Von Ricardo Denegri, Industrie-Designer, Präsident der Asociación Argentina para la Música Coral “America Cantat” (AAMCANT), Präsident der Organización Federada Argentina de Actividades Corales (OFADAC), IFCM Berater
Ich habe den größten Teil meines Lebens – über 45 Jahre – in Verbindung mit der Laienchorbewegung verbracht und an gewissen Ereignissen teilgenommen die, so wie ich es verstehe, von Bedeutung für das Chorleben sowohl in Argentinien als auch auf internationaler Ebene gewesen sind.
Vor vielen Jahren, im Jahr 1963, beschloss eine Gruppe Oberstufenschüler, zu der ich gehörte, einen Chor zu gründen, und es war mit diesem Chor, dass wir 1969 die “Encuentros Corales de Verano” (Sommer- Chortreffen) begannen, in dem, was wir das “Chorlager” nannten, in der Stadt Villa Gesell, Provinz Buenos Aires. Im Oktober 1974 gründeten wir eine gemeinnützige Gesellschaft mit Namen “Sociedad de los Encuentros Corales”, durch die wir weiterhin diese sommerlichen Chortreffen, aber auch andere Veranstaltungen organisierten. Die sommerlichen Chortreffen begannen vor 44 Jahren, und sie finden immer noch jedes Jahr statt …
Die Begeisterung der Chöre und unser eigener Wille ermutigten uns, ein Programm namens “Cantatas Bonaerenses” auf die Beine zu stellen. Es handelte sich um einwöchige Workshops, in denen Mitglieder verschiedener Chöre zusammen kamen, um Lieder zu lernen, die dann in Konzerten aufgeführt wurden, die besonders für diesen Zweck organisiert wurden. So bildeten sich “Chöre auf Zeit”, die aus Mitgliedern verschiedener Herkunft bestanden. Diese “Cantats” wurden 1985, 1987 und 1989 abgehalten, und sie waren die Wegbereiter für das Festival America Cantat I, das 1992 in der Stadt Mar del Plata statt fand. Das Festival wurde durch die Anwesenheit von Eric Ericson und seinem Kammerchor geehrt, und auch Alice Parker und andere bekannte Dirigenten waren dabei, unter der Obhut der IFCM. Dies war das erste Festival, das im großen Rahmen und mit Tiefgang den Austausch zwischen Chören und Chorleitern aus Argentinien and anderen Ländern förderte, und so verwandelte es das Verhältnis des argentinischen Laienchorwesens zur Welt.
1996 organisierten wir, in Zusammenarbeit mit der IFCM, das Festival America Cantat II; diesmal nahmen Erki Pohjola und das “Estudio Coral de Buenos Aires” mit seinem Dirigenten Carlos López Puccio teil. Dieser zweite Durchgang wurde von der Asociación Argentina para la Música Coral “America Cantat” (AAMCANT) organisiert, einer gemeinnützigen Gesellschaft, die 1993 zum Zweck der Organisation dieses Festivals ins Leben gerufen worden war, um dessen Fortdauer sicher zu stellen. Seitdem ist das Festival auf dem amerikanischen Kontinent herumgereist: 2000 wurde es in Venezuela abgehalten, 2004 in Mexiko, 2007 in Kuba, 2010 in Brasilien, und das nächste wird 2013 in Kolumbien statt finden.
Danach werden neue Gastgeberländer ausgewählt werden, weil dies Festival schon zu einer chorische Pflicht für den Kontinent geworden ist, und weil sein Ziel darin besteht, das Wissen, den Austausch und vor allem die Entwicklung der Bande der Freundschaft zwischen den Völkern sowie die Verbrüderung mit allen zu fördern.
AAMCANT organisierte darüber hinaus auch das “Festival of the Americas 2000” für Kinderchöre aus Argentinien, Chile und Uruguay, zusammen mit der “International Society for Children’s Choral and Performing Arts” (Internationale Gesellschaft für Kinder im Chor- und Theaterwesen), ISCCPA; die Meisterklassen im Chordirigieren des Mercosur, unter Leitung von Florent Stroesser (Frankreich); das Festival LA PLATA CANTAT mit dem Thema “Musikalische Vielfalt in einer globalisierten Welt” – in Zusammenarbeit mit dem argentinischen Musikrat und mit finanzieller Förderung des internationalen Musikrats der UNESCO.
