Expo 2015 und die Chorwelt

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Von Francesco Leonardi, IFCM Projektmanager

 

Vor nicht allzu langer Zeit endete die EXPO 2015, die von Mai bis Oktober 2015 in Mailand stattfand. Dieses Event, das im Fünfjahresrhythmus jedes Mal in einer anderen Stadt veranstaltet wird, versammelt das Beste, was die verschiedenen Länder zu einem bestimmten Thema anbieten können. Das EXPO-Thema in Maitland hieß Feeding the Planet, Energy for Life.

Children Choir 'Coeli Lilia', Campobasso, Italy, performing at the Expo
Children Choir ‘Coeli Lilia’, Campobasso, Italy, performing at the Expo

Während der Planungen kam die Jubilate Music Association auf die Idee, der EXPO noch ein Festival der Chormusik hinzuzufügen mit dem Titel “Feeding Souls, Thanking for Food”, mit dem diese uralte Kunstform als ein gebräuchlicher Ausdruck aller Kulturen und Traditionen auf der Welt präsentiert werden sollte. Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltausstellung sollte der Chormusik während der gesamten Laufzeit ein hervorgehobener Platz reserviert werden, an dem sie nicht den Rahmen für andere Veranstaltungen bildete, sondern die Hauptsache. Das erste Projekt, das 2012 vorbereitet wurde, sah die Teilnahme von mindestens einem Chor pro vertretenem Land bei einem großen Chorfestival sowohl auf dem EXPO-Gelände wie auch in der ganzen Lombardei vor. Hierzu wurde die IFCM eingebunden, die eine künstlerische Kommission einsetzte, um sich über die aktuellen Choraktivitäten auf allen Kontinenten auszutauschen. Diese Gruppe von berühmten Berufsmusikern hatte zur Aufgabe, eine Datenbank über Chöre aller Länder der Welt herzustellen, um damit der Music Associate Jubilate (die schon seit mehr als 20 Jahren das Festival “The singing factory” organisiert) bei der Projektbeschreibung zu helfen. Die Arbeitsgruppe bestand aus Stephen Leek, Jonathan Velasco, Theodora Pavlovitch und Christian Grases. Jedes Mitglied der Arbeitsgruppe hat sein Wissen über den Stand der Chorarbeit in der jeweils eigenen Region eingebracht, um so ein umfassendes Bild zu zeichnen.

Der erste Schritt bestand darin, eine Zählung zum Verbreitungsgrad des Chorgesangs durchzuführen. Die erhaltenen Ergebnisse, ohne Rücksicht auf die Anwendbarkeit für das Projekt, gaben uns die Möglichkeit, mit den Augen der Künstlerischen Kommission einen Überblick über die ausgedehnte Chorarbeit in vielen Ländern zu bekommen, die nicht zuletzt der Arbeit der IFCM seit seiner Gründung zu verdanken ist.

Diese Untersuchung hat auch mögliche Wege der Weiterarbeit der IFCM aufgezeigt, indem sie die Länder hervorhebt, die künftig Ziel verschiedener Aktionen zur Ausbereitung der Chormusik sind.

The Asian Pacific Youth Choir in concert at Santa Maria del Tiglio (Gravedona ed Unity - Italy)
The Asian Pacific Youth Choir in concert at Santa Maria del Tiglio (Gravedona ed Unity – Italy)

Eine der Aufgaben für das erste Projekt bestand auch darin, mit den diplomatischen Einrichtungen verschiedener Länder Kontakt aufzunehmen, angefangen bei den Konsulaten in Mailand, aber auch den Botschaften in Italien, um so auch, zumindest in einigen Fällen, an die Kultusministerien heran zu kommen. 78 Länder waren unterschiedlich stark in das Projekt involviert, und das gab der IFCM die Möglichkeit, in ihrer Eigenschaft als Repräsentantin der weltweiten Chormusik mit all diesen Ländern Kontakt aufzunehmen. Das war ein wichtiger Schritt, denn er stellte die Chorwelt als ein organisches Ganzes auf einer supranationalen Ebene vor. Diese Tätigkeit hat uns ebenso dabei geholfen, in der Chorarbeit jedes Landes etwas zu identifizieren, das jenseits aller Ländergrenzen eine Kultur und Geschichte bezeugt und darum geeignet ist, die Einzigartigkeit einer Nation im weltweiten Kontext zu repräsentieren.

Sicherlich ist es noch ein weiter Weg, bis das Chorsingen universelle Beachtung und finanzielle Unterstützung findet und als ein kulturelles Erbe der historischen Wurzeln einer jeden Nation und   kultureller Botschafter gesehen wird, aber wir glauben, dass dieser Versuch ein Schritt in die Richtung war, der das Ziel der IFCM darstellt: nämlich jedem Bürger dieser Welt freien Zugang zur Chormusik als Kunstform zu ermöglichen, Chortraditionen und kulturelle Vielfalt zu bewahren und die Weiterentwicklung von Chormusik auf der ganzen Welt zu fördern.

 

Francesco Leonardi, geboren 1979 in Legnano (Italien), hat einen Abschluss in Pubic Relations und absolviert z.Z. ein weiteres Studium in Wirtschaftskunde und Kulturmanagement. Er spricht Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch. In den letzten zehn Jahren war er verantwortlich für die Auswahl der Chöre für das internationale Chorfestival ‘La Fabbrica del Canto’ (The Song Factory), das jedes Jahr im Juni in fünfzig verschiedenen Gemeinden in der Lombardei in Italien stattfindet. Er arbeitet als Journalist in Mailand, im August 2011 wurde er zum Projektmanager der IFCM ernannt. E-mail: leonardifra@yahoo.it

 

Übersetzt aus dem Englischen von Heide Bertram, Deutschland

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