Licht und Liebe: Neue Vokalmusik für das Sonux Ensemble (Hans-Joachim Lustig, Leitung)

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Stefan Kuchel, Saxophon; Sirius Quartet: Fung Chen Hwei, Violine; Gregor Hübner, Violine; Ron Lawrence, Viola; Jeremy Harman, Violoncello

Rondeau Production GmbH – Petersstraße 39-41 – D-04109 Leipzig

(2013; 62’ 08”)

Der Name des Sonux Ensembles ergibt sich aus der Kombination der lateinischen Worte sonus für Klang und lux für Licht. Dieser Männerchor aus Norddeutschland unter der Leitung von Hans-Joachim Lustig besteht aus den Tenören und Bässen der Chorknaben Uetersen. Auch wenn sich das Repertoire dieses Ensembles auf alle Jahrhunderte und Genres erstreckt, ist diese CD den zeitgenössischen Kompositionen gewidmet, die speziell für das Sonux Ensemble geschrieben und arrangiert wurden. Licht und Liebe: Neue Vokalwerke für das Sonux Ensemble ist eine Sammlung von Uraufführungen von Kompositionen und Arrangements. Fast alle Werke dieser Aufnahme wurden speziell für dieses Ensemble geschrieben. Das Gütesiegel dieser CD ergibt sich daraus, dass alle Werke Erstaufführungen sind, einschließlich einer neuen Version von Eric Whitacres Five Hebrew Love Songs. In der ununterbrochenen Anstrengung, neue Musik für Männerchor aufs Programm zu setzen, ist diese Aufnahme ein Muss. Alle Werke beziehen sich subtil auf den Titel “Licht und Liebe”.

Die CD zeichnet sich vor allem durch eine jugendliche Lebendigkeit aus, die Hans-Joachim Lustig verbindend über alle Werke erreicht. Der Chorklang ist warm, rund und gleichzeitig sensibel und reif. Jeder Sänger besitzt ein hohes Maß an Gesangskunst, was zu einer besonderen Tiefe des Klangs beiträgt. Hans-Joachim Lustig sorgt in dieser Aufnahme für ein klares Konzept aus Textverständlichkeit und interpretatorischer Kraft, ohne in falsche Emotionalität und Gehabe abzugleiten.

Auf den ersten Blick ist Licht und Liebe ein vielschichtiges Schweifen durch Erinnerungen an vertraute Hörlandschaften. Bei näherer Betrachtung drängt sich dem Hörer ganz organisch die Erkenntnis auf, wie diese beiden Elemente die menschliche Erfahrung bestimmen. Es herrscht eine schöne Ausgewogenheit zwischen den Werken, die die Auswahl von Licht und Liebe eröffnen und beschließen, und alle Werke sprechen direkt die aus der Sicht der Jugend grenzenlose, unbestechliche Kraft der Liebe an. So ist es nicht verwunderlich, dass dem Sonux Ensemble eine authentische Wiedergabe gelingt, die in der Lage ist, die feinen Dimensionen von Licht und Liebe zu vermitteln.

Der erste Track, Licht, mein Licht von Vytautas Miškinis (*1954) auf Texte von Rabindranath Tagore leuchtet regelrecht. Ich sah die Ewigkeit von Paul Mealor (*1975) auf Texte von Henry Vaughan wirkt himmlisch und verinnerlicht. Im beschreibenden Text konstatiert Holger Haushahn, dass Zum Licht des lettischen Komponisten Uģis Prauliņš (*1957), “von unterschiedlichen Stufen des Erwachens handelt: aus der Illusion zur Wahrheit, aus der Dunkelheit zum Licht, vom Tod zum ewigen Leben”. In dem Text von Brhadaranyaka Upanisad geht es um den kraftvollen Ausdruck einer Weltreise, bestimmt durch Hoffnung. Heiliges Licht von Ola Gjielo (*1978) auf Texte von George Herbert beschreibt Offenbarungen des empfangenen Lichts: kraftvoll, tänzerisch, leicht, unregelmäßig.

