Chris Artley: On the Road of Life

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Chris Artley: On the Road of Life
Gewinner der IFCM Composition Competition
Interview von Irvinne Redor, PR-Manager der IFCM

Im letzten Jahr veröffentlichte die IFCM die neue World Choral Day Hymne mit dem Titel On The Road to Life. Dieses Werk stammt von dem englischen Komponisten Chris Artley, der in Neuseeland lebt. Ich hatte das Glück, mich, trotz seines mit Auftritten und Auftragsarbeiten an denen er arbeitet randvollen Zeitplans, Anfang des Jahres mit ihm unterhalten zu können. Er ist an der Teapot Summer School beteiligt, die erste Chorschule Neuseelands ohne Aufnahmeprüfung (non-auditioned choral school?), die jedes Jahr Mitte Januar stattfindet. In den letzten zwölf Jahren war Chris auch Mitglied des The Graduate Choir New Zealand, der von seinem Musikdirektor Terence Maskell geleitet wurde.

Wie begann deine Beziehung zur Chormusik?

Ich muss sagen, ich habe als Kind nur widerwillig gesungen, sehr zur Bestürzung meiner Eltern. Erst mit 17 oder 18 Jahren begann ich, mich am Chorsingen in der Schule zu beteiligen. Ich wünschte wirklich, ich hätte als Kind schon gesungen, das wäre mir sehr zugute gekommen. Als ich in London war, und das ist 20 Jahre her, habe ich überhaupt nicht gesungen. In den ersten Jahren hier in Neuseeland hatte ich kaum Berührung mit Chormusik außer einem jährlich stattfindenden Event: The Teapot Summer School, das in der Tat sehr viel Einfluss auf meine Karriere als Komponist hatte. Während ich in London und Auckland war, spielte ich in ein paar Jazz und Blues Bands.

Ich dachte immer, Sie seien in Neuseeland geboren! Was hat Sie veranlasst, nach Neuseeland zu ziehen?

Ich unterrichtete in London und nach einer langen Zeit an der Schule kam ich an den Punkt, an dem ich etwas Anderes machen wollte. Ich habe in die Lehrerzeitung geschaut und dort stand: „Gesucht: Musikalischer Leiter an der Boutique Girls Private School in Auckland“. Anfangs habe ich gelacht und gedacht, das ist schon ein bisschen verrückt. Und dann dachte ich, das könnte vielleicht eine gute Idee sein. Ich bewarb mich, bekam die Stelle angeboten, schwankte 3 Wochen, ob ich das machen sollte, und nahm sie dann an. Es gab Zeiten, da hatte ich etwas Heimweh, aber insgesamt lief es richtig gut. Es gibt eine sehr sehr starke Chorszene in Neuseeland! Das ist ziemlich erstaunlich in Hinblick auf die Bevölkerungszahlen.

Es ist interessant zu wissen, dass Sie in Grossbritannien geboren sind. Ist das etwas, das Ihren Kompositionsstil beeinflusst hat?

Oh ja, sehr sogar! Was ich schreibe ist sehr von britischer Musik beeinflusst. Ich habe ein paar Neuseeland-Elemente untergemischt, hauptsächlich den Gebrauch von `Te Reo`, das ist die Maori Sprache. Das meiste ist jedoch von traditioneller westeuropäischer Musik, auch mit Elementen amerikanischer Chormusik, geprägt.

Kürzlich habe ich ein Werk mit dem Titel Papatuanuku (Mutter Erde in Te Reo) geschrieben, eine Komposition für Doppelchor, Orgel, Klarinettensolo und taonga puoro (traditionelle Maori Instrumente), die wir bei der Teapot Summer School im Januar 2023 aufgeführt haben. Das Stück kombiniert traditionelle Chornoten mit Obertongesang, Vogelgesangsmotiven auf  Orgel und Klarinette, zusammen mit umfangreichen improvisierten Klängen auf den taonga puoro. Es endet mit einem kurzen karanga, das von einer wunderbaren jungen Maori Sopranistin gesungen wird. Dieses Stück ist ein schöner Stilmix und damit bin ich einem ganz neuseeländisch klingenden Chorwerk am nächsten gekommen. Die meisten Stücke schreibe ich aber in der Tat für den internationalen Markt, egal ob es Auftragsarbeiten sind oder ob ich für Wettbewerbe schreibe.

