Beijing, Juli 2012
Der Chorweltgipfel der IFCM fand am 16. und 17. Juli 2012 in Beijing statt. Zahlreiche Chorexperten aus 24 Ländern und Regionen versammelten sich in China, um miteinander zu sprechen, darunter der Präsident und der Vizepräsident, Berater und der Exekutivausschuss der IFCM. Dazu kamen eine Reihe von Chorleitern aus der Europäischen Union und der Region Asia Pazifik. Sie sprachen über die derzeitige Lage der Chormusik, das Verhältnis zwischen Chormusikentwicklung und Regierung sowie über die gesellschaftlichen Funktionen der Chormusik. Sie diskutierten auch über positive und negative Erfahrungen bei der Gründung von Chören und die Probleme, die sich bei der Ausübung der Chormusik ergeben.
Die anwesenden Freunde und Experten kannten bereits die jetzige Lage der Chormusik in China und sprachen über die Situation in anderen Ländern der Welt. Der Chorweltgipfel war ein großer Erfolg und wird sicher einen bleibenden Einfluss auf dem Gebiet der Chormusik haben.
Es war das erste Mal, dass die China Chorus Association und die IFCM zusammen gearbeitet haben, um diesen Gipfel zu organisieren. Wir waren uns bewusst, dass die Internationale Föderation für Chormusikeine wichtige Rolle bei der Förderung der Chormusik in der Welt spielt, und wir haben auf diesem Gipfel sehr viel gelernt. Wir sind uns bewusst, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, um unser Land zu einem bedeutenden Land für die Chormusik zu machen. Die Entwicklung der Chormusik in China braucht die Unterstützung der Welt, und vor allem die Zusammenarbeit mit der IFCM. Der Chorweltgipfel bildet einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der chinesischen Chormusik.
Wir glauben, dass wir gute Partner in Sachen Chormusik sind und sein werden, und wir werden daran arbeiten, die Verbindung zwischen der China Chorus Association und der IFCM zu verstärken. Wir hoffen, dass die IFCM und ihre Mitglieder ihr Augenmerk auf China richten und uns häufig besuchen werden.
Willkommen in China!
China Chorus Association
Tian Yubin, Vorsitzender
Eingeschüchtert von der Bedeutung des Ereignisses, dem Gewicht unserer Verantwortung, den gesamten Kontinent Afrika zu vertreten, dem Ausmaß und dem Neuen dieser ganzen Erfahrung, und dann natürlich der Ehre, von der IFCM eingeladen zu sein, an einem derartigen Weltklasseevent teilzunehmen, kam der Nelson Mandela Metropolitan University Choir aus Port Elizabeth in Südafrika ehrfürchtig und beklommen in dem eindrucksvollen Flughafen von Beijing an. Aber unsere freundlichen Gastgeber und Betreuer Alex und Chen haben all unsere Ängste schnell ausgeräumt.
Von Anfang an war es klar, dass alle in Feststimmung waren – und erwarteten, unterhalten, besungen und überrascht zu werden. Und unser Chor hat wirklich alle Register gezogen! Aber wie „überrascht“ unsere Leute auch von der „Normalität“ der Chinesen waren („Die sind ja Menschen, genauso wie wir…“) und doch gleichzeitig den hohen Entwicklungsstand und die schiere Größe ihrer Städte bewunderten, so waren die chinesischen Konzertbesucher ebenso erstaunt über den Reichtum des „Regenbogenzaubers“ der Musik unseres Chors – angefangen von den westlich choreografierten Volksmusikstücken bis zu unseren schwingenden traditionellen Liedern, unserm Trommeln, Tanzen und „Ululating“ [wörtlich „Heulen, Anm.d.Übers.] Manchmal waren sie auch verwirrt durch unsere „Konzertetikette“ (in Schanghai klatschten einige Zuhörer bei unseren traditionellen Liedern und machten beim „Ululating“ mit). Doch im großen Ganzen ließen sich die Zuhörer mitreißen von unserer jugendlichen Ausgelassenheit und unserem ehrlichen Wunsch, die Herzen der Zuhörer zu berühren. Zu unserer großen Freude reagierten die zumeist eher reservierten asiatischen Zuhörer mit Aufspringen, Klatschen und Bravorufen, als ob sich die Schleusen in ihrem Inneren geöffnet hätten.
