VOCES8 – A Choral Tapestry
Rezensiert von Jonathan Slawson, Journalist
Signum Classics präsentiert VOCES8 in A Choral Tapestry, aufgenommen im Jahr 2011 in der Brinkburn Priory. In Zusammenarbeit mit Produzent Nicholas Parker und Toningenieur Mike Hatch von der Londoner Plattenfirma Floating Earth wurde eine CD geschaffen, die allen Chorensembles weltweit als Vorbild dient.
VOCES8 wird begleitet von Star-Solosänger(inne)n Andrea Haines (Sopran), Emily Dickens (Sopran), Chris Wardle (Kontratenor), Barnaby Smith (Kontratenor), Charles MacDougall (Tenor), Robert Smith (Tenor), Paul Smith (Bariton) und Dingle Yandell (Bass). Die Solos verschmelzen nahtlos mit dem Chorgesang, und die Darbietungen von Ensemble als auch Solisten gehören zweifelsohne mit zu den atemberaubendsten, die ich je gehört habe.
Mein besonderes Lob gilt Chris Wardle und Barnaby Smith – nicht, weil sie bessere Sänger sind als ihre Kollegen, sondern einfach, weil es so erfrischend ist, solch kristallklare Kontratenöre zu hören, die sich vom Rest des Gesangs abheben. Ihre Stimmen verleihen der Musik eine Tiefsinnigkeit, die den Zuhörer in Ehrfurcht versetzt (und vielleicht sogar in Neid).
Wer meine Kolumne kennt, weiß, dass ich „Potpourri”-CDs wie dieser normalerweise kritisch gegenüberstehe. Damit meine ich CDs, die herkömmlicherweise viele verschiedene Musikrichtungen unter einen Hut zu bringen versuchen. VOCES8 spricht hier von „Tapisserie“. Ich kritisiere das oft, denn es ist fast unmöglich, eine solche Bandbreite an Musik mit einer derartigen Aussagekraft und Klarheit zu produzieren, und dabei jedem Stück seine eigene (und authentische) Identität zu verleihen. Es ist so oft einfach leichter, einen Musikstil zu meistern anstatt viele verschiedene, von kirchlicher Musik zu weltlicher, spiritueller und hin zu Motetten, und jedem einzelnen Stück Leben einzuhauchen, damit sich jeder Titel unverwechselbar und besonders anhört. VOCES8 jedoch meistert diese Kunst des Potpourris, und zwar auf wunderschöne Art und Weise.
Einen Einspruch behalte ich mir jedoch vor: Go Down Moses. Der Song ist einfach zu schön. Dingle Yandells kühne Hingabe trifft den Song genau im Kern. Das Ensemble dagegen versprüht eher eine himmlische Eleganz. Es klingt hinreißend, ist aber meiner Meinung nach stilistisch nicht korrekt. Ich bin gespannt, andere Meinungen an dieser Stelle zu hören. Es stimmt mir bestimmt nicht jeder zu.
In so vielerlei Hinsicht jedoch hat VOCES8 aus jedem einzelnen Stück ein stilistisches Meisterwerk gemacht. Sei es der dramatische Anstieg im Eröfffnungstitel Os Justi oder die liebliche Verspieltheit in der Motette Vigilate, die Beschwingtheit des Cantate Domino (im Übrigen bin ich der Meinung, dass diese Version mit zu den besten zählt, die ich je gehört habe), VOCES8 Interpretation des allbeliebten Steal Away oder die schauderhaft himmlischen Töne des O Magnum Mysterium – dieses Ensemble hat die einmalige Begabung, mit seiner Musik eine „chorale Tapisserie“ zu schaffen.
Die Aufnahmen sind ein wahres Meisterstück. Bravo!
Mehr Informationen zu VOCES8 finden Sie unter www.voces8.com.
Hier finden Sie einige Hörproben: https://itunes.apple.com/gb/album/a-choral-tapestry/id487123957?ign-mpt=uo%3D4
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Jonathan Slawson erwarb seinen Bachelor of Music am Westminster Choir College (USA) und studiert momentan in einem Masterstudiengang Nonprofit Management. Seine beruflichen Interessen liegen in der Kunsterziehung, der Politik und im Management. Er ist Berater der Entwicklungsabteilung für die Bravo Lincoln Center Kampagne, die Hauptkampagne zur Erlangung der nötigen Gelder für die Sanierung des Lincoln Center (New York). Davor war er für die Leitung des Lincoln Centers und dessen Beziehungen zur Bevölkerung verantwortlich. Daneben hat er für Disney’s und In Tune Monthly geschrieben, arbeitete als Herausgeber des Lehrerführers bei New World Stages (Stage Entertainment) und an einem Theater. Er unterrichtete Musik an der Maureen M. Welch Grundschule, am New Jersey Performing Arts Center und am Stagestruck Performing Arts Center. Jonathan Slawson ist Mitglied des Akademierats der Blair Academy of Governors und erhielt 2009 den Preis des Präsidenten des Westminster Choir College, die höchste Auszeichnung der Universität.
Übersetzt von Magdalena Lohmeyer, England