Charles Anthony Silvestri verfasste das titelgebende Gedicht Light & Love für diese Ersteinspielung, das zweimal vertont ist. Die eine Version stammt von Tobias Forster (*1973) und der zweite Satz von Alwin Michael Schronen (*1965). Diese beiden Kompositionen stellen anscheinend entgegengesetzte Visionen des Textes von Silvestri dar. Silvestri stellt fest, dass er “die Kluft überbrückt zwischen den beiden Konzepten des einerseits weißen, andererseits durch ein Prisma gebrochenen Lichts”. Fünf hebräische Liebeslieder von Eric Whitacre (*1970) auf einen Text von Hila Plitmann repräsentieren die Wärme dieses Arrangements für Männerstimmen. Aleksandar S. Vujićs (*1945) Satz des anonymen Texts Dû bist mîn ist eine achtsame Komposition aus einem symmetrischen Gerüst mit punktuellen Dissonanzen, die in absichtlichem Kontrast stehen zu dem Gefühl, das der Text vermittelt. Fragmente aus dem Hohelied Salomonis von Gregor Hübner (*1967) enthält vielfältige Gedichte aus dem Hohelied Salomonis. Beeinflusst von improvisatorischen Elementen des Jazz hebt dieses Werk die virtuosen Fähigkeiten des Sirius Quartetts hervor, auch wenn die Sicht auf die Beziehung zur Intimität des Textes nie verloren geht. Das Werk ist mehr oder weniger ein lebendiger Tagtraum. Die vier Sätze oder Fragmente drücken das Wesen der Liebe in ihrer Blüte aus, beginnend mit dem ersten Satz, der Dringlichkeit und Hoffnung verkörpert; die physische Sehnsucht und Erwartung im zweiten Satz; Unruhe und Leidenschaft im dritten Satz; und schließlich die endlose Freude und Überschwänglichkeit des vierten und letzten Satzes. Der Saxophonist Stephan Kuchel ist auf der gesamten CD außerordentlich und verdient besondere Erwähnung für seine seelenvollen Interpretationen, die sich mit jeder Komposition überzeugend verbinden.

Licht und Liebe: Neue Werke für das Sonux Ensemble ist eine Zusammenstellung von Aufnahmen, die zwischen November 2012 und Mai 2013 in der Katholischen Kirche Uetersen in Wedel, Deutschland, entstanden. Diese moderne Kirche aus dem frühen 20. Jahrhundert liefert eine erstaunlich ehrliche Akustik, die sowohl die Strenge des Ensembles als auch die virtuose Partnerschaft mit Stephan Kuchel und dem Sirius Quartett beleuchtet.

Info: http://goo.gl/dcAJMs

 

T.J. Harper ist Leiter der Choraktivitäten und verantwortlich für die weiterführende Musikausbildung am Providence College in Providence, Rhode Island. Er leitet die drei Chöre des Colleges und unterrichtet Chorleitung, weiterführende Chormethodik, fachspezifisches Dirigieren und Stimmbildung. Er promovierte an der University of Southern California mit Auszeichnung. Seine Dissertation mit dem Titel Hugo Distler and the Renewal Movement in Nazi Germany stellt in ihren Mittelpunkt die Betrachtung einerseits von Distlers persönlichen Ansichten und andererseits seiner politischen/beruflichen Verpflichtungen gegenüber der NSDAP. Er forschte zur Musik von Johannes Brahms und Maurice Duruflé und zur traditionellen Volksmusik auf der koreanischen Halbinsel. Dr. Harper ist außerdem Mitherausgeber der kürzlich erschienen Publikation Student Engagement in Higher Education: Theoretical Perspectives and Practical Approaches for Diverse Populations (Routledge). E-Mail: harper.tj@gmail.com

 

Übersetzt aus dem Englischen von Martina Pratsch, Schweiz

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