vom 23. – 26. September 2010
Von Andrea Angelini, Chorleiter und Chefredakteur des ICB
Als sich das Flugzeug dem Landeplatz nähert, wird meine Aufmerksamkeit sofort angezogen von der immensen Ausdehnung der Gewächshäuser, die diese Gegend prägen: wir sind im Herzen eines weltberühmten Blumenzuchtgebiets. In den Gewächshäusern sieht man Myriaden von Farben und Formen, eine perfekte und strenge Ordnung. Tonen2000, aktuell in seiner sechsten Ausgabe, ist ein internationales Chorfestival, bei dem Konzerte und Wettbewerbe in den Städten Kwintsheul, Wateringen, Poeldijk, Naaldwijk, De Lier, Monster, Hoek van Holland, Schiedam, Rijswik, Honselersdijk und Den Haag stattfinden. Der Name, Tonen2000, stammt aus dem Jahr 2000, als die Organisation mit dem Festival begann. „Zu dieser Zeit“, sagt Jos Vranken, der Direktor des Festivals, „war das Ziel ein Statement kultureller Integration: der Begriff „Vielfalt der Farben“ im Tonen-Slogan bezog sich viel mehr auf die Menschen als auf die Blumen. Es gab ein starkes Bedürfnis, Menschen verschiedener Herkünfte und Hintergründe in einer Gemeinschaft hier bei uns zu verbinden. Das Prinzip Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund zu vereinen, ist bei Tonen2000 noch immer lebendig, obwohl der multikulturelle Aspekt heutzutage alleine schon in der Musik zu finden ist, die die teilnehmenden Chöre mitbringen.“
Der Binnenhofpalast, er stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, Sitz des niederländischen Parlaments und Wahrzeichen der Stadt, steht im Zentrum von Den Haag. Eine sehr interessante Tour beginnt im Ridderzaal (Rittersaal), im gotischen Stil, einer Kirche ähnlich, der in der Mitte eines riesigen Hofes erbaut wurde. In diesem Saal von kolossalen Ausmaßen ( das Dach ist 26 m hoch und die Wände sind 1,20 m dick) wird jedes Jahr von Königin Beatrix die Rede zur Eröffnung des Parlaments gehalten. Die frische niederländische Herbstluft umfängt uns während der Besichtigung einiger Städte – sauber und ordentlich mit Häusern in ihrer klaren strengen Form.
Zwölf Chöre aus den Niederlanden, Serbien, Georgien, Ungarn, Polen, Lettland, Kroatien und Italien nahmen an dieser sechsten Ausgabe teil, hervorragend koordiniert von Jos Vranken und seinem Team. Die Jury bestand aus Marijke van Klaveren, Dion Ritten, Krzysztof Szydzisz, Gabriella Thész, Roy Wales und Andrea Angelini. Ein Gastchor aus Ungarn, der Budapesti Ifjúsági Kórus (geleitet von Ágnes Gerenday) führte gemeinsam mit dem Zangkoren Deo Sacrum, (geleitet von Jos Vranken) eine sehr interessante Version von Ruggiero Leoncavallos Requiem auf, bei dem die Begleitung ein neues Arrangement für Orgel und nur wenigen Instrumenten war.
Die Skala der Wettbewerbsstücke, alle streng a cappella, reichte von sakraler und säkularer bis hin zu volkstümlicher Chormusik. Die Zuhörer folgten den Wettbewerben aufmerksam und mit viel Anteilnahme. Die Bedeutung von Musik und Singen ist etwas ganz Besonderes für alle, für Sänger, Musiker und Zuhörer: Ein Mensch kann Harmonien, Rhythmen, Klangentwürfe – auch die komplexesten – erfahren, erfinden, entwickeln, ausführen und dabei individuelle und einzigartige Gefühle erleben.
Hier sind nun die Gewinner dieses Wettbewerbs! In der Kategorie geistliche Musik: Quod Libet, Niederlande; in der Kategorie weltliche Musik: Female Choir Béla Bartók, Ungarn; in der Kategorie Volksmusik: Gori Women’s Choir, Georgien. Die Jury erklärte Benjamin Bakker, Dirigent des Quod Libet Choir, zum besten Chorleiter der teilnehmenden Chöre.
Leidenschaft, Hingabe und gute Kommunikation: das ist der Schlüssel zu der komplexen und facettenreichen Kunst des Chorsingens…
Mehr Informationen zum Chorfestival Tonen2000 unter www.tonen2000.nl
Aus dem Englischen übersetzt von Anne Stahl, Deutschland
Edited by Irene Auerbach, UKA