Von Christian Ljunggren, Künstlerischer Direktor, World Choir Games
Vom 9.-19.Juli haben die 8. World Choir Games in Riga stattgefunden. Sie wurden durch INTERKULTUR und die Stiftung Riga 2014 organisiert. Die ganze Chorwelt war vertreten. Aus allen Himmelsrichtungen waren die Chöre per Flugzeug, mit dem Bus und sogar auf dem Wasserweg in die wunderschöne lettische Hauptstadt Riga angereist. 75 Länder waren mit 460 Chören und einer schier unglaublichen Zahl von 27000 Sängern vertreten.
Sie kamen alle in eines der größten Chorländer der Welt, wo Chormusik einen besonderen Platz im Herzen jedes Einwohners hat. Dieses Treffen zwischen der Chorwelt und den Chören Lettlands wurde vielleicht am deutlichsten bei der Großveranstaltung auf Lettlands größter Freiluftbühne in Mezaparks. Die lettischen Gastgeber organisierten dort eine internationale Version ihres eigenen traditionellen Songfestivals mit 10.000 Sängern auf der Bühne und 5.000 internationalen Sängern, die die ganze Welt repräsentierten. Bei diesem Anlass wurde außerdem den drei baltischen Staaten der neu ausgelobte Weltchorfriedenspreis verliehen für ihre Sangestradition insbesondere ihren Songfestivals. Der Preis aus den Händen von INTERKULTUR-Präsident Günter Titsch wurde von den Botschaftern Estlands und Litauens sowie dem lettischen Kulturminister entgegengenommen.
Presentation of the World Choir Peace Prize at Mezaparks © Roger Schmidt
Das Treffen gab aber auch den Chören die Gelegenheit an Wettbewerben in den verschiedenen Chor- und Musikkategorien teilzunehmen. Es ist ein „heiliges“ Prinzip aller INTERKULTUR-Festivals und insbesondere der World Choir Games, dass alle Chöre ausgezeichnet werden. Die Teilnahme selbst ist schon die größte Ehre. Das bedeutet aber auch, dass die Preisverleihungen lang dauern können. Das macht aber eigentlich nichts, denn sie sind immer spannend. Sobald alle Chöre in einer Kategorie jeweils ihren Preis in Empfang genommen haben, dann wird der Gewinner bekannt gegeben. Der ganze Chor kommt dann auf die Bühne, oft unter Freudentränen. Die Fahne des gewinnenden Landes wird dann gehisst und die Nationalhymne gespielt. Das Gastgeberland Lettland hat sechs Gewinner gestellt, dicht gefolgt von Südafrika mit fünf ersten Plätzen. Andere Preisträger kamen aus China, China/Hong-Kong, SAR, Russland, Ungarn, Venezuela, Finnland, Dänemark, Österreich, Rumänien, den Philippinen, den Niederlanden, Indonesien und Sri Lanka.
The Honorary Artistic President Morten Lauridsen together with Diana Civle, the head of Riga 2014 and Günter Titsch © Roger Schmidt
Mehr als 80 Chorexperten und Professoren für Chormusik aus aller Welt kamen in Riga zusammen. Sie hatten viele verschiedene Aufgaben. Natürlich hatten die meisten eine schwierige Aufgabe als Richter in vielen Wettbewerben. Jurysitzungen dauerten an manchen Tagen fast bis Mitternacht. Viele der Experten gaben auch Seminare und Workshops. Hier seien nur einige der Höhepunkte genannt. Die beiden Vokalensembles The King’s Singers und The Real Group haben sowohl mehrere Konzerte und als auch sehr gut besuchte Workshops gegeben. Es waren außerdem drei Komponisten zu den World Choir Games geladen, die in Workshops und Konzerten vorgestellt wurden: Morten Lauridsen, Javier Busto und Eriks Esenvalds. Esenvalds hat selbst das offizielle Lied der World Choir Games 2014 komponiert: „My song“ mit einem Text von Rabindranath Tagore.
The Closing Ceremony © Studi43
Die World Choir Games waren in zwei Teile unterteilt. In den mittleren Tagen traf sich der Weltchorrat. Dieses Mal waren 43 Länder vertreten, und der Hauptteil des Treffens bestand aus einem Symposium zum Thema „Die bunte Welt der Chormusik“. Die Ratsmitglieder hatten vorher schon Berichte eingereicht zur Beziehung von ethnischer Musik und Chormusik in ihren Heimatländern. Diese Berichte wurden in einem umfangreichen Bericht zusammengefasst und an Beispielen durch Chöre und Vortragende verdeutlicht.
Die World Choir Games 2014 waren die größte internationale Veranstaltung im Rahmen des Programms der europäischen Kulturhauptstadt Riga 2014. Um ihre kulturelle Bedeutung und die Bedeutung des Weltfriedens an sich zu zeigen, kann man sich für die Stadt keinen besseren Weg vorstellen als diese riesige Veranstaltung. Das ist etwas, das die Chormusik einzigartig erreichen kann in einer Welt, die heutzutage für viele von uns voller Unsicherheit und Konflikten ist.
Übersetzt aus dem Englischen von Sabine Schnabel, Deutschland