Zu weiteren Veranstaltungen, die AAMCANT zu verdanken sind, zählen das La Plata Choral Festival 2004 namens “La Plata’s Choral Memory” (Das Chorgedächnis von La Plata), an dem der Studentenchor der Universität Yale aus den USA sowie acht Chöre aus der Stadt La Plata teil nahmen; der Lehrgang zur Interpretation von Spirituals und Gospelmusik unter Leitung von Robert Harris (USA); das Grieg Festival (2007) in der Piazzolla Halle des Teatro Argentino in La Plata, das Chöre sowie Ensembles zusammen führte, und Meisterkurse mit dem Thema der Vorbereitung von sinfonischen Chorwerken, mit Michael Hartenberg (Hamburg), in dessen Rahmen Die Schöpfung von Joseph Haydn einstudiert und unter Leitung von M. Hartenberg und mit bekannten Solisten, Chören und der Camerata Académica des Teatro Argentino La Plata, im Ginastera Saal des Teatro Argentino zur Aufführung gelangte. AAMCANT unternahm auch die Organisation der Konzerte des Denver Artistic Youth Orchestra (Künstlerisches Jugendorchester Denver, USA) (2007), dirigiert von Adam Flatt, und des Chicago Youth Symphony Orchestra (Jugendsinfonieorchester Chicago, USA) (2009), dirigiert von Allen Tinkham, in den Städten Rosario, La Plata and Buenos Aires, und 2009 das Konzert der San Jose Youth Symphony (Jugendsinfonieorchester San José, USA) unter Leitung von Yair Samet, in Buenos Aires.
AAMCANT ist für die ständige Chorkonzertserie in den Städten La Plata, Buenos Aires, Rosario und Tucumán verantwortlich; für den chorischen Singwettbewerb für südamerikanische Volksmusik und populäre Musik, der bislang sechsmal über die Bühne gegangen ist; für das Festival für geistliche Musik in La Plata; für die alljährliche frohe Teilnahme am Weltchortag der IFCM, sowie für die landesweite Auswahl der Kandidaten für den Weltjugendchor. Darüber hinaus organisiert die AAMCANT Gruppe in der Stadt San Miguel de Tucuman auch die Festivals “Choroktober” und “Tucumán singt”.
Es ist einem Vorschlag zu danken, den AAMCANT der OFADAC (Organización Federada Argentina de Actividades Corales) unterbreitete, dass der Senat von Argentinien eine Karrierenauszeichnung für Dirigenten von Laienchören gegründet hat, die 65 Jahre alt sind, und die nationale Karrierenauszeichnung für Laienchöre, die auf über 50 Jahre ununterbrochener Aktivität zurück blicken können. Beide Auszeichnungen werden regelmäßig vergeben.
Im Jahre 2009 lud AAMCANT Laienchöre aus dem ganzen Land ein, den jährlichen Weltchortag der IFCM mit zu feiern, wofür Veranstaltungen in den Städten La Plata and San Miguel de Tucuman über die Bühne gingen und 250 Chöre aus dem ganzen Land zusammen kamen.
Während der Saison 2010 stellte AAMCANT den Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius im Sheraton Hotel in der Stadt Mar del Plata vor und nahm auch an mehreren Konzerten teil, die OFADAC anlässlich der 200-Jahr-Feier der Unabhängikeit von Argentinien veranstaltete.
In diesem “Kreuzzug” haben wir aber nicht allein gekämpft. Andere Verbände und Stiftungen haben das Laienchorsingen in verschiedenen Teilen unseres Landes bestärkt und es im Ausland zur Geltung gebracht. 1995 trafen sich Vertreter dieser Vereinigungen zum ersten Mal, um unsere Projekte zu koordinieren und zu unterstützen. So kam es dann zur Gründung der Organización Federada Argentina de Actividades Corales (OFADAC), die zur Zeit aus den folgenden Verbänden besteht: Asociación Amigos del Coro Estable de Tandil, Asociación Argentina para la Música Coral “America Cantat” (AAMCANT), Sociedad de los Encuentros Corales (Buenos Aires), Asociación. Coral Cunka Inti de Venado Tuerto (Santa Fe), Asociación Coro Ayuntun de Santa Rosa (La Pampa), Fundación CIC (Certamen [Wettbewerb] Internacional de Coros) de Trelew (Chubut) und Fundación Coppla (Cantapueblo) de Mendoza (Mendoza).
Alle diese Organisationen haben zum Wachstum des Chorsingens in Argentinien beigetragen, indem sie ihre Bemühungen, ihren guten Willen, ihre freundschaftlichen Beziehungen, Hoffnung und Liebe zusammen brachten, so wie es für diese besondere und schöne Form der musikalischen Kunst typisch ist. Heute spiegelt sich all dies in der Arbeit der Fundación CIC unter Leitung von Alejandro Garavano wieder, der die Ehre zugefallen ist, das 9. Weltsymposion für Chormusik in der Stadt Puerto Madryn im argentinischen Patagonien zu organisieren. Dies ist die größte und neueste Veranstaltung, die uns wieder einmal zusammen bringen wird.
Zum ersten Mal werden Unterrichtsmethoden, Vorschläge, Austausch und Musik aus der ganzen Welt einen neuen Schmelztiegel in unserem Lande finden. Wegen seiner Wichtigkeit wird dies Symposion ohne Zweifel die musikalischen Vorlieben im augenblicklichen wie im zukünftigen Laienchorleben prägen, aber auch zur Kontinuität in der Chorgeschichte unseres Landes, des Erdteils und der Welt beitragen.
Dazu können wir nur Amen sagen.
Übersetzt von Irene Auerbach, Deutschland