Kritikerhäppchen: España: A Choral Postcard from Spain (España: Eine Chorpostkarte aus Spanien)

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von Debra Shearer-Dirié, Chordirigentin und Musikpädagogin

 

España: A Choral Postcard from Spain (España: Eine Chorpostkarte aus Spanien)

Coro Cervantes, Dir. Carlos Aransay

(SignumClassics, Signum Records Ltd.)

 

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Diese umfangreiche Sammlung spanischer Chormusik ist ein Muss für alle Chorbegeisterten. Ihre 25 Titel umfassen eine erzählerische Reise durch die Städte Aranjuez, La Mancha, Extremadura, Valladolid, Salamanca, Galicia, Asturias, Cantabria und kommen schließlich in Valencia und Alicante an.  Das CD-Booklet liest sich wie ein Märchenbuch, das historische Fakten anreißt, und soziologische und geografische Einflüsse auf die Musikgeschichte Spaniens aufzeigt. Mit einer immensen Informationsdichte bereiten Carlos Aransay, der Direktor des Coro Cervantes, und Rupert Damerell den Boden für den Hörer, dieser Musik des „Volkes“ mit informierten Ohren zu lauschen.

Der Coro Cervantes, bekannt für seinen Einsatz für die klassische Musik der Iberischen Halbinsel und Lateinamerika, fängt den Charakter und die Natur dieser Stücke mit viel Flair ein. Seit der Gründung des Chores 1995 durch Aransay spannt sich der Bogen seines Repertoires vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert. Seine Konzertliste rühmt sich der schönsten Kathedralen und Konzerthallen Englands, Europas und Zentral- und Südamerikas.

Der Platz reicht nicht aus, um über alle Stücke zu informieren, daher habe ich einige Titel ausgewählt, um diese köstliche Zusammenstellung feinster Chormusik zu beschreiben. Der Begleittext führt an, dass Spanien „schon immer ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen, Sprachen und Traditionen“ gewesen sei. Aurtxoa Sehaskan (Titel 3) aus dem Baskenland, ist ein sensibel gesetztes Schlaflied von Gabriel de Olaizola, arrangiert von seinem Bruder José. Olatz Saitua, die Sopransolistin dieses Stückes, trägt den Hörer mit Ruhe und Schönheit durch das Wiegenlied. Arrorró (Titel 19), ein Schlaflied aus Las Palmas, der Hauptstadt der Kanarischen Inseln, ist die offizielle Hymne der Region, wunderschön arrangiert von Juan José Falcon Sanabria.

Die Flexibilität und Agilität der Stimmen in El Vito (Titel 4) deutet perfekt den rhythmischen Puls der Begleitung an, die ursprünglich für Gitarre komponiert war. Dieser aufwühlende Tanz wurde in den Tavernen Andalusiens von den Frauen getanzt, die darin die Bewegungen der Stierkämpfer imitierten. Die beharrlichen Rhythmen von Xivarri (Titel 2) rufen Erinnerungen an die mascletás wach, die ohrenbetäubenden Böller und Raketen, die typisch für die Region Valencia sind.

Volar (Titel 6) kommt aus der Region Cantabrien und zeigt den Kontrast seiner Landschaft zwischen Seefahrererbe und Bergregion. Der Ruf “Volar” wird von Stimme zu Stimme und mithilfe des Echos durch die Berge weitergegeben. Ton pare no té nas (Titel 10) ist mit seiner leichten Art der perfekte Mittelpunkt der Aufnahme und ist ein Kinderreim über Nasen.

Der villancico ist eine bekannte Form, die im 15. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel entwickelt wurde und ist als oft gesungene religiöse Musik bekannt, die Texte aus dem Volksmund vertont. Die Texte variieren, und jene für die Weihnachtszeit sind wohl die am meisten bekannten. Einige Elemente des villancico sind auch in El gavilán zu finden (Der Buntfalke, Titel 18).

In Adiós Granada (Titel 21), gesungen von Tordiyo in der Zarzuela (Spanische Theaterform) Los Emigrantes, fängt Saitua nochmals den Flamencostil ein: in der verschwenderisch dekorativen Melodielinie, die vom perkussiven rasgueo begleitet wird – vielleicht eine Reminiszenz an die klappernden Schuhe und Kastagnetten der Flamencotänzer.

Die Zusammenstellung endet mit Manuel de Fallas Balada de Mallorca mit ihren beruhigenden aber trällernden Wellenbewegungen.

Die Sänger des Coro Cervantes erfassen jede Nuance dieser spanischen Musik. Die Geschichten dieser Stücke müssen so erzählt werden, dass jede Wendung des Handlungsstranges eingefangen, jede Freude gefeiert, die allerschönsten Landschaften gemalt und die kleinen Kinder in den Schlaf gesungen werden. Aransay leitet seine Sänger durch jede dieser Emotionen mit achtsamer Aufmerksamkeit und Hingabe an eine Sammlung, die seinem Herzen nahe ist.

 

 

ShearerDiriéDebraDebra Shearer-Dirié hat ihr Diplom am Kodály Institut in Kecskemét, Ungarn erworben, erhielt dann den Master in Musikerziehung und ihren Doktorgrad im Chordirigieren an der Universität Indiana, USA.  Momentan in Brisbane, Australien tätig, lehrt sie Chordirigieren und Akustik an der Universität Queensland, dem ACCET Sommerkurs und dem Internationalen Sommerkurs in Chordirigieren in Neuseeland. Dr. Shearer-Dirié ist derzeit Redakteurin der Zeitschrift der Nationalen Australischen Chorvereinigung und arbeitet für diese Organisation im Nationalkonzil.  Sie ist musikalische Leiterin des Brisbane Konzertchors, des Vox Pacifica Kammerchors, Fusion, und Vintage Voices. Email: debrashearer@gmail.com

 

Übersetzt von Brigitte Riskowski, Deutschland

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