5. Treffen der Chorexperten im Mittelmeerraum – Girona, 2012

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Von Theodora Pavlovitch, ICFM Vizepräsidentin, Chorleiterin und Lehrerin

 

Musterbeispiele der gotischen Architektur Spaniens, alte Befestigungsanlagen, Benediktinerkirchen und –abteien im frühen romanischen Stil zwischen neoklassischen Gebäuden mit Portalen…Dieses und viele weitere atemberaubende historische Plätze und Gebäude, gefüllt mit dem mediterranen Geist, kann man in der verblüffenden Stadt Girona erleben. Etwa 100 km nordwestlich von Barcelona gelegen, ist sie eine der wichtigsten Städte Kataloniens. Darum verwundert es auch nicht, dass sie Gastgeber des 5. Treffens der Chorexperten im Mittelmeerraum vom 12.-14. Oktober 2012 war. Nach vier sehr erfolgreichen Ausgaben des Treffens (2007-2011) hatte dieses 5. Treffen ein noch ehrgeizigeres Ziel. Es diente der Vorbereitung der „Mediterranean Voices Conference“ (Stimmen des Mittelmeerraumes) vom 29. Juli bis 2. August 2013.

Durch seine einzigartige Lage zwischen Europa, Afrika und Asien (dem mittleren Osten) ist das Mittelmeer seit der Antike die Wiege verschiedenster Zivilisationen, Treffpunkt reicher Kulturen, und übernimmt eine wichtige Route für Kaufleute und Reisende im Handel und kulturellen Austausch der Menschen in der Region. Die Geschichte des Mittelmeerraums ist entscheidend für das Verständnis der Ursprünge und Entwicklung vieler moderner Gesellschaften. Hegel schrieb bereits im 19. Jahrhundert in „Die Philosophie des Geistes“: Für Dreiviertel der Erde ist das Mittelmeer zugleich das vereinigende Element sowie das Zentrum der Weltgeschichte.

 

 Left to right: Dolf Rabus, Montserrat Gual, Ariadna de Casacuberta, Roula  Abou Baker, Barkev Taslakian, Pier Flippo Rendina, Marina Velázquez,  Montserrat Cadevall, Martí Ferrer, Theodora Pavlovich, Fethi Zghonda, Stéphane Grosclaude
Left to right: Dolf Rabus, Montserrat Gual, Ariadna de Casacuberta, Roula Abou Baker, Barkev Taslakian, Pier Flippo Rendina, Marina Velázquez, Montserrat Cadevall, Martí Ferrer, Theodora Pavlovich, Fethi Zghonda, Stéphane Grosclaude

 

Neben allen seinen kulturellen Einflüssen verbindet das Mittelmeer auch Millionen von Menschen durch Musik. Die musikalischen Themen aus dem Gebiet sind daher auch zahllos. Nachdem auf den vorherigen Treffen bereits eine reiche Palette an wissenschaftlichen, musikalischen und praktischen Themen zur Sprache kamen, konzentrierte sich das 5. Treffen der Chorexperten im Mittelmeerraum auf einige wichtige Fragen.

  1. Strategien und Methoden der quantitativen und qualitativen Studien der Chorpraxis in den Mittelmeerländern Innerhalb dieser Bestandsaufnahme und Erkundung des Chorlebens in den verschiedenen Ländern gab es Gelegenheit, die realen Situationen der Chorpraxis kennenzulernen. Diese Übersicht ist ein wichtiges Hilfsmittel um kurz-, mittel- und langfristige Ziele und Leitlinien für Chöre zu definieren. Die Übersicht beschreibt außerdem die Dimensionen des Chorlebens sowie die Werte der Chor- und Vokaltradition in den einzelnen Ländern der Region. Es wurde auch Zeit, einmal aus erster Hand nicht nur die Resultate, sondern auch die Methoden kennenzulernen, die an den verschiedenen Orten genutzt werden.
  2. Entwurf eines Handbuchs und Leitfaden für die Organisation von Choraktivitäten im Mittelmeerraum Das Konzept dieses Themenbereiches basierte auf der Tatsache, dass die Ufer des Mittelmeeres so reich an verschiedenen Traditionen, Kulturen, Bräuchen, Religionen und politischen Systemen sind. Diese große Diversität war bisher eine Herausforderung für die Organisation internationaler Veranstaltungen mit Teilnehmern (Sängern, Chorleitern, Musikwissenschaftlern usw.) aus verschiedenen Ländern. Dank der Teilnahme von Fachleuten aus unterschiedlichen Ländern und Regionen konnten ein Leitfaden ausgearbeitet werden. Dieses Dokument sollte das Mittel der Wahl sein für alle diejenigen, die internationale Chorveranstaltungen im multikulturellen und interreligiösen Bereich in der ganzen Welt vorbereiten. Es ist aber auch offen für zukünftige Beiträge und Verbesserungen.
  3. Die Gründung des MittelmeerFORUMs war ein sehr wichtiger Teil des Treffens. Die allgemeinen Aufgaben des FORUMs waren das Teilen von Ideen für innovative Projekte, die Suche nach Partnern für bestimmte Projekte sowie Werbung für zukünftige Choraktivitäten in einem internationalen Umfeld. Dazu kam natürlich der Aufbau eines Konzepts für die „Mediterranean Voices Conference“ als die größte Herausforderung des Treffens. Vom 29. Juli bis 2. August diesen Jahres wird Girona zum Hotspot für Chorleiter, Musikwissenschaftler, Sänger, Musiker und Liebhaber der Chormusik. Sieben Konzerte von Stars des Mittelmeerraums, zwölf Konferenzen, Diskussionsrunden und Ausstellungen werden die reiche Vielfalt der Chor- und Gesangstraditionen der Region präsentieren. Die Organisationspartner dieser Großveranstaltung sind die European Choral Association – Europa Cantat (mit ihrem Programm VOICES: Vision On Innovation for Choral music in Europe unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen Union), Moviment Coral Catala – die gastgebende Organisation, und die Internationale Föderation für Chormusic – Schirmherrin und Organisatorin der Voices-Konferenzen seit vielen Jahren. Dynamisch und intensiv wird sich das Konferenzprogramm vollständig auf das musikalische mediterrane Erbe und die modernen Trends richten. Im Rahmen des Programmes wird es wieder viele offene Singen geben, kombiniert mit Vorstellungen ungewöhnlicher und auch typischer Lieder der Region. Das vollständige Konferenzprogramm wird so schnell wie möglich im International Choral Bulletin und auf der Website der drei Partnerorganisationen veröffentlicht werden.

 

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Die hervorragende technische und logistische Organisation des Treffens sowie die wundervollen Möglichkeiten zur Diskussion und zum Austausch sowie der hohe künstlerische und wissenschaftliche Standard hat das 5. Treffen der Chorexperten im Mittelmeerraum zu einem wertvollen Abschluss gebracht wie auch zu einer Plattform für zukünftige Zusammenarbeit und Studien. Umgeben von den Meisterwerken Picassos, Matisses, Gauguins, Monets und Rusinols zu arbeiten (einen Teil der fantastischen Sammlung ausgestellt im Caixa Forum in Girona) war für alle Teilnehmer sehr inspirierend und eine unvergessliche Erfahrung: Moltissimes Gracies, Moviment Coral Catala und dem Mediterranean Office for Choral Singing! Adéu!!!

 

 

Übersetzt aus dem Englischen von Sabine Schnabel, Deutschland

Edited by Gillian Forlivesi Heywood, Italy

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