Die Eröffnungsfeier war spektakulär und unser Konzert in Beijing sehr zufriedenstellend, aber es waren die Chorateliers in der Universität Beijing, die uns die Macht der Musik und des Chorgesangs in aller Bescheidenheit erleben ließen. Wir gaben (mit Hilfe unserer sympathischen Dolmetscherin Céline) einige technische Feinheiten weiter, sprachen über Multikulturismus und traditionelle Musik und erklärten ihnen den Hintergrund von Auftragswerken wie Horizons und Chariots – und konzentrierten uns vor allem auf die Rolle der Emotionen bei Komposition und Chorleitung. Wir waren angetan von der Anzahl der Teilnehmer, die hinterher zu uns kamen und uns (mit Gesten und in gebrochenem Englisch) erzählten, sie hätten bei unseren Aufführungen geweint. Wer braucht eine formelle Sprache, um zu entdecken, dass wir alle gleich sind, dass die Anderen „Menschen wie wir“ sind, einfach „Stimmen in Harmonie“.
Nelson Mandela Metropolitan University Choir
Junita Lamprecht-van Dijk (Chorleiterin)
Péter Louis van Dijk (Komponist)
Von der Internationalen Föderation für Chormusik als einer von sechs Chören eingeladen zu werden, von denen jeder seinen Kontinent beim Chorweltgipfel der IFCM in Beijing vertrat, war in der Tat eine einmalige Ehre für mich und alle 43 Mitglieder des Young People’s Chorus (YPC) aus New York City.
Wir waren begeistert von der Gelegenheit dort aufzutreten, so viele ausgezeichnete Chöre zu hören und die Ehrfurcht erregenden historischen Sehenswürdigkeiten Chinas mit eigenen Augen sehen zu dürfen. Nach unserer Ankunft waren wir überrascht zu erfahren, dass mehr als 10.000 Personen bei diesem Partnerschaftsprogramm des (alljährlich stattfindenden) 11. Internationalen Chorfestivals Chinas beteiligt waren, und dass die IFCM zum ersten Mal in China aktiv war. Die Chorbewegung in China wächst, und die Erziehungs- und Kulturminister verstehen die Bedeutung der Chormusik im Leben von Jung und Alt. Die Ateliers des IFCM-Chorgipfels boten uns die Gelegenheit, mehr über das Chorleben in der Welt zu erfahren. Hierbei Zeuge zu sein, zu lernen und sich von so hervorragenden Ensembles aus der ganzen Welt inspirieren zu lassen, die alle ihre Energie und Liebe für den Chorgesang teilen, verstärkt unseren Glauben, dass die Chormusik wahrscheinlich die Kunst ist, die mehr Gemeinschaften vereint und mehr Menschen Freude bringt als jede andere Form der Kunst.
Zu unserer besten Erfahrungen gehörten die Reaktionen auf unsere Konzerte in Guangzhou und Beijing. In Guanghzou gaben wir zwei Konzerte: das erste im wunderschönen Opernhaus mit seinen 2500 Sitzen im Zentrum der Stad,t zusammen mit den hervorragenden Gondwana Voices aus Australien, und das zweite am nächsten Abend, als wir ein praktisch ausverkauftes, zweistündiges Konzert für das allgemeine Publikum gaben. Sobald wir am Tag darauf in Beijing gelandet waren, fuhren wir zum MasterCard Center (der die Größe eines Olympiastadiums hat) zur Ansingeprobe für die Eröffnungsfeier zum Chorweltgipfel und dem 11. Chorfestival. Es war aufregend zu wissen, dass mehr als 10.000 Sänger und Sängerinnen anwesend sein und die gesamte Feier im chinesischen Fernsehen direkt übertragen würde. Zwei Tage später sang unser Chor ein 90-minütiges, voll ausverkauftes Programm in der chinesischen Hochschule für Musik, wo, wie mir gesagt wurde, die Menschen um einen Block Schlange standen, um hineinzugelangen. Die Reaktion auf dieses Konzert war überwältigend. Nach unserer zweiten Zugabe wurden wir von einer Unmenge von Menschen begrüßt, die mit uns Hände schütteln, Fotos und Autogramme wollten und uns sagten, wie sehr ihnen unser Konzert gefallen hat.
Als Teil unseres Programmes konnten wir auch Sehenswürdigkeiten besichtigen. Wir sahen die Verbotene Stadt und besuchten mit großem Interesse den chinesischen Kaiserpalast. Mit großem Vergnügen handelten wir auf dem Seidenmarkt, und unseren Ausflug zur Großen Chinesischen Mauer, einem der sieben Weltwunder, werden wir nie vergessen. Wir sind sehr verwöhnt worden.