Da wir gerade von Wettbewerben sprechen, vielleicht können Sie uns mehr über „On the Road of Life“ erzählen? Wie sind Sie auf diese Arbeit gekommen?

Genau betrachtet sollte es ein Stück für hohe und tiefe Stimmen, also 2-stimmig sein. Ich glaube, die Klavierbegleitung war optional, aber ich fand sie wirklich gut, und es sollte etwas sein, das die richtigen Werte für den Weltchortag widerspiegeln sollte. Ich habe das große Glück, mit einer brillanten Lyrikerin, Michelanne Forster, zusammen zu arbeiten. Ich muss immer mit jemandem zusammen am Text arbeiten, oder ein Gedicht haben oder einen Anfang finden. Als ich jedoch erst einmal den Text hatte, war es ziemlich klar. Ich weiß, Sie fragten nach meinen Einflüssen und ich denke, mit diesem Lied war ich ziemlich auf der Elton John Schiene. Es war vom Stil her poppiger als vieles, das ich sonst geschrieben habe, aber ich dachte, das passt zu dem Text und ich wollte etwas, das vielen Menschen gefällt. Und auch mit einem so einfachen Lied wie diesem dachte ich „wie kann ich die Aufmerksamkeit der  Zuhörer behalten?“, dass sie nicht denken „Oh, das hab’ ich schon gehört.“

Chris Artley with David Squire and the New Zealand Youth Choir

Möchten Sie im Hinblick auf dieses Stück den Menschen noch etwas mitgeben?

Es erklärt sich eigentlich selbst in Hinblick auf die Musik und wenn sie ein wenig extra Instrumentierung dazu haben möchten, ist das gut. Wenn Andere ein paar eigene Verse oder Refrains hinzufügen möchten, ist es ein Gebot der Höflichkeit, dass sie mich kontaktieren und mir erst die Verse zeigen. Das würde ich sehr schätzen. Es ist nicht notwendig, zu fragen, wenn sie nur ein, zwei Instrumente hinzufügen wollen, aber wenn sie es verändern wollen, dann denke ich, ist es erforderlich, zu fragen und sich zu vergewissern. Wenn jemand das Stück aufführt und es aufnimmt, würde ich es sehr gerne hören. Auch sollte eine Meldung bei der GEMA erfolgen.

Gibt es etwas, das Sie jenseits von Chormusik regelmäßig tun?

Ich liebe Tennis und Gartenarbeit. Ich mag Fahrrad- und Wanderurlaube. Das sind die Dinge, die ich momentan gerne mache, aber ich spiele auch gerne Brettspiele wie Schach oder Scrabble.

Was erwartet uns als nächstes bei Chris Artley?

Ich halte immer Ausschau nach Wettbewerben, ich werde sicher noch an einigen teilnehmen. Chormusik scheint meine Spezialität zu sein, aber ich möchte auch gerne noch mehr Instrumentalmusik schreiben. Langfristig wäre es schön, eine Sinfonie oder ein Klavierkonzert mit einigen Jazzelementen zu komponieren. Das Problem ist, ich habe eine Vollzeitstelle als Lehrer, so muss ich immer abwägen, wie viel Zeit ich für Langzeitprojekte aufwenden kann und wo ich sie einfügen kann.

Wie kann man Kontakt mit Ihnen aufnehmen?

Es interessiert mich immer, von Chören zu hören. Sie können einfach meine website besuchen: www.chrisartley.com. Meine offizielle facebook-Seite ist: Chris Artley – Composer, und ich habe meine persönlichen facebook- und instagram – Profile, die auch unter Chris Artley zu finden sind.


Das siegreiche Lied in der Weltchortag-Kategorie der IFCM 2022 International Choral Composition Competition wurde von einer Jury aus internationalen Experten aus 19 eingereichten Stücken ausgewählt. Unsere offizielle WCD-Hymne bis Ende 2023 ist On the Road of Life von Chris Artley aus Neuseeland. Sie können die Quellen für die Musik hier herunterladen: https://bit.ly/AnthemWCD22-23. Anleitungen und Aufnahmen erstellten Alexander L’Estrange und Joanna Forbes L’Estrange.

Der Weltchortag ist eine internationale Chorveranstaltung, die die Werte Solidarität, Frieden und Verständigung fördert. Seit 1990 haben sich tausende von Chören an der Feier des Weltchortages an oder um den 2. Sonntag im Dezember beteiligt.

Übersetzt aus dem englischen von Andrea Uhlig, Germany

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