einfacheres Motiv, geht aber über die Grenzen des Tonumfangs hinaus und enthält sogar wechselnde Metren durch ständige motivische Augmentation und Diminution im Verlauf jedes Abschnittes.

Das Arrangement des Vokaljazz-Pioniers Moy Ortiz erkundete Mitte der 90er Jahre komplementäre Rhythmen zwischen einfachem Dreier- und zusammengesetztem Zweier-Metrum, lange bevor moderne Komponisten sie in der Chorliteratur einsetzten. Die Partitur wurde nicht veröffentlicht, aber vom Ateneo Glee Club unter Dr. Joel Navarro als Teil ihres Albums von 1995 mit dem treffenden Titel “Lahi: The Filipino Sings from the Heart” aufgenommen.

Eine frühere Bearbeitung des Salidummay wurde von Reynaldo Paguio vom Konzertchor der Universität der Philippinen geschrieben. Paguios Version basierte auf einer Aufnahme, die bei einer ethnomusikologischen Feldforschung in den Kordilleren entstand. Auf den Feldaufnahmen war eine Tongali (Bambusnasenflöte) zu hören, die von einem virtuosen Flötenmeister gespielt wurde. Paguio entschied sich dafür, eine westliche Flöte zu verwenden, um die Artikulation zu reproduzieren. Diese Komposition war Teil des Buches “Mga Awiting Bayan”, einer Sammlung von Volksliedern, die von den Philippine Madrigal Singers und der Nationalen Künstlerin für Musik, Professorin Andrea Veneracion, herausgegeben wurde.

6. Orde-e

Vom Volk der Madukayan in der Bergprovinz stammend, war dieses Arrangement von Lester Delgado eines der preisgekrönten Stücke in “Mga Awiting Bayan para sa Korong Pilipino”, herausgegeben von der Nationalen Kommission für Kultur und Kunst. Delgados Orde-e ist ein weiteres musikalisches Gemälde der Kordillerenlandschaft mit einer Solistin und einem Solisten. Insgesamt hat es einen ruhigen Charakter mit rhythmischen Einsprengseln in der Durchführung, bevor es wieder in einen Ruhezustand zurückkehrt. Maria Theresa Vizconde-Roldan schrieb eine begleitete SSAA-Version von Orde-e, die von Hal Leonard veröffentlicht wurde.

4. Iddemdem Malida

Lange Zeit wurde dieses Lied als ein itnegisches/tinguisches Kriegslied aus der Provinz Abra angesehen. Später wurde jedoch vermutet, dass es sich nicht wirklich um ein Kriegs-, sondern um ein Siegeslied handeln könnte. Dieses kleine Detail ist sehr wichtig für die Art und Weise, wie das Lied gesungen und seine Chorarrangements interpretiert werden sollten – festlich und feierlich, aber nicht unbedingt aggressiv.

Es gibt verschiedene Chorarrangements dieser Melodie, die früheste Version stammt von dem verstorbenen Elmo Makil, arrangiert für SATB und veröffentlicht von Alfred Music. Auf der Grundlage von Makils Gesang entstand eine neuere Bearbeitung von Jonaf Del Fierro, diesmal für TTBB, die von Pavane Publishing veröffentlicht wurde. Durch eine leichte Modernisierung wurden in Del Fierros Werk auch die Abschnitte klar definiert und eine schlüssigere Erzählstruktur geschaffen.

Der Nationale Künstler für Musik Ryan Cayabyab schrieb ein größeres Konzertarrangement dieses Volksliedes mit einem Trio von Solisten, einem Doppelchor, einer Rhythmusgruppe und verschiedenen einheimischen philippinischen Instrumenten.

3. Chua-Ay

Dieses Volkslied der Igorot aus Benguet wird traditionell gesungen, während die Reiskörner mit einem riesigen Mörser zerstampft werden, nachdem sie von ihren Stängeln befreit worden sind. Es liegt auf der Hand, dass das Stampfen einen natürlichen, perkussiven Rhythmus hervorbringt, zu dem man leicht mitsingen kann. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Es sind der Rhythmus und der Gesang, die das Klopfen leichter und schneller machen.

Die früheste Chorversion, die philippinischen Chören bekannt ist, stammt von Fabian Obispo. Jahre später nahm Prof. Fidel Calalang Chua-ay in seine Chorsuite “Ayug ti Amianan (Scenes from the North)” auf. Zwar sind die Abschnitte völlig unabhängig voneinander, doch Calalangs Arrangement enthält die gesamte bildhafte Erzählung. Beide Versionen weisen jedoch die rhythmischen und perkussiven Eigenschaften der ursprünglichen Funktion des Liedes auf.

