Camerata – Ein Leitfaden für die Organisation und Leitung kleiner Chöre, von Arthur Wenk (Rowman & Littlefield c 2014)
Debra Shearer-Dirié, Chorleiterin und Lehrerin
Arthur Wenk führt uns durch die Seiten von seinem “Leitfaden für die Organisation und Leitung kleiner Chöre“ mit einem hohen Anteil an selbst durchlebter Erfahrung im Gepäck. Wenk war Gründer und Direktor der Cambridge Singers in Boston (1973-1974), der Pittsburgh Camerata in Pennsylvania (1974 – 1981), des La Camerata Vocale in Québec City (1982 – 1986) und dreier Gesangsensembles in Toronto – The Toronto Camerata (1990 – 1999), St. Andrew’s College Choir (1995 – 2000) und Quodlibet (2001 – 2007). Er hat insgesamt also sechs Ensembles aufgebaut und jedes Mal bei null angefangen.
Es sieht so aus, als sei Wenk durch seine akademischen Qualifikationen perfekt auf seinen Beruf, mit Musikern zu arbeiten (und noch viel mehr), vorbereitet worden. Mit einem Bachelor of Arts (Mathematik und Musik), drei Master-Abschlüssen – Master of Arts in Musiktheorie, Master of Science in Informationswissenschaft und Master of Arts in Psychologie und dazu noch einen Doktortitel in Philosophie / Musikwissenschaft scheint es, als sei die Basis komplett abgedeckt. Ich habe das Lesen des “Autobiografischer Sketch: Das Werden eines Chorleiters“, das sich am Ende des Werks befindet, besonders genossen.
Nachdem er seinen ersten Abschluss in Amhurst gemacht hat und in der Zeit auch in Gemeinschaftsprojekten mit anderen Chorleitern zusammengearbeitet hat, war er motiviert und bereit, es bei seiner ersten Anstellung an einem kleinen College in San Bernadino, Kalifornien, mit der Chorwelt aufzunehmen. Unglücklicherweise passte sein enthusiastisches Programm mit deutschen Barockkantaten, französischen Liedern, lateinischen Motetten und Gregorianischen Gesängen nicht zu der Realität seiner Sänger. Wenk hat sicher die Höhen und Tiefen des Gründens und Leitens von Gesangsgruppen selbst erlebt und lässt den Leser an dem, was er gelernt hat, teilhaben.
Neben seiner Arbeit, Kammerchöre zu leiten, ermutigt Wenk all jene, die ihr eigenes Ensemble gründen wollen, zu erklären, warum sie das tun wollen. Was ist der Zweck des neuen Ensembles? Dann geleitet er den Leser durch die Herausforderungen eines Konzepts in diesem Anfangsstadium: eine Gruppe oder Organisation gründen – ein Ziel setzen, einen Namen aussuchen, Menschen treffen (mit erfolgreichen Menschen darüber reden, wie sie es gemacht haben), eine Arbeitsgruppe gründen, die den Chor managt, Werbung in Zeitungen und im Radio organisieren, einen Probenraum und Auftrittsmöglichkeiten finden, Sänger aussuchen und die Programme planen.
Das Buch ist sauber in Abschnitte aufgeteilt und behandelt folgende Themen: Ziele setzen, einen Prospekt für eine Organisation entwerfen, 21 Vorschläge für thematische Programme, die Gründungsdokumente (nicht ganz eine Verfassung, aber so in der Art), ein Beispiel eines Geschäftsberichts, eine Anleitung für Sänger, Richtlinien für einen Volksliederwettbewerb und ein Kapitel über einige von Wenks Arrangements. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem “besser werden“, das einige nicht musikalische Elemente aufzeigt, die Sie anwenden können, um Ihre Organisation zu verbessern oder zu vergrößern.
Das Kapitel 4, “Programme“, bietet 21 Listen an mit Musik für a cappella Chor, die um bestimmte Themen herum arrangiert sind. Einige Beispiele für die thematischen Programme sind – Absalom, And the Angel Said, A Song for Simeon, Spring returns und Cantate Domino: Six Centuries of Psalms. Für Chorleiter, die gerade die Arbeit mit einem a cappella Ensemble begonnen haben, liefert dieses Kapitel eine umfangreiche Liste an Werken, die man durchgehen kann und die zur Erarbeitung anderer thematischer Programme hinführen können. Eine zusätzliche Repertoireliste findet man in Kapitel 5. Wenk bietet außerdem mehr als 20 Original-Weihnachtslieder und eigene Weihnachtslied-Arrangements für die Aufführung mit kleinen Chören.
Dieses Buch ist eine wertvolle Quelle für jeden, der eine Gesangsgruppe egal welcher Größe gründen will, nicht nur für kleine Ensembles. Wenk bietet dem Leser praktischen Rat, den er durch eigene Erfahrung gewonnen hat. Das Buch enthält keine Anleitung zum Dirigieren, keine Vorbereitung auf Notenlesen oder zu viele Details zum Thema Chorprobe. Aber zu diesen Themen gibt es ohnehin schon viele Bücher.
Ich denke, die folgende Passage (ein Auszug aus der Einleitung) fasst die ganze Philosophie zusammen, wie Wenk seine Karriere begründet hat: “Einen erfolgreichen Chor aufzubauen verlangt Energie, Enthusiasmus und Vorstellungskraft. Wie Lyndon Johnson betont: wenn Du absolut alles tust, was du tun kannst, wirst du erfolgreich sein. In meinen dreißig Jahren als Dirigent von Chören, die von “pick-up Ensembles“ über Kinderchöre, Universitätschöre, Gemeinde- und Kirchenchöre und semiprofessionelle Chöre reichten, habe ich viele Lektionen über das Organisieren und Leiten kleiner Chöre gelernt, zumeist durch Entdecken und Aufschreiben der Details von “absolut allem“, was ich tun kann.
Debra Shearer-Dirié besitzt ein Diplom des Kodály-Instituts in Kecskemét, Ungarn, einen Master of Music Education und einen Doctor of Music in Chorleitung der Indiana University, USA. Zur Zeit in Brisbane, Australien lebend, hat sie Chorleitung und Gehörausbildung an der Universität Queensland, der ACCET Summer School und an der New Zealand International Summer School of Choral Conducting unterrichtet. Dr. Shearer-Dirié arbeitet zur Zeit als Herausgeberin der Australian National Choral Association’s Publication und vertritt diese Organisation im Nationalrat. Sie ist musikalische Direktorin des Brisbane Concert Choir, vom Vox Pacifica Chamber-Choir, von Fusion und von Vintage Voices. E-Mail: debrashearer@gmail.com
Übersetzt aus dem Englischen von Andrea Uhlig, Deutschland