Wir sind der Internationalen Föderation für Chormusik ungeheuer dankbar für die Einladung zum ersten Chorweltgipfel, und zwar nicht nur dafür, dass die Chorwelt mit dem YPC bekannt gemacht wurde, einem ganz besonderen amerikanischen Chor, der die große Vielfalt der amerikanischen Gesellschaft darstellt, sondern auch dafür, dass wir die Gelegenheit hatten, eine wunderbare Verbundenheit mit unseren neuen chinesischen Freunden und den anderen hervorragenden Chören aus aller Welt zu entwickeln.
Young People’s Chorus of New York City
Francisco J. Núñez, Künstlerischer Leiter und Gründer
Mit den Gondwana Voices nach Übersee zu reisen, ist ein seltenes und sehr geschätztes Vergnügen. So eine Reise und die Aufführungen mit jungen Sängerinnen und Sängern ist ein großartiges Erlebnis. Auf einer internationalen Tournee kann man ihren Eifer, neue Orte in der Welt, neue Gerichte, neue Kulturen und vor allem neue Freunde kennen zu lernen, voll genießen. Es passiert nicht oft, dass die Gondwana Voices die Gelegenheit haben, auf der Weltbühne aufzutreten. Das ist so, weil einerseits Australien so weit weg ist und andererseits, weil wir vor vielen Jahren beschlossen haben, dass wir lieber zur unserer eigenen Freude als für Wettbewerbe singen wollten.
Es war in der Tat eine große Ehre, ausgewählt zu werden, um auf dem von der IFCM organisierten Chorweltgipfel in Beijing im Juli aufzutreten.
Wir reisten mit 37 Sängerinnen und Sängern im Alter von 12 – 16 Jahren, einem zweiten Dirigenten, Mark O’Leary, und einem Helferteam. Für diese Tournee war unser gesamtes Programm entweder a cappella, oder wir benutzten Instrumente, die von den Sängern selber gespielt wurden. Die Tournee war kurz, aber intensiv, und begann in dem feuchtheißen Guanghzou. Als erstes gaben wir ein Konzert zusammen mit dem Young People’s Choir aus New York im dem grandiosen Opernhaus von Guangzhou. Wir waren dann sehr neidisch, als man uns die fantastischen Einrichtungen des Children’s Palace zeigte. Weiterhin hatten wir einen Empfang beim Australischen Konsulat. Dann eilten wir nach Beijing und kamen gerade rechtzeitig an, um bei einem offiziellen Essen aufzutreten, wo 40 Jahre Handel zwischen China und Australien gefeiert wurden. Am nächsten Tag erklommen wir die Große Mauer, und dann begannen die Aktivitäten des Chorgipfels.
Die Aufführung bei der Eröffnungsfeier war für unsere Sänger und Sängerinnen sehr aufregend. Ihr dreiminütiger Auftritt machte ihnen viel Spaß, und sie sangen aus vollem Herzen. Die größte Freude für sie war jedoch, mit anderen Chören zusammenzutreffen, andere Sänger aus der ganzen Welt kennen zu lernen und füreinander zu singen. Diese Zeit war für alle einfach viel zu kurz.
Es war ein ungeheures Erlebnis, in der Musikhochschule vor vollem Haus zu singen und dieses Konzert mit dem Asia Pacific Youth Choir zu teilen. Obwohl die Altersgruppe nicht die gleiche ist, haben beide Chöre vieles gemeinsam: alle Chormitglieder kommen von weit her und ihre Probezeiten sind kurz und kostbar. Die Zuhörerschaft war herzlich und aufnahmebereit.
Es war etwas beängstigend, ein dreistündiges Atelier zu leiten. Es war nicht leicht zu erraten, was genau die teilnehmenden Chorleiter von unserem australischen Chor hören wollten. Wir waren besorgt, dass es mit dem zusätzlichen Stress der Übersetzung schwierig sein würde, diese drei Stunden durchzuhalten. Das Atelier erwies sich jedoch als ein Höhepunkt für uns, denn die Zuhörer waren begeistert und wären gerne noch einige Stunden länger dabei gewesen. Unvergesslich wird für mich der Moment bleiben, als die Bühne voller australischer und chinesischer Sänger und Sängerinnen war und ein vollgepackter Hörsaal mit viel Spaß zusammen ein Lied mit Tanz von der Torres Strait (Meeresenge im Norden Australiens, A.d.Ü.) aufgeführt haben.
Die Kinder werden sich sicher an den Panda erinnern, und auch an den Besuch der Großen Mauer und der eindrucksvollen Verbotenen Stadt. Aber noch unvergesslicher für uns alle ist die warme Reaktion der Zuhörer und ihre große Begeisterung, so etwas Neues wie unsere australische Musik und den australischen Aufführungsstil zu akzeptieren. Wir freuen uns auf jeden Fall auf die Gelegenheit, wieder nach China zu reisen. Im Namen der Gondwana Voices möchte ich hier der IFCM und dem chinesischen Chorwettbewerb meinen Dank dafür aussprechen, dass sie diese einmalige Veranstaltung ausgerichtet haben.
Gondwana Voices
Lyn Williams, Chorleiterin
Ich kam nach Beijing als Vertreter des Barker College, das der IFCM Anfang 2012 beigetreten war. Die gesamte Woche war eine fantastische künstlerische und kulturelle Erfahrung. Die Gastchöre lieferten unvergessliche Aufführungen, und ich werde mich immer an das Konzert des Chores der Nelson Mandela Metropolitan University erinnern.
Ich genoss die Gelegenheit, mit Chorleitern aus der ganzen Welt zusammenzukommen, und habe jetzt viele neue Freunde überall in der Welt.
Ich bin mehr denn je überzeugt, dass die Chormusik eine vereinende Kraft der verschiedenen Kulturen ist, eine Kunst, die leidenschaftliche Befürworter braucht. Ich bin dankbar für die Chance, dass ich einige von Chinas berühmtesten kulturellen Denkmälern besuchen konnte, und bringe hier unseren chinesischen Gastgebern gegenüber meinen Dank zum Ausdruck für ihre grenzenlose Höflichkeit und Freundlichkeit. Ich kam in China nur mit Schulkenntnissen seiner Geschichte an und ging wieder mit einem tieferen Verständnis seiner Kultur und einer echten Zuneigung für seine Menschen. Gleichzeitig fühle ich mich als Chorleiter mit neuer Energie geladen und durch neue Horizonte bereichert. Das ist doch sicherlich ein Zeugnis für das, wofür die IFCM sich einsetzt? Ich freue mich schon auf viele neue Gelegenheiten, mit der IFCM zusammenarbeiten zu können, und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies mein einziger Besuch in China bleibt.
Barker College, Sydney, Australien
Peter Ellis, Direktor für Chorstudienprogramme
Seit 1999 haben wir an Symposien der IFCM in Rotterdam, Minnesota, Kyoto, Kopenhagen und Beijing teilgenommen. Wir möchten auf jeden Fall auch in Zukunft bei ihren Aktivitäten anwesend sein.
In den letzten dreißig Jahren sind in der Türkei eine Menge von Schul-, Kinder-, Jugend- und Universitätschören für polyphone Musik gegründet worden. Die Innovation und der Fortschritt auf diesem Gebiet sind erstaunlich; trotz der finanziellen Schwierigkeiten beweisen die türkischen Chöre dies durch ihre nationalen und internationalen Aktivitäten.
Als Mitglieder verfolgen wir aus nächster Nähe die Aktivitäten der IFCM, und zwar nicht nur direkt auf der internationalen Arena, sondern auch durch die Mitgliederzeitschrift, Newsletters und sonstige Leistungen.
Durch die Teilnahme an den Symposien lernen wir immer die neuesten Konzepte, Repertoires und Klänge kennen. In Ateliers und Meisterklassen sammeln wir Erfahrungen und neue Kenntnisse. Und darüber hinaus leisten wir uns ein Fest mit Chormusik. Danach kehren wir fröhlich und voller Hoffnung in unsere Heimat zurück. Genauso war es in Beijing mit der chinesischen Gastfreundschaft und Chorkultur.
Wir bemühen uns auch, die Chormusik in der Türkei für jedes Alter und jede Stufe in der menschlichen Entwicklung zu fördern. Wir haben fantastische Zuhörerschaften, die die Chormusik lieben und unterstützen.
Ein langes Leben für die IFCM und ihre internationalen Aktivitäten!
Istanbul Turkish National Broadcasting Youth Choir
Gokcen Koray, Chorleiterin
Ankara State Opera and Ballet
Seval Irmak, Chorleiterin
Aus dem Englischen von Jutta Tagger, Frankreich
Edited by Gillian Forlivesi Heywood, Italy