Obispos Werk wurde vom Carus Verlag veröffentlicht, in die “Mga Awiting Bayan” der Philippine Madrigal Singers aufgenommen und hat eine unveröffentlichte TTBB-Version, die von Emmanuel Laureola umgeschrieben wurde. Calalangs Arrangement hingegen wurde von Earth Songs veröffentlicht und hat eine SSAA-Fassung, die von Jude Roldan bearbeitet und bei Muziksea herausgegeben wurde.

2. Vochong

stellt die Tradition der Kordilleren dar, Friedenspakte zwischen rivalisierenden Gruppen oder Clans zu schließen. Vochong, Bochong oder Bodong bedeutet wörtlich übersetzt Friedenspakt. Diese Volksmelodie aus Kalinga wurde von Dyzon Pesquera für gemischten Chor, Gongs und Bambusinstrumente arrangiert. Pesqueras Fähigkeit, unerwartete Wendungen zu schaffen, ist einer der vielen Highlights dieser Bearbeitung. Es ist eine Meisterleistung in der strukturellen Entwicklung, wenn durch Fragmentierungen des Themas ein fließender Übergang vom Unisono zum Kanon erreicht wird, der sich langsam zum Höhepunkt hin aufbaut, der durch einen kontrapunktischen Austausch zwischen den Stimmgruppen gekennzeichnet ist.

  1. Gapas

ganz oben auf unserer Liste steht Gapas (Harvest) – eine Komposition von Eudenice Palaruan, die auf einem biblischen Text über die Ernte in der Landessprache basiert. Palaruan, deren Wurzeln in Lamut, Ifugao, liegen, ist eine der führenden Komponistinnen, Arrangeurinnen und Vertreterinnen der philippinischen und asiatischen Chorliteratur von heute. Geschrieben für SSAATTBB mit Unterteilungen, ist Gapas ein stimmlich anspruchsvolles Werk, das eine größere Anzahl von Sängern mit fortgeschrittenen technischen und musikalischen Fähigkeiten erfordert. Das Geniale an dieser Komposition ist, dass Palaruan ein interessantes Motiv (E – D# – A – G) horizontal (melodisch) und vertikal (harmonisch) in der Art eines Moto Perpetuo (ständig sich wiederholende, schnelle gleichmäßige Noten) einsetzt. Die Cluster bilden die Partialtöne (harmonische Obertöne) nach, die beim Gongspiel der Kordilleren erzeugt werden, während die halbtonreiche Pentatonik von den Melodieinstrumenten der Kordilleren wie der Tongali (Nasenflöte), der Paldong (Lippentalflöte) oder der Kolitong (Bambuszither) erzeugt wird. Als eine, die selbst aus den Kordilleren stammt, hat Palaruan mehrere Chorwerke geschrieben, wie z. B. ihre Komposition Ehikier 37 (Hesekiel 37) und die Bearbeitungen des Tinguian Oggayam sowie die Kankana-ey-Melodie Pundayaw hi Apu Infaag, in der sie Ibaloi, Ifugao und Kankana-ey-Texte verwendet und damit einen Beitrag zu ihrem eigenen Erbe leistet.

Für Anfragen zu den oben aufgeführten Kompositionen können Sie die Philippine Choral Directors Association unter www.mypcda.com kontaktieren.

Übersetzt aus dem Englischen von Stefan Schuck, Deutschland

 

Arjay Viray schloss die Philippine Women’s University School of Music mit einem Master ab und arbeitet an seiner Doktorarbeit über Curriculum und Lehren an der Miriam College Graduate School. Er hat mit Chören wie den Philippine Madrigal Singers, dem Philippine Normal University Chorale und dem Ateneo Glee Club gesungen, bei dem er auch als assistierender Chorleiter für Chorentwicklung eingesetzt war. Er hat mit dem World Youth Choir von 2008 bis 2011 und mit dem Time Ensemble von 2014 bis 2019 gesungen. Aktuell singt er mit den Ateneo Chamber Singers unter der Leitung von Dr. Jonathan Velasco. Er ist gegenwärtig Mitglied der Philippine Choral Directors Association, des Philippine Center for Gifted Education, der Kodaly Society of the Philippines und der International Federation for Choral Music. Er ist Vollzeitlehrer für Musik und Darstellende Kunst am Guang Ming College. teacherarjayviray@gmail.com

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