von Pascal Koua,
Hymno-Musikwissenschaftler, Professor für Chorleitung und Gesang, Präsident von A COEUR JOIE der Elfenbeinküste und Präsident des Chormusikverbandes der Elfenbeinküste.
Der junge, erst im Jahr 2009 gegründete Chorverband A Coeur Joie Elfenbeinküste organisiert vom 08. bis 12. August 2012 das erste internationale Chorfestival von Abidjan (FESTICCA). Die Elfenbeinküste ist eines der französischsprachigen afrikanischen Länder, wie beispielsweise auch Togo oder die demokratische Republik Kongo, in denen Lehrgänge in Chorleitung abgehalten werden, die im Rahmen des Projekts Chorleiter ohne Grenzen von der FIMC initiiert und vom internationalen Chorverband A Coeur Joie durchgeführt werden. Dessen Präsident Pascal Koua Angoua hat sich mit uns unterhalten und unsere Fragen beantwortet.
IFCM: In Westafrika werden verschiedene Chorfestivals organisiert: Zum Beispiel Cal’U im Senegal (mit einstimmigen Chören). Oder FICCFLO in Togo. Was ist die besondere Zielsetzung dieser Veranstaltungen?
Pascal Koua: Zunächst möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie mich in Ihrer Zeitschrift zu Wort kommen lassen.
Mit diesem Festival an der Elfenbeinküste würden wir gerne die verschiedenen Facetten des Chorgesangs aufzeigen. Das Festival soll für alle offen sein, für alle unabhängigen Chöre, die in Schulen, Gemeinden oder auch in Betrieben gegründet werden. Sie müssen wissen, dass Chöre hier im Augenblick fast ausschließlich im Rahmen von Kirchengemeinden entstehen.
Das Festival möchte den ivorischen Chören auch Gelegenheit geben, sich bei Konzerten und in Wettbewerben zu messen und weiter zu entwickeln.
IFCM: Dieses Festival setzt sich aus mehreren Aspekten zusammen: Chorwettbewerbe, Lehrgänge, Arbeitsgruppen, Vorträge. Wie wird das alles organisiert?
Pascal Koua: Alle Teilnehmer schreiben sich je nach ihren persönlichen Wünschen in die verschiedenen Arbeitsgruppen ein. Zur Auswahl stehen 9 Arbeitsgruppen mit verschiedenen Unterrichtsfächern. Alle werden von sehr guten Lehrkräften geleitet.
Bei den Konzerten gibt es zwei Aspekte: den klassischen und den traditionellen. Die Chöre, die an einem Konzertwettbewerb teilnehmen wollen, müssen sich für einen von beiden entscheiden.
IFCM: Wie viele Chöre erwarten Sie? Ist das Festival auch offen für individuelle Choristen, für Chorleiter?
Pascal Koua: Wir erwarten 20 ausländische Chöre/Gesangsvereine und 15 ivorische Chöre/Gesangsvereine.
Das Festival steht individuellen Choristen ebenso offen wie Chorleitern, die sich perfektionieren möchten.
IFCM: Die Elfenbeinküste hat zu Jahresbeginn schmerzvolle Momente erlebt.
Die Organisation einer solchen Veranstaltung kann nicht leicht gewesen sein.
Pascal Koua: Die Elfenbeinküste kommt in der Tat aus weiter Ferne zurück, aber wir glauben, dass eine der Hauptrollen des Chorgesangs darin besteht, Unterschiede auszugleichen und Männer und Frauen zusammen zu bringen. Die Organisation eines solchen Festivals soll die wesentliche Rolle aufzeigen, welche die Elfenbeinküste bei der Verbreitung seiner kulturellen Traditionen spielen kann, ebenso wie bei der Aufnahme solcher Traditionen, die von außen zu uns kommen. Die Elfenbeinküste muss ihren historischen Platz als Dreh- und Angelpunkt der afrikanischen Staaten zurück erhalten.
Die Organisation eines Festivals ist nicht einfach, aber wir zählen auf die institutionelle Unterstützung durch die Regierung sowie von Unternehmen, Partnern und Sponsoren, mit denen wir Kontakt aufgenommen haben.
IFCM: Welche Perspektiven sehen Sie im Rahmen der 2009 begonnenen Chorleiterausbildung?
Pascal Koua: A Coeur Joie International hat eine entscheidende Rolle bei der Einrichtung eines Ausbildungslehrgangs für Chorleiter gespielt. Dessen Präsident, Thierry Thiébaut, der die Elfenbeinküste gut kennt, hat 2010 selbst bei der Auswahl von Chorleitern für einen ersten Lehrgang in Abidjan mitgewirkt und hat einen ergänzenden Lehrgang in Chormusik mit unterschiedlichem Repertoire durchgeführt. Der Anlauf ist gelungen, es hat sich schon ein Kern junger Chorleiter in Ausbildung gebildet.
Diesen Schwung wollen wir im Rahmen des Projekts Chorleiter ohne Grenzen fortsetzen und haben dafür die Unterstützung der Kulturabteilungen insbesondere der französischen Botschaft. Am Ende hoffen wir, eine Musikakademie für Chorgesang zu gründen wie sie gerade in Togo im Entstehen ist: mit Stimmbildung, Dirigierkursen, Noten- und Harmonielehre, Auffächerung des Repertoires, etc.
IFCM: Also… mit Zuversicht in die Zukunft?
Pascal Koua: Ich möchte allen danken, die uns auf diesem schönen Abenteuer begleiten. Mit ihnen werden wir unsere Wette gewinnen. Kommen Sie nächstes Jahr nach Abidjan und lernen Sie unser schönes Land kennen. Die Gastfreundschaft und Großzügigkeit der Elfenbeinküste ist sprichwörtlich. Lasst sie uns mit vereinten Stimmen feiern!
Auf Wiedersehen am 08. bis 12. August 2012 beim FESTICCA www.acoeurjoie-ci.com
Aus dem Französischen übersetzt von Silke Klemm